Photovoltaik auf Eiderstedt

Sorge wegen Solarpark-Wildwuchs: Bürgerinitiativen machen mobil

Sorge wegen Solarpark-Wildwuchs: Bürgerinitiativen machen mobil

Sorge wegen Solarpark-Wildwuchs

SHZ
Garding
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Der erste Solarpark auf Eiderstedt wurde 2020 in Tating eingeweiht. Foto: Herbert Müllerchen/shz.de

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Investoren wollen auf Eiderstedt hektarweise Solarparks errichten. Kritiker sorgen sich um Menschen, Natur und Landschaftsbild und warnen vor den Folgen eines solaren Flickenteppichs auf der Halbinsel.

Es rumort auf Eiderstedt. Der Anlass: Solarparks. Investoren fragen in diesem Jahr verstärkt nach Flächen auf der Halbinsel nach. Und während so mancher Grundstückseigentümer sich schon auf die Pachteinnahmen freut, formiert sich bei den Bürgern vermehrt Widerstand. Befürchtet wird ein Wildwuchs von Freiflächen-Solaranlagen und damit eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und Nachteile für Menschen und Natur.

Solarpark-Infoveranstaltung am 6. September in Garding

Wegen der Brisanz des Themas ist von den drei Bürgerinitiativen Osterhever, Oldenswort und Tating eine Infoveranstaltung für den 6. September in der Gardinger Dreilandenhalle geplant (siehe Infokasten). Zumal in Osterhever und Oldenswort die Bürger am 26. September, dem Tag der Bundestagswahl, entscheiden sollen, ob sie einen Solarpark in ihrer Gemeinde haben wollen oder nicht.

Weiterlesen: Osterhever: Am 26. September wird über Solarpark-Verbot abgestimmt

In den beiden Gemeinden wie auch in Tating gibt es konkrete Anfragen nach Flächen, um aus Sonnenlicht Strom zu erzeugen. In Osterhever sind 25 Hektar im Norderheverkoog ins Visier genommen worden, in Oldenswort sind es insgesamt 53 Hektar und in Tating acht. Dort gibt es bereits einen Solarpark mit zehn Hektar Fläche, der von der Firma Wattmanufactur aus Galmsbüll 2020 eröffnet wurde. Dieselbe Firma hatte im Frühjahr auch in Osterhever und Witzwort angefragt.

Weiterlesen: Solarparks Oldenswort: Bürger dürfen über Realisierung entscheiden

Gegenargumente gegen große Solar-Freiflächenanlagen

Wie gesagt, die Bürgerinitiativen fürchten einen Flickenteppich von Solarparks und damit eine erhebliche Beeinträchtigung des historischen Landschaftsbildes Eiderstedts mit Folgen für die Bevölkerung und den Tourismus, aber auch die Natur. So weist die Bürgerinitiative Osterhever in ihrer Infobroschüre zum Bürgerentscheid daraufhin, dass die Vegetation unter den Modulen arm und die vorgeschriebene Einzäunung für die Wildtiere eine Barriere sei, so dass kein Austausch mit der Umgebung mehr möglich ist.

Keine Einspeisekapazitäten

Ein weiterer Einwand der Bürgerinitiative Osterhever: Der auf Eiderstedt großflächig produzierte Strom könnte derzeit gar nicht abgeführt werden, weil es keine freien Einspeisekapazitäten (Mittelspannung) gebe. Dennoch müsse er per EEG-Umlage von den Bürgern bezahlt werden.

Und letztlich sieht die Bürgerinitiative Osterhever auch keine finanziellen Vorteile für die Gemeinden: Nach einer Berechnung für Tating würden in 20 Jahren 200.000 Euro Gewerbesteuer anfallen, also nur 10.000 Euro pro Jahr.

Kritik auch vom Kreis Nordfriesland zur fehlenden Raumplanung

Aber das Hauptproblem aus Sicht der Kritiker ist, dass es kein raumordnerisches Konzept der Landesregierung gibt und damit die Planungshoheit allein bei den einzelnen Gemeinden liegt. Es reicht den Flächennutzungsplan zu ändern und einen entsprechenden Bebauungsplan zu verabschieden, dann darf ein Solarpark errichtet werden.

Auch der Kreis Nordfriesland sieht das Fehlen von raumordnerischen Vorgaben im Rahmen der Regionalplanung kritisch und hat das bereits in einer Stellungnahme zum Landesentwicklungsplan im Frühjahr kundgetan.

Kreis hat keine Planungshoheit

Lediglich ein Beratungserlass als Arbeitshilfe für die Gemeinden und Planungsbüros seitens des Landes ist in Arbeit. Der Kreis Nordfriesland könne nur beratend darauf hinweisen, welche Vor- und Nachteile sowie Folgen eine Solarpark-Ausweisung haben können, eine Planungshoheit habe er nicht, so Burkhard Jansen, Fachbereichsleiter Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt, Kultur bei der Kreisverwaltung.

Solarparks am 2. September im Amt Eiderstedt Thema

Zum weiteren Vorgehen in Sachen Solarparks wird sich auch das Amt Eiderstedt einmal mehr in seiner Hauptausschuss-Sitzung am Donnerstag, 2. September, befassen. Sie beginnt um 19 Uhr in der Dreilandenhalle. „Wir wollen den Gemeinde einen Kriterienkatalog vorschlagen, nach denen Flächen bewertet werden können“, erklärte Amtsdirektor Matthias Hasse auf Anfrage.

Er verwies weiter auf eine Flächenkartierung für nicht geeignete Areale, die der Kreis im Herbst fertig stellen wolle. Mit Blick auf die noch in Arbeit befindliche Fortschreibung des Landesentwicklungsplans empfehle das Amt Eiderstedt Gemeinden und Investoren daher, die Planungen von Kreis und Land abzuwarten, um Rechtssicherheit zu haben.


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