Gesellschaft

Sternschnuppenregen am Adventshimmel

Sternschnuppenregen am Adventshimmel

Sternschnuppenregen am Adventshimmel

Torsten Rahn/shz.de
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Die Plejaden Foto: NASA, ESA, AURA/Caltech

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Ein Himmelsspaziergang im Dezember beschert uns die Plejaden, eine Rettung von Sternengöttinnen, einen Eisriesen und den stärksten Sternschnuppenregen des Jahres. 

Es ist die Zeit der längsten und dunkelsten Nächte des Jahres. Abseits des festlichen irdischen Lichterglanzes bietet sich nun bei klarem Wetter die Gelegenheit, über vierzehn Stunden lang einen prachtvollen, sternübersäten Winterhimmel zu genießen. Dabei können im Laufe einer Nacht fast alle Sternbilder erkundet werden.

Unsere Panorama-Sternkarte gibt eine Gesamtschau auf den norddeutschen Nachthimmel so wie er gegen 21 Uhr zu sehen ist. Der kreisrunde Kartenrand stellt dabei den umlaufenden Horizont dar. Das Zentrum der Karte markiert den Punkt direkt über uns, den Zenit. Dort steht aktuell hoch am Himmel das Sternbild Kassiopeia, das aufgrund seiner markanten Form als Himmels-W bekannt geworden ist.

Beinahe wie ein Weihnachtsstern strahlt auf halber Höhe darunter der helle Planet Jupiter. Er steht in Südrichtung im Sternbild Widder. Schon mit einem Fernglas kann man seine vier Galileischen Monde beobachten. Ein kleineres Teleskop ermöglicht zudem die Sichtung der Wolkenbänder auf der Oberfläche des Gasriesen.

Der den Plejaden folgt

Ein gutes Stück links vom Jupiter leuchtet ein auffälliges Sternenwölkchen, das an eine Miniaturausgabe des Kleinen Wagens erinnert. Hierbei handelt es sich um die Plejaden, die auch Siebengestirn genannt werden und auf der Sternkarte mit der Katalogbezeichnung „M45“ versehen sind. Mit guten Augen kann man hier sechs bis zehn Sterne erkennen. Im Fernglas zählt man schon mehr als 40 blauweiße Sterne. Und tatsächlich dürfte dieser offene Sternhaufen aus mehreren hundert Sternen bestehen.

Die Hühner der Liebesgöttin Freja

Im Einklang mit der nordischen Götterwelt sahen die Wikinger einst in dieser Sternansammlung die Hühner der Liebesgöttin Freja. Bei den Alten Griechen waren die Plejaden hingegen die sieben zauberhaften Töchter des Titanen Atlas und der Meeresnymphe Pleione. Als ihr Vater Atlas dazu verdammt wurde, das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen, nutzte der Jäger Orion seine Abwesenheit, um die sieben Plejadenschwestern zu verfolgen und ihnen nachzustellen. Zu ihrer Rettung verwandelte der Göttervater Zeus die Schwestern zunächst in Tauben, um sie dann als Siebengestirn an das Firmament zu versetzen.

Auch Orion finden wir am Sternenhimmel. Als Himmelsjäger steht er dort ein ganzes Stück links unterhalb der Plejaden. Durch den scheinbaren täglichen Lauf der Sterne von Osten nach Westen erscheint es, als würde Orion Nacht für Nacht die Plejaden verfolgen. Glücklicherweise wird er sie dort jedoch niemals erreichen.

Der Sternhaufen der Plejaden gehört zum Sternbild Stier, das sich zwischen Orion und dem Siebengestirn erstreckt. Der hellste Stern im Stier ist der rötliche Aldebaran. Er stellt das blutunterlaufene Stierauge dar. Interessanterweise stammt der Name Aldebaran aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie „der Nachfolgende“ – was sich auch hier wieder auf die Plejaden bezieht.

Methan färbt fernen Eisriesen türkis

Wer Jupiter und die Plejaden erfolgreich mit dem Fernglas beobachtet hat, kann sich auch an den Planeten Uranus heranwagen. Uranus ist von der Erde aus der entfernteste Planet, der mit bloßem Auge gerade noch sichtbar ist. Dennoch ist es ratsam, ein Fernglas zur Hand zu nehmen, um ihn leichter zu entdecken. Am Himmel befindet er sich etwa auf halbem Weg zwischen dem Siebengestirn und Jupiter.

Zur Unterstützung beim Aufsuchen kann das kostenlose Programm Stellarium dienen, das im App-Store oder unter www.stellarium.org erhältlich ist. Auch im Fernglas erscheint Uranus nur als schwaches, bläulich-grünes Pünktchen. Seine türkise Färbung resultiert aus dem Vorhandensein von Methan in der Atmosphäre des eisigen Riesen.

Sternschnuppen für die Weihnachts-Wünschezeit

In den kommenden Nächten lässt sich immer häufiger beobachten, wie Sternschnuppen über den Himmel ziehen. Denn der Meteorstrom der Geminiden erreicht am Abend des 14. Dezembers seinen Höhepunkt. Besonders bemerkenswert ist, dass das Maximum direkt in die Neumondphase fällt, wodurch das Ereignis nicht von hellem Mondlicht gestört wird. Unter optimalen Bedingungen lassen sich dann bis zu 120 Meteore pro Stunde zählen – mehr als genug für eine lange Wunschliste. Damit sind die Geminiden der aktivste Meteorstrom im Jahresverlauf.

Der Ausstrahlungspunkt („Radiant“) der Geminiden befindet sich nahe dem Stern Kastor im Sternbild Zwillinge. Von dort aus ziehen die Sternschnuppen vergleichsweise langsam über das Firmament. Um die Geminiden bestmöglich zu beobachten, ist es ratsam, einen möglichst dunklen Ort aufzusuchen. Ein bequemer Liegestuhl, warme Kleidung und eine Portion Geduld sind die besten Begleiter beim Genuss dieses himmlischen Feuerwerks.

Am dritten Adventssonntag lohnt es sich, nach Einbruch der Dunkelheit einen Blick zum Südwesthorizont zu werfen. Dort leuchtet die zunehmende Mondsichel, die sich unterhalb des Ringplaneten Saturn in Position gebracht hat. Frühaufsteher können den gesamten Dezember hindurch in den Stunden vor Sonnenaufgang die strahlende Venus bewundern. Sie lässt das Jahr 2023 als Morgenstern ausklingen.

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