St. Peter-Ording

In stürmischen Zeiten: Familie von Appen gründet Restaurant „Am Sommerdeich“

In stürmischen Zeiten: Familie von Appen gründet Restaurant „Am Sommerdeich“

Familie von Appen gründet Restaurant „Am Sommerdeich“

Frank Spyra/shz.de
St. Peter-Ording
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Maria (links) und Bart von Appen sind die Gründer des Restaurants „Am Sommerdeich“ in St. Peter-Ording. Foto: Boris Pfau/shz.de

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Maria und Bart von Appen haben es gewagt: Die beiden haben ihren Lebensmittelpunkt mit Kind und Kegel nach St. Peter-Ording verlegt, um ein Restaurant zu gründen. Trotz Pandemie und Fachkräftemangel – das „Am Sommerdeich“ läuft. Ein Restaurantbesuch.

„Die Leute meinten, ihr seid verrückt‘“, erinnert sich Maria von Appen an die Zeit, als sich ihre Idee in ihrem Bekanntenkreis herumsprach. Sie und ihr Mann Bart wollten ein Restaurant gründen. Und das in Zeiten von Corona.

Und das, obwohl es so schwer ist, in der Gastronomie an Personal zu kommen. Sie gingen den Schritt trotzdem und seit dem 27. Dezember 2021 findet sich das Restaurant „Am Sommerdeich“ in St. Peter-Ording.

Vom Hamburger Food-Truck zum Stammlokal in SPO

Gastronomie, das ist eigentlich nichts Neues für die beiden. Für Bart von Appen sowieso nicht, ist er doch gelernter Koch. Seit 2017 betrieb Bart in Hamburg einen Food-Truck. Er bot Burger vor großen Unternehmen an, aber auch auf Festivals in Norddeutschland. 2021 stieg seine Frau mit ein.

Aber mit der Pandemie kamen die Kontaktbeschränkungen. Und mit den Kontaktbeschränkungen kam das Homeoffice. Der Umsatz der Burger-Bude brach bis Mitte 2021 um rund die Hälfte ein. „Wir brauchten einen Plan B“, sagt die Gründerin im weißen Hemd.

SPO-Neustart im alten Fahrwasser

Dabei hatte Maria die Arbeit in dem Truck echt Spaß gemacht. „Es ist ein mega lockeres Arbeiten“, erinnert sie sich. Das die beiden ihre eigenen Chefs waren, war ein zusätzlicher Bonus. Auch deswegen sollte es jetzt das eigene Restaurant sein.

„Schließlich haben wir beide Erfahrungen in der Gastronomie“, sagt Maria. „Bart sowieso mit seinen ganzen Ausbildungen. Und ich bin damit aufgewachsen, habe in der Trattoria meiner Eltern am Tresen gearbeitet.“

Außerdem sei die Arbeit am Gast etwas ganz anderes als die Arbeit im Büro, findet Maria. „Die Kunden sind fröhlicher. Schließlich kommen sie ins Restaurant, weil sie eine gute Zeit haben wollen.“ Und auch wenn einmal etwas schieflaufe: „Im Restaurant kann man den Stress auf der Arbeit lassen. Läuft im Büro etwas schief, kann das schon einmal die ganze Woche verfinstern.“

Personal kurzerhand aus Hamburg importiert

Die von Appens sind nicht allein auf der Welt, sie haben zwei Kinder. Und sie haben Marias Eltern. Die betrieben in St. Peter-Ording die Trattoria. Sie zogen sich aus dem Geschäft zurück, wegen der angespannten Personalsituation. Die Kinder rückten nach.

„Wir haben eine Kraft aus Hamburg mitbringen können“, sagt Bart. Einen Spüler hätten sie in St. Peter-Ording gefunden – Mund-zu-Mund- Propaganda. „Wir haben gar nicht erst gesucht“, sagt Maria. Alles andere machen die Inhaber selbst – die 40-Jährige arbeitet am Gast, der 39-Jährige in der Küche. Bleibt dann doch einmal Zeit, heißt es „ab nach draußen“ für die Familie. Dann machen sie gemeinsame Radtouren.

Von Trattoria zum Sommerdeich in vier Monaten

Der Raum war da, das Personal auch. Aber eröffnungsfertig war das Restaurant noch nicht. „Wir haben alles komplett entkernt“, erzählt die gelernte Bürokauffrau. Das begann mit der Inneneinrichtung, für die sich die beiden Gründer professionelle Hilfe holten.

Die eigentlichen Arbeiten begannen im September, zogen sich hin. „Der Tischler war erst ausgelastet, hatte dann kein Material“, erinnert sich Bart mit einem sanften Lächeln. „Die Stühle sollten aus Polen kommen“, erinnert sich seine Frau. Die letzten beiden Sitzmöbel kamen Ende Juni 2022. Doch auch ohne die Nachzügler legten sie los.

Das St. Peteraner Geschäft kommt ins Rollen

Und: Der Start gelang. Der Küchenchef resümiert: „Dezember und Januar liefen wirklich gut.“ Aber auch das kleine Restaurant im kleinen St. Peter-Ording spürt die großen Wandlungen der Welt. „Die Leute können wieder reisen“, gibt Bart zu bedenken und meint Auslandsreisen, nicht den Trend zum Inland, den die Pandemie erzwang. Und auch der Überfall auf die Ukraine schlägt Wellen an der Nordsee. „Wegen der steigenden Gaspreise gucken die Menschen auf ihr Geld.“

Der Lebensmittelpunkt der Familie liegt nun in St. Peter-Ording. Das Haus in Hamburg – verkauft, um den Neustart zu finanzieren –, die Kinder – umgeschult –, Freunde – zurückgelassen. „In Hamburg waren wir vernetzt. Hier nicht“, sagt Matriarchin Maria. Aber die beiden seien hoffnungsvoll. „Klar, immer“, sagt Maria und ihr Mann fügt mit Blick auf die vergangenen Jahre an: „Wir haben gelernt, uns anzupassen, gelernt, mit Höhen und Tiefen umzugehen.“

Regionale und saisonale Küche hinterm Deich

Nur in einer Hinsicht wagen die von Appens nicht den großen Schritt: kulinarisch. Viele ihrer Kunden sind alte Stammkunden der Trattoria. Problematisch ist das nicht: Der Küchenchef hat auch Italienisch im Repertoire. Am Sommerdeich gibt‘s regionale und saisonale Küche. Die Kartoffeln beispielsweise sind Flensburger Gewächse.

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