Kirche bietet einen großen Schatz

So kam Udo Lindenberg auf das Altarbild in Leck

So kam Udo Lindenberg auf das Altarbild in Leck

So kam Udo Lindenberg auf das Altarbild in Leck

Arndt Prenzel/shz.de
Leck
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Hier die Udo Lindenberg-Anspielung auf dem Altarbild der Lecker Kirche. Foto: Arndt Prenzel

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Er prägte eine ganze Epoche, gestaltete mit seiner klaren Bildprache Reliefs, große Wandbilder, Buntglasfenster und Textilkunst. St. Willehad in Leck ist eine der Kirchen, in denen Werke von Werner Juza zu finden sind.

Er war einer der berühmtesten Künstler Sachsens: Werner Juza, 1924 in Rodewisch im Vogtland geboren, ist am 25. August diesen Jahres im Alter von 98 Jahren gestorben. In der St. St. Willehad-Kirche in Leck gestaltete er in den 90er Jahren das Abendsmahlsbild am Altar sowie einen Bilderzyklus zur Bergpredigt an der Empore der Kirche. Dieser Bilderzyklus ergänzte die älteren Emblem-Malereien der Empore. In der Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostern wird der Altar geschlossen und man sieht ein großes Bild – „Ostertanz“ – des besonderen Künstlers.

„Es war damals eine Ausschreibung der Gemeinde gewesen“, erinnert sich Axel Schauder, der seit Kindheitstagen mit Werner Juza befreundet war. „Wir waren Nachbarn in Wachau, denn meine Mutter war auch Künstlerin“, sagt der Niebüller Ökonom. Als der Künstler dann in Leck tätig war, inzwischen befreundet mit seinem Förderer Pastor Peter Spangenberg, blieb ihm dessen Anwesenheit zunächst verborgen. „Werner Juza dachte nur an seine Arbeit.“

Dessen Werk und seine Nachwirkung ist enorm: In Kirchen verschiedener Bundesländer findet man seine Arbeiten. Er prägte eine ganze Epoche, gestaltete mit seiner klaren Bildprache Reliefs, große Wandbilder, Buntglasfenster und Textilkunst. Verkleidungen für Türen, von Kanzeln, Altären, Taufsteinen fertigte er aus Kupfer. Zu seinen berühmtesten Werken zählt das monumentale Wandgemälde „Versöhnung“ in der Dreikönigskirche von Dresden. Doch auch die Lecker St.Willehad-Kirche profitiert auf eigene Weise von seiner ungewöhnlich anmutenden Kunst.

Bibel als Realität verstanden

„Die Bergpredigt hat er einmal als Grundlagentext seiner Kunst bezeichnet. Biblische Geschichten interpretierte er jedoch als menschliche Erfahrung. Er hat die Bibel immer als Realität, nie als Historie verstanden. Seine Bilder sind mal poetisch, oft zeitkritisch, karikaturenhaft und humorvoll“, erklärt Axel Schauder. Pastor Peter Janke erinnert sich:„Die Bilder waren und sind in der Gemeinde ein wenig umstritten - auch wenn früher noch mehr dazu gesagt wurde. Die einen finden sie toll. Die anderen stören sich an Juzas Darstellung, besonders an den Gesichtern. Der Kirchenvorstand hatte sich damals als Thema für die Bergpredigt entschieden, weil die Seligpreisungen schon an den Deckenbalken der St. St. Willehad-Kirche zu lesen waren.“

Axel Schauder fasst zusammen: „Dingen Symbolcharakter zu verleihen, bezeichnete er als sein Hauptanliegen.“ Er besuchte Juza, der sich in der ehemaligen DDR als nicht staatskonformer Künstler einen Namen machte, noch kurz vor dessen Ableben im August. Dieser ahnte wohl seinen Tod, er überreichte Schauder einige Skizzen, unter anderem mit dem prophetischen Titel „Das bin ich, noch“.

In der Kirche befinden sich an der Empore barocke Emblem-Malereien. Ein Großteil der Tafeln an der Empore enthielt aber keine Bilder. 1992 wurden von drei Künstlern Vorschläge und Probebilder zur Ausmalung der leeren Tafeln bestellt. Die Entscheidung des Kirchenvorstandes und des aufsichtführenden Landeskirchenamtes fiel dann auf Werner Juza, der in den Jahren 1993 bis 1995 die Bildtafeln für die Empore geschaffen hat.

Ebenfalls 1993 malte er das Abendmahlsbild für die Predella des Altares. Der Altarkasten ist 1993 nach mittelalterlichem Vorbild neu gebaut worden. Dabei wurde entschieden, die Flügel des Altares beweglich anzufertigen und mit einem rückseitigen Bild von Werner Juza zu versehen. Dieses Bild ist sichtbar, wenn der Wandelaltar zum Beispiel n der Passionszeit von Aschermittwoch bis Karsamstag geschlossen wird.

Freie Hand bei der Motivgestaltung

Die Bildtafeln an der Empore sind zu Versen aus der Bergpredigt aus Matthäus 5 - 7 gestaltet worden. Die Auswahl der Verse erfolgte wohl durch den Kirchenvorstand, war Werner Juza also vorgegeben. Die Bibelstellen sind jeweils unter der Bildtafel angegeben. Bei der Motivgestaltung hatte Werner Juza freie Hand. Von seiten des Landeskirchenamtes gab es lediglich einzelne Anmerkungen, z.B. dass sich die Farbgestaltung an den in der Kirche vorfindlichen Farben orientieren möge.

Eine Besonderheit des Zyklus ist das Bild zu Matthäus 5,11. Es ist das Bild in der Ecke zwischen Westempore und Nordempore. Bei dieser Tafel war die rechte Hälfte aus dem Barock an der Nordempore noch erhalten. Die linke Hälfte der Tafel an der Westempore war jedoch leer. Hier hat Werner Juza das fragmentarische Bild ergänzt.

Bei dem Bild zu Matthäus 7,1ff hatte Werner Juza bei der Darstellung des Richters den Nazi-Richter Roland Freisler im Sinn, wie er bei einem Leck-Besuch erzählte. Ebenso hat er sich bei bestimmten Figuren der linken Tafel des großen Altarbildes an zeitgenössischen Personen wie Udo Lindenberg und Karl Lagerfeld orientiert. Er hat die konkreten Personen aber bewusst nicht portraitiert, sondern sind zum Anlass für allgemeingültige Typen genommen.

Das große Altarbild auf den Rückseiten der Altarflügel besteht aus zwei Tafeln, die 1998 und 1999 gemalt wurden. Die linke Tafel stellt dabei dar, wie alle Menschen ohne Unterschied dem Trommelschlag des Todes folgend schließlich sterben. Die Blickrichtung dieser linken Tafel folgt - so Juza - einer Bewegung von oben (Leben) nach unten in den Tod. Die ausgemergelte Gestalt unten links erinnert nicht zufällig an einen ausgehungerten KZ-Häftling. Dort unten angekommen soll der Blick nach rechts hinüber auf die zweite Tafel gehen. Dort ist im unteren Teil das Totenreich zu sehen, in dem auch die liegende Christus-Gestalt zu sehen ist. Bewacht wird das Totenreich von einem Soldaten. Doch neben ihm steht eine Christus- oder Engelsgestalt mit weiß-rotem Gewand. Von dort bewegen sich die Verstorbenen zu neuem Leben in die Höhe. Das Bild endet am oberen Ende der rechten Tafel in einem fröhlichen Tanz im goldenen Licht der Ewigkeit, so beschreibt es, so beschreibt es Pastor Peter Janke.

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