Schleswig-Holstein

Selbstbewusst auch ohne Trendfrisur und Markenklamotten

Selbstbewusst auch ohne Trendfrisur und Markenklamotten

Selbstbewusst auch ohne Trendfrisur und Markenklamotten

Kay Müller/shz.de
Schleswig-Holstein
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Praktisch oder peinlich: Klamotten mit Geschwistern teilen Foto: dpa-tmn

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Für Jugendliche gibt es nichts Wichtigeres als ihr Aussehen? Von wegen! Der Sohn unseres Autors Kay Müller ist in dieser Hinsicht tiefenentspannt.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich träume. Wenn mein fast 15-jähriger Sohn morgens aus seinem Zimmer tritt, ist seine Kleidung – nun, wie drücke ich das jetzt am besten aus – speziell. Dass die Klamotten nicht immer sauber sind, daran habe ich mich gewöhnt. Auch, dass er sich manchmal in die Sachen seines zwei Jahre jüngeren Bruders zwängt, weil er gerade nichts anderes findet. Ist egal, farblich passt auch da häufig nicht viel. Manchmal bin ich froh, dass er überhaupt etwas am Körper trägt, wenn er das Haus verlässt.

Pickel? Egal, die haben doch alle!

Nun ist das nicht wirklich neu, sondern es zieht sich durch sein Leben.  Einkaufen war nie sein Ding, noch heute läuft er gern weg, wenn es um die Auswahl von Kleidung geht. Es ist ihm schlicht egal, was er trägt und was andere über sein Aussehen sagen. Seit er altersmäßig in der Pubertät ist, hat er Pickel – die sich allerdings mit einem Waschgel und einer Creme sehr gut behandeln lassen. Leider macht er das so selten, dass die Pusteln in seinem Gesicht immer wieder sprießen. Sein Kommentar? „Ist doch egal, in meinem Alter haben doch alle Pickel.“

Ich hoffe, dass sich seine Einstellung ändert, wenn die Partnerwahl stärker in seinen Fokus gerät. Zumindest bei der sonstigen Körperpflege und dem Einsatz von Deo hat es in den vergangenen Monaten einige Fortschritte gegeben.

Wer gerecht und anerkannt durch die Welt geht, ist auch selbstbewusst

Nun würde ich natürlich nie eine Kolumne wie diese schreiben, ohne meinen Sohn vorher zu fragen, ob er damit einverstanden ist. Er hat daraufhin nur mit den Schultern gezuckt – und gesagt: „Mach’ doch.“ Nur bei einer Sache hatte er Bedenken. „Es geht doch um gutes Aussehen und Selbstbewusstsein? Das habe ich beides nicht.“ Doch wer so über sich spricht, manchmal nerdig, aber immer sportlich und gerecht durch die Welt geht und bei Freunden anerkannt ist –  der muss zumindest ein gewisses Selbstwertgefühl haben. Okay, vielleicht könnte es bei meinem Sohn manchmal mehr sein – aber sicher nicht, weil er eine Trendfrisur und Markenklamotten trägt.

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