Krieg in der Ukraine

Spritpreis lockt Autofahrer von Südtondern über die dänische Grenze

Spritpreis lockt Autofahrer von Südtondern über die dänische Grenze

Spritpreis lockt Autofahrer von Südtondern über die Grenze

SHZ
Süderlügum/Seth/Tondern
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Äußerst lebhaft geht es seit einigen Tagen an den grenznahen Tankstellen im Raum Tondern zu. Viele Autofahrer mit NF-Kennzeichen nutzen die aktuellen Preisunterschiede aus. Foto: Kirsten Møballe Christiansen/shz.de

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2,34 Euro kostet am frühen Montagnachmittag der Liter Diesel an Tankstellen in Niebüll, Braderup und Süderlügum. Bei der Fahrt über die Grenze Richtung Tondern traut man seinen Augen nicht.

Seit dem vergangenen Donnerstag ist Treibstoff in der Kommune Tondern erheblich günstiger als in Südtondern. „Die haben uns am Wochenende leergetankt“, erzählt Torben Christiansen von der Tankstelle in Seth, wenige hundert Meter nördlich vom B5-Grenzübergang Böglum. „Das war wie wild“, so der Mitarbeiter vom Saed Autos-Service weiter.

Und auch am frühen Montagnachmittag geht es an der Tankstelle, die an der Straße nach Tondern liegt, lebhaft zu. Keine langen Schlangen wie am Sonnabend und Sonntag, aber doch so, dass man warten muss, bis man mit seinem Auto zur Zapfsäule gelangt.

Staunen über die Spritpreis-Anzeigen

„Ich wohne in Süderlügum“, sagt eine Autofahrerin. Und sie betont es so, dass man sich den nachvollziehbaren Rest ihrer Erklärung denken kann: Sie wäre ja blöd, wenn sie das nicht ausnutzen würde. Eine andere Autofahrerin mit NF-Kennzeichen sagt, sie sei zufällig vorbeigekommen und erstaunt von den Spritpreisen.

Der Unterschied ist in der Tat immens, vor allem bei Diesel: Der Treibstoff für Selbstzünder kostet um diese Zeit gerade 14,09 Kronen, das ist 1,89 Euro. In Tondern wenige Kilometer weiter zahlt man zwischen 14,09 und 14,19 Kronen (1,91 Euro) für Diesel. Südlich der Grenze zeigen die Preistafeln für diese Kraftstoffsorte zur gleichen Zeit 2,349 Euro an – eine Differenz von knapp 44 bis 46 Cent.

Super 95 kostet in Seth 14,89 Kronen – umgerechnet exakt zwei Euro. Hierzulande sind es da gerade 2,249 und 2,309 für die Sorten Super E10 und Super E5 – auch bei diesem Unterschied werden viele rechnen, ob sich die Fahrt über die Grenze lohnt. Wenig später fielen die Preise in Südtondern um jeweils vier Cent.

In Tondern ist schon etwas ruhiger, was den Tanktourismus betrifft. Man muss schon mal einige Minuten warten, bis ein Auto aus dem Kreis Nordfriesland an der Zapfsäule vorfährt. Doch am vergangenen Wochenende war auch hier viel los, bestätigt eine Mitarbeiterin der Tankstelle Circle K im Nordre Landevej.

Und an einer weiteren Station in der dänischen Kleinstadt erzählt eine Autofahrerin, sie tanke nur sehr selten. Die Frau, die ein Auto mit NF-Nummernschild fährt, lebt nach eigenen Angaben in Dänemark – und war sonst immer in Süderlügum tanken. „Ich ärgere mich, dass ich nicht vollgetankt habe, als der Diesel noch 1,77 Euro gekostet hat“, sagt sie. Volltanken bei 1,77 Euro – wer hätte vor Wochen gedacht, dass das mal ein Schnäppchen ist.

ADAC zu den Ursachen

Die Ursachen für die krassen Preisunterschiede dies- und jenseits der Grenze kann man sich auch beim ADAC nicht erklären. Der für Schleswig-Holstein zuständige Sprecher Rainer Prega bemüht sich dennoch: „Es ist offenbar so, dass in Deutschland die Psychologie des Marktes anders funktioniert.“ Letztlich kommt er zu dem Schluss, dass die Spritpreise hierzulande „deutlich zu hoch“ seien.

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