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Ob Fäkalienhaufen oder rosa Bademantel - beim Wacken Open Air darf jeder sein, wie er will

Ob Fäkalienhaufen oder rosa Bademantel - beim WOA darf jeder sein, wie er will

Beim Wacken Open Air darf jeder sein, wie er will

Joachim Hobke/SHZ
Wacken
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Haben sich für das Wacken Open Air in Schale geschmissen: Gunnar, Petra, Anne und Hugo aus Dorsten (v. l.). Foto: Jan-Hendrik Helm/SHZ

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Beim Wacken Open Air trifft man viele skurrile Menschen. Aber nicht jeder hat Lust, sich zu verkleiden. Manchmal tut es auch nur ein einfaches Shirt. Shz.de hat sich einmal unter den Fans umgeschaut.

Was seine Kunden wohl sagen würden, wenn sie Sàmen auf dem Wacken Open Air begegneten? „Keine Ahnung. Aber zum Glück erkennt mich hier niemand“, grinst der 26-Jähre aus der Nähe von Oslo.

Denn der Systemadministrator eines mittelständischen Unternehmens aus dem Finanzwesen hat für sechs Tage Schlips und Bundfaltenhose gegen ein Kostüm eingetauscht.

Beim größten Heavy Metal Festival der Welt in Schleswig-Holstein läuft Sàmen als Fäkalhaufen verkleidet über das Gelände. Warum? „Weil es Spaß macht.“

Auch Marcus genießt es, sich mal nicht eine Krawatte umbinden und Manschettenknöpfe anlegen zu müssen. „Obwohl ich mich gerne gut kleide. Aber ich mag auch Jeans und Hoodie. Das brauche ich manchmal und das ist auch kein Widerspruch“, sagt der Mitarbeiter einer IT-Consulting-Agentur aus Oldenburg (Niedersachsen) und ergänzt: „Das ist ja das Schöne hier in Wacken, hier darf jeder so sein, wie er will.“

Keinen stört‘s. Und so sieht man auf dem weiten Areal und im Dorf viele skurrile Gestalten.

Im rosafarbenen Bademantel durch Wacken

Auch Junggesellenabschiede werden hier gerne gefeiert – mit dem entsprechenden Outfit. Jürgen aus Fulgenstadt und seine Kumpels brauchten indes keinen besonderen Anlass. In rosafarbenen Bademänteln schlendern sie über die Hauptstraße.

„Die haben wir noch von unserem letzten Festival übrig“, sagt der Qualitätstechniker im Farmwesen, der sich im normalen Berufsleben hinter einer Schutzbrille und Atemschutzmaske verstecken muss. „Ist doch geil, dass ich hier so herumlaufen kann, ohne dass jemand etwas sagt. Diese Metalszene ist schon etwas Besonderes.“

Die „Rentnerband“ kommt seit 2016 nach Wacken

Dem können Gunnar, Hugo, Anne und Petra nur zustimmen. Deshalb kommen die vier aus Dorsten und Umgebung seit 2016 ins nördlichste Bundesland. „Wacken ist einfach speziell“, sagt Anne, die sich und ihre Freude augenzwinkernd als „Rentnerband“ bezeichnet. Denn alle vier sind weit jenseits der 60.

Auch sie haben sich in Schale geworfen. Gunnar, der früher als Solokontrabassist in einem Orchester gespielt hat, trägt über seinem Wacken-T-Shirt einen Frack. „Nobel geht die Welt zugrunde“, lacht er. Anne outet sich als Schottland-Fan. „Ich wollte mein Outfit unter ein Motto stellen. Und Petra hat mich auf Schottland gebracht“, sagt die ehemalige Erzieherin und guckt ihre Freundin an, die einen Ledermantel trägt und einen Helm auf dem Kopf hat.

Am Wacken-Shirt als Metalhead auszumachen

Etwas weniger auffällig haben sich Herbert, Michael und Robert aus Sachsen gekleidet, sie sind an einem einfachen Wacken-Shirt als Metalheads auszumachen. „Warum sollten wir uns auch verkleiden?“, fragt Robert. „Wir tragen ja auch privat Jeans und T-Shirt. Aber jeder gerne wie er will. Meinetwegen können die hier auch nackt durchs Dorf laufen.“ Oder als Fäkalienhaufen - so wie Sàmen.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
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