Flensburg

Stadtwerke begraben Pläne für klimaneutrale Geothermie-Fernwärme

Stadtwerke begraben Pläne für klimaneutrale Geothermie-Fernwärme

Stadtwerke begraben Geothermiepläne

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Durch die dicken Fernwärme-Leitungen in Flensburg wird auch in Zukunft keine Wärme fließen, die durch Geothermie erzeugt wurde Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Die Hoffnungen waren groß: Bis zu 25 Prozent der Flensburger Fernwärme sollten klimaschonend aus Geothermie gewonnen werden. Daraus wird nun nichts.

In zwölf Jahren, im Jahr 2035, soll Flensburg komplett klimaneutral heizen. Meerwasser-Großwärmepumpen für die Fernwärme sind dabei ein zentraler Baustein. Ein zweiter wichtiger Baustein hätte Erdwärme (Geothermie) sein können. Das jedenfalls war die Hoffnung bei den Stadtwerken, als der kommunale Energieversorger im Mai den dänischen Geothermieentwickler Innargi mit einer entsprechenden Untersuchung beauftragte.

Innargi hat in Flensburg die sogenannte hydrothermische mitteltiefe Geothermie untersucht. Dabei ging es um die Frage, ob unter der Stadt so viel warmes oder heißes Wasser ist, um damit die Gebäude in Flensburg zu heizen.

Die Untersuchung sollte ein Jahr dauern. Doch das Ergebnis liegt nun schon nach fünf Monaten vor – und es fällt ernüchternd aus: Flensburgs Untergrund hat demnach nicht genügend Potenzial, um mit dem aktuellen Stand der Technik eine Wärmegewinnung auf Basis von hydrothermaler Geothermie aufzubauen.

Dabei waren die Hoffnungen groß – auch weil Geothermie anderswo auf der kimbrischen Halbinsel, zu der Schleswig-Holstein und Jütland gehören, bereits umgesetzt wird. So baut Innargi momentan in Aarhus das größte geothermische Heizwerk der EU.

Den Stadtwerken sind durch die Untersuchung nach eigenen Angaben keine Kosten entstanden. Innargi hat auf eigene Rechung gearbeitet.

Auch wenn der Untergrund nach den heutigen technischen Möglichkeiten nicht genügend Potenzial aufweist, wollen die Stadtwerke das Thema Erdwärme nicht vollständig aufgeben.

Klimaneutralität bis 2035 beschlossen

Es gebe verschiedene Forschungsprojekte und Ideen für neue Geothermie-Technologien, die eine Neubewertung sinnvoll machen könnten, wenn sie die entsprechende technische Reife erreichen, heißt es bei den Stadtwerken. Bei der Transformation zur Klimaneutralität bis 2035 werde man sich nun aber auf andere Bausteine wie Wärmepumpen konzentrieren, sagt Karsten Müller-Janßen, Geschäftsbereichsleiter Anlagenbau bei den Stadtwerken.

Die Ratsversammlung hatte im Dezember 2022 beschlossen, dass die Stadtwerke Flensburg ab 2035 kein Gas und keine Kohle mehr verbrennen sollen. Zuvor hatte die Initiative „Klimabegehren“ mehr als 10.000 Unterschriften für ein entsprechendes Bürgerbegehren gesammelt.

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