Lesung Stadtbücherei Kappeln

Oliver Lück fährt mit den Gästen im Bulli durch Europa

Oliver Lück fährt mit den Gästen im Bulli durch Europa

Oliver Lück fährt mit den Gästen im Bulli durch Europa

SHZ
Kappeln
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Oliver Lück besuchte auf seinen Reisen durch Europa auch Norwegen. Foto: Lück/shz.de

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Seine Buchvorstellungen sind keine Wasserglas-Lesungen: Der Buchautor, Journalist und Fotograf liest, zeigt und erzählt, was und wen er auf den Europa-Reisen mit seinem VW-Bus gesehen und kennengelernt hat.

Fast auf den Tag genau 25 Jahre ist es her, dass Oliver Lück, Journalist und Fotograf, mit dem VW-Bus seine erste längere Tour durch Europa antrat. Seitdem hat er viel gesehen, viel erlebt, vor allem aber viele Menschen kennengelernt. Während seiner Lesereisen berichtet der 47-Jährige von diesen Erlebnissen und beweist, dass Europa viel bunter ist, als der eine oder andere glaubt. Am Donnerstag, 19. August, ist er zu Gast in der Stadtbücherei Kappeln und stellt seinen Bildband „Zeit als Ziel“ vor. „Schlei Bote“-Reporterin Doris Smit hat deshalb vorab mit ihm gesprochen.

Herr Lück, Sie leben im Süden Schleswig-Holsteins und kennen sich gut in Europa aus. Aber kennen Sie auch Kappeln?

Oliver Lück: (lacht): Ja klar. Die ganze Schlei-Region ist toll. Kappeln habe ich oft und immer wieder gern besucht. Es ist jetzt keine Schleimerei, wenn ich sage, Kappeln ist eine der schönsten Städte in Schleswig-Holstein. Und außerdem liegt sie für mich auf dem Weg zu einem echten Highlight hier: der Geltinger Birk.

Am Donnerstag werden Sie Ihren Bildband „Zeit als Ziel“ vorstellen, das vor zwei Jahren erschienen ist und in dem Sie Entdeckungen aus über 20 Jahren Recherche in fast 30 Ländern festgehalten haben.

Ja, die Planung für die Lesung in Kappeln liegt ja schon etwas zurück und musste corona-bedingt zweimal verschoben werden. Aber tatsächlich bin ich ziemlich genau in diesen Tagen vor 25 Jahren zum ersten Mal im Bulli losgefahren. Insofern passt der Zeitpunkt eigentlich ganz gut. Ich sehe mir gerade häufig meine eigenen Tagebucheinträge aus der Zeit an und erinnere mich zurück. Vielleicht lese ich daraus auch ein wenig in der Stadtbücherei.

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Wo waren Sie schon überall? Und gibt es Orte, an die Sie noch reisen möchten?

Es gibt ja 47 Länder in Europa, davon habe ich inzwischen 34 gesehen. Was ich gern noch besuchen möchte, ist zum Beispiel Südosteuropa. Länder wie Rumänien, Bulgarien, Slowenien oder Moldawien sollen faszinierend sein. Aber es gibt keine Liste. Es ist nicht mein Antrieb zu sagen: Da muss ich noch hin, das möchte ich noch abhaken.


Es gibt Sehnsuchtsorte

Fahren Sie auch mehrmals an einige Orte?

Ja, es gibt Sehnsuchtsorte, an denen ich schon öfter war, wie die Strände in Südwestportugal – für mich die schönsten der Welt. Und ich könnte jetzt auch gut in einer Fischerkneipe in Galicien sitzen, mit den Leuten dort reden und den super Pulpo essen, den es dort gibt. Estland ist toll, es gibt dort im Hinterland so eine Wildheit, aber auch Finnland ist ein Herzensland. Es gibt viele Plätze, die ich immer wieder besuchen möchte. Aber einige Orte, an denen ich mehrfach war, haben sich mit der Zeit auch sehr verändert.

Zum Beispiel?

Es gibt diese Allee in Nordirland, die auch auf dem Cover von „Zeit als Ziel“ zu sehen ist. Ich habe sie durch Zufall entdeckt. Als ich sechs Jahre später wieder hinfuhr, hatte sich der Ort dramatisch verändert. Szenen für die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ sind dort gedreht worden. Die Straße war abgesperrt, überall waren Reisebusse mit Fans aus der ganzen Welt, die den Original-Drehort sehen wollten. So etwas verändert den Charakter eines Ortes drastisch und grundsätzlich.


Es geht Ihnen bei Ihren Reisen ja in erster Linie um die Menschen, die Sie treffen. Halten Sie eigentlich Kontakt zu Ihnen?

Ja, das mache ich. Ich habe auch immer ein Gesicht vor Augen, wenn ich an ein Land oder an eine bestimmte Stadt denke. Und das macht ja auch meine Arbeit aus. Ich fahre in ein Land, finde Menschen, lerne sie kennen und besuche sie immer wieder. Und dann schreibe ich die Geschichte dieser Menschen auf. Zeit ist dabei immer die Grundlage. Und das Band, das man geknüpft hat, hält. Aber das geht natürlich nicht mit allen.

Sprechen Sie viele Sprachen?

Nur Englisch und Spanisch. Ich muss also oft einen Dolmetscher suchen, das sind gern Deutschstudenten von der nächstgelegenen Uni. Dabei geht natürlich auch mal etwas verloren. Aber ich nehme die Gespräche zusätzlich auf und gebe sie gegebenenfalls an einen professionellen Übersetzer. Das ist manchmal aufwendig und teuer, aber das geht nicht anders. Schon aus Respekt meinem Gesprächspartner gegenüber.

Sind Sie früher auf andere Kontinente gereist?

Ja, vor 1996 habe ich auch viele Flugreisen gemacht. Aber immer wenn ich mich dabei mit Menschen unterhalten habe, erzählten sie mir, wie toll Europa ist. Inzwischen denke ich, dass man nicht in einen Flieger steigen muss. Das ist meiner Meinung nach auch überholt und nicht mehr zeitgemäß, schon der Umwelt wegen. Und es stimmt ja. Man muss nicht weit fahren. Ich kann selbst in Schleswig-Holstein dreimal abbiegen und treffe auf einen Ort, den könnte ich so auch in Skandinavien finden – oder am Amazonas.


Sie sind ja normalerweise sehr viel unterwegs auf Lesereise. Nun haben Sie gerade wieder mit Präsenzlesungen begonnen. Hat das gefehlt?

Normalerweise habe ich so 100, manchmal 120 Veranstaltungen im Jahr. In den vergangenen zwei Jahren waren es vielleicht 30. Es ist gut, dass es die Möglichkeit der Online-Lesungen gibt, aber es ist nicht dasselbe. Vor allem weil meine ja keine klassischen Wasserglas-Lesungen sind. Ich zeige viele Bilder und erzähle einfach dazu, was mir einfällt.

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Vor Publikum zu sein, ist mir zehnmal lieber. Ich hatte eine Online-Veranstaltung, und es haben 1500 Leute zugeguckt. Das war toll und würde ich in Präsenz nie so erleben, aber da spreche ich doch viel lieber vor 35 Leuten in Kappeln. Wenn am Ende Fragen gestellt werden und ich nicht das Gefühl habe, einen Monolog zu halten, wenn die Leute am Ende inspiriert und voller Reiselust rausgehen – das ist das Schönste. Ich hoffe, es kommen viele am Donnerstag, ich kann versprechen: Es wird total bunt!


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