In Kürze soll die Rathausstraße für Autofahrer geschlossen werden. Geht es nach Oberbürgermeisterin Simone Lange werden weitere Maßnahmen zur Neuregelung des Verkehrs in Flensburg folgen. „Die Rathausstraße kann nur ein erster Schritt des Umgestaltens sein“, sagt die Verwaltungschefin.

Lange rückt deshalb ein altbekanntes und zugleich kontroverses Thema wieder auf die Tagesordnung. Auf der vierspurigen Strecke von Kielseng über den Hafendamm bis zur ZOB-Brücke soll den Autofahrern jeweils ein Fahrstreifen in beide Richtungen genommen und in eine Umweltspur für Radfahrer gewandelt werden.

Lange sieht Kopenhagen als Vorbild

Die Entschlossenheit für diese Forderung nimmt Lange aus den Gesprächen im Rahmen des Flensburger Fahrradsommers. „Vier Spuren für Autofahrer wird man in Kopenhagen nicht finden. Wir können uns da etwas abschauen“, sagt sie.

Stadtdezernent Stephan Kleinschmidt betont, dass es um die Rückgewinnung des öffentlichen Raums gehe. Man wolle Transformationsprozesse beschleunigen. „Der Radverkehr in Flensburg wird dadurch sichtbarer“, erklärt er.

Umweltspur soll Politik vorgeschlagen werden

Die Idee der Umweltspur will Lange der Kommunalpolitik „unmittelbar vorschlagen“. Bereits vor sieben Jahren war das Thema Kielseng in den Gremien emotional diskutiert worden. Damals wurde die Straße umfangreich saniert. In diesem Zuge wurde aus Kreisen von SPD, Linken und Grünen der Ruf laut, Kielseng auf zwei Spuren zurückzubauen.

Letztlich gab es hierfür jedoch keine Mehrheit. Lange sieht dennoch Chancen für ihren Vorstoß. „Es gibt ein neues Bewusstsein, eine neue Diskussionskultur in der Stadt.“ Sie betont, dass es sich um keinen Rückbau der Straße handeln würde, sondern lediglich ein Fahrstreifen in beide Richtungen den Radfahrern überlassen wird.

Die Einrichtung einer Pop-Up-Bike-Lane auf Kielseng und Hafendamm war bereits im vergangenen Jahr auf Vorstoß von Grünen und Verwaltung diskutiert worden, fiel letztlich jedoch durch.

Im Planungsausschuss war zuletzt der Ruf nach einer Entschärfung der Situation an der Hafenspitze laut geworden. Hier kommt es rund um den Kanalschuppen zwischen Fußgängern, Radfahrern und dem Servicepersonal der ansässigen Gastronomiebetriebe immer wieder zu gefährlichen Situationen.

Sperrung der Hafenspitze für Radfahrer?

Von den Grünen kam schließlich der Vorschlag, analog zur Bismarckstraße über eine Pop-Up-Bike-Lane am Hafendamm nachzudenken. Der Radverkehr müsste dann nicht mehr über die Fußgängerpromenade am Hafen fahren.

Ob die Installation der Umweltspur auf dem Hafendamm mit einer Sperrung der Hafenspitze für Radfahrer einhergeht, wollte Kleinschmidt nicht sagen. „Ich bin mir sicher, dass wir einen Vorschlag unterbreiten werden, der von der Politik mitgetragen werden kann.“

Neben der Umweltspur am östlichen Hafenufer will Lange auch die Schiffbrücke umgestalten. Hier sollen die Parkplätze an der Hafenkante wegfallen – ebenfalls ein langdiskutiertes Thema. „Auch hier wird es einen Vorschlag an die Politik geben. Wir müssen die Kapazitäten der Parkhäuser besser nutzen.“

Inspiration bekam Lange zuletzt von dem dänischen Stadtplaner Jan Gehl, der im Rahmen des Fahrradsommers nach Flensburg gekommen war. „Seine Expertise ist etwas, was gut tut und uns Motivation gibt, dass was wir wollen, auch umzusetzen.“

Fahrradsommer soll wiederholt werden

Fahrradsommer-Initiator Oliver Berking zog ebenfalls eine positive Bilanz. „Mir hat der Sommer großen Spaß gebracht. Das nachhaltigste Highlight war das Expertenwochenende.“ Sein Wunsch sei, dass sich alle politisch Aktiven dem gemeinsamen Ziel der Verkehrswende unterordnen würden. Lange kündigte an, den Fahrradsommer wiederholen zu wollen.