Designierter Vizekanzler

Robert Habeck: Der dritte Bundesminister von der Flensburger Förde

Robert Habeck: Der dritte Bundesminister von der Flensburger Förde

Habeck: Dritter Bundesminister von der Flensburger Förde

SHZ
Flensburg
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Unterwegs in Washington: Kai-Uwe von Hassel 1966 mit US-Verteidigungsminister Robert McNamara (rechts). Foto: Arnie Sachs / SHZ

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Die Ampel-Koalition steht. Mit Robert Habeck wird es erstmals einen Bundesminister aus Flensburg geben. Das Flensburger Umland hingegen war schon zwei Mal am Kabinettstisch vertreten. Aber das war noch in Bonn.

Die Liste der Bundesminister aus Schleswig-Holstein ist überschaubar. Wenn Grünen-Chef Robert Habeck in der kommenden Woche wie erwartet zum Wirtschaftsminister und Vizekanzler ernannt wird, wäre er im Kabinett erst der siebte Schleswig-Holsteiner seit Gründung der Bundesrepublik.

Und er wäre der erste Flensburger überhaupt. Damit würde Flensburg nach fast 60 Jahren endlich mit dem kleinen Nachbarn Glücksburg gleichziehen. Und mit der Gemeinde Steinbergkirche.

Der Glücksburger Kai-Uwe von Hassel (CDU) wurde 1963 Bundesverteidigungsminister. Wenn man dem „Spiegel“ glauben darf, dann wollte der damals 49-jähirge Mann aus Glücksburg lieber in Schleswig-Holstein bleiben. Hier war er Ministerpräsident und über die Landesgrenzen hinaus populär. Bundeskanzler Konrad Adenauer versuchte zunächst vergeblich, ihn dazu zu überreden, nach Bonn zu wechseln.

Nachfolger von Franz-Josef Strauß

Es wurde dringend jemand gebraucht, der ganz anders war als der schillernde Franz-Josef Strauß von der CSU, der als Verteidigungsminister zurückgetreten war, nachdem er die wohl tiefste Staatskrise der jungen Bundesrepublik ausgelöst hatte: Nach einem kritischen Bericht hatte er dafür gesorgt, dass Spiegel-Chef Rudolf Augstein und mehrere Redakteure verhaftet wurden.

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Es soll damals Bundespräsident Heinrich Lübke gewesen sein, der Kai-Uwe von Hassel überredete. Der Bundespräsident hatte zu ihm offenbar einen besseren Draht als Adenauer, was auch damit zu tun hatte, dass Lübkes Bruder Friedrich-Wilhelm, der bis zu seinem Tode 1954 ganz in der Nähe bei Oeversee wohnte, von Hassels Vorgänger als Ministerpräsident war.


Anders als Robert Habeck, der seinen Anspruch auf einen Ministerposten schon seit langem vernehmlich formuliert hatte, ging von Hassel also eher widerwillig in die Bundespolitik. Dabei dürft auch eine Rolle gespielt haben, dass der Stuhl des Verteidigungsministers schon damals nicht gerade als karrierefördernd galt.

Tatsächlich blieb Kai-Uwe von Hassel nur drei Jahre im Amt. Danach wurde er mit Beginn der ersten Großen Koalition auf den eher unbedeutenden Posten des Vertriebenenministers abgeschoben. 1969 wurde er Bundestagspräsident.


Der Name Kai-Uwe von Hassel ist in Glücksburg bis heute sehr präsent. Und das gewiss nicht nur, weil seine Schwiegertochter Elke von Hassel hier später viele Jahre Bürgervorsteherin war. (Ein Amt übrigens, das auch Kai-Uwe von Hassel als Ministerpräsident zusätzlich innehatte und erst aufgab, als er nach Bonn wechselte.)

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Minister für besondere Aufgaben

Aber ein Bundesminister aus Steinbergkirche? Da müssen auch manche Polit-Junkies einen Moment überlegen. Zu seiner Amtszeit gehörte das Dorf, in dem sein Haus stand, noch gar nicht zu Steinbergkirche. Neukirchen wurde gemeinsam mit der gesamten Gemeinde Quern erst 2013 eingemeindet.

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Dort an der Flensburger Außenförde wohnte Egon Bahr. Zumindest in den Jahren, als er Bundestagsabgeordneter war und für die SPD den Wahlkreis Flensburg-Schleswig im Parlament vertrat. Besonders eng waren seine Bindungen in die Region nicht, auch wenn er betonte, wie wohl er sich in dem Häuschen in Neukirchen fühlte, das er sich gekauft hatte, nachdem er auf der Suche nach einem Wahlkreis im hohen Norden gelandet war. Seine Heimat blieb Berlin, wo er auch 2015 starb.

Von 1972 bis 1974 war Egon Bahr als „Bundesminister für besondere Aufgaben“ insbesondere für die Beziehungen zur DDR und zur Sowjetunion zuständig. Von 1974 bis 1976 war er Entwicklungshilfeminister.


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