Kooperation mit der Hochschule

Neues Krankenhaus in Flensburg soll CO2-optimiert betrieben werden

Neues Krankenhaus in Flensburg soll CO2-optimiert betrieben werden

Krankenhaus soll CO2-optimiert betrieben werden

SHZ
Flensburg
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Ein erfolgreiches Projektteam: Thomas Flemig (Technischer Leiter St. Franziskus), Samanta Weber (wiss. Mitarbeiterin, Hochschule Flensburg), Jürgen Freitag (Technischer Leiter Diako) und Prof. Dirk Volta (Projekteiter, Hochschule Flensburg) (v.l.n.r.) Foto: Michael Staudt / SHZ

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In Kooperation mit Diako und St. Franziskus-Hospital entwickelt ein Projekt der Hochschule Flensburg Strategien zur Emissionsreduzierung im geplanten Zentralkrankenhaus.

„Was die Hochschule uns geliefert hat, ist ein Masterplan“, fasst Jürgen Freitag, Technischer Leiter der Diako, die Zusammenarbeit zusammen. Unter der Leitung von Prof. Dirk Volta analysiert eine Forschungsgruppe der Hochschule Flensburg, wie der Energieverbrach der neuen Klinik in Flensburg optimiert werden könnte.

Weiterlesen: Neues Flensburger Zentralkrankenhaus soll erst 2028 fertiggestellt werden

Es gehe darum, so viel Energie wie möglich einzusparen und damit den CO2-Ausstoß so weit wie möglich zu reduzieren, betont Freitag. Seit über zehn Jahren sei die Diako Mitglied im Flensburger Klimapakt und unternehme Anstrengungen, ihre Emissionen zu reduzieren. Konkrete Einsparziele für das neue Zentralkrankenhaus nennt er allerdings nicht.

Acht Millionen Kilowattstunden Stromverbrauch

Im Rahmen des Projekts „Energieeffiziente Energieversorgung Zentralklinikum“ (EEKlin) untersucht ein Team der Hochschule, dem neben Prof. Volta die wissenschaftlichen Mitarbeiter Samanta Weber, Andre Lindemann und Ruben Harten angehören, die Versorgungsstrukturen des Krankenhauses. Dabei analysieren sie die einzelnen Energie verbrauchenden Prozesse in Hinblick auf die Frage: Wo können Verluste reduziert und damit Energie eingespart werden?

Das Energiesystem eines Krankenhauses weist einige Besonderheiten auf, die in den aufgestellten Szenarien und Modellen beachtet werden müssen. So zeichnen sich Krankenhäuser einerseits durch einen außergewöhnlich hohen Energieaufwand aus. Laut Jürgen Freitag verbrauchen Diako und St. Franziskus zusammengerechnet acht Millionen Kilowattstunden Strom, acht Millionen Kilowattstunden Fernwärme und 300.000 Liter Heizöl. Größte Verbraucher seien die Beleuchtung, die Funktionsdiagnostik, zu der zum Beispiel Röntgen- und MRT-Geräte zählen, und das EDV-System.

Zum anderen ist stets zu bedenken, dass in einem Krankenhaus eine maximale Versorgungssicherheit gegeben sein muss. Ein Stromausfall, der nicht schnellstens durch die Notstromversorgung kompensiert wird, kann tödlich enden.

Trotz dieser Besonderheiten biete das Projekt besondere Möglichkeiten, meint Samanta Weber:


„Ein Krankenhausneubau bietet ein großes Potenzial, weil man ganz frei denken kann.“ Anders als im Bereich der Bestandsoptimierung, die technisch und wirtschaftlich deutlich aufwändiger sei, könnten hier bereits im Vorfeld des Baus strukturierte Überlegungen angestellt werden.

Umsetzung der Strategien offen – keine konkreten Einsparziele

Welche erarbeiteten Szenarien letztlich im Neubau des Zentralkrankenhauses umgesetzt werden, ist noch offen. Die Ergebnisse des Hochschulprojektes seien eine Grundlage für die Fachplaner, sagt der Technische Leiter der Diako, Jürgen Freitag, und betont, dass man in der Umsetzung stets vor komplexen Abwägungen stehe. Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit seien entscheidende Bausteine, die in die Entscheidung einfließen müssten. Nur weil ein Szenario theoretisch möglich sei, hieße das noch nicht, dass es auch praktisch umsetzbar sei, betont Weber.

Zugleich seien einige Parameter und Variablen noch offen, weshalb Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt schwierig seien. Wie entwickeln sich zum Beispiel die Preise der einzelnen Energieträger? Prof. Volta unterstreicht: „Wir sind keine Hellseher.“ Auch deshalb ist Jürgen Freitag (noch) nicht bereit, konkrete Einsparziele für das neue Klinikum zu nennen.

Die Kooperation zwischen Krankenhaus und Hochschule sehen die Beteiligten als vollen Erfolg.


„Wir haben eine Mörderkompetenz hier in Flensburg mit der Hochschule“, lobt Freitag. Prof. Volta reicht das Lob an sein Team weiter: Samanta Weber, Andre Lindemann und Ruben Harten, die parallel zu ihrer Anstellung im Projekt ihr Studium der Energiewissenschaft (Bachelor) und Sytemtechnik (Master) fertig stellten, seien Vorbilder für andere Studenten der Hochschule.

Projekt als Startpunkt für weitere Kooperationen

Der Hochschulprofessor freut sich, dass seine Absolventen im Zuge des Projektes wissenschaftliche Arbeiten publiziert und sogar Preise gewonnen haben. „Natürlich bin ich stolz“, sagt er. Von den Erkenntnissen ihrer Untersuchungen könnten auch andere Krankenhäuser und Betriebe profitieren.

Das aktuelle Projekt läuft noch bis Dezember, soll aber nur der Startpunkt zu einer weiterführenden Zusammenarbeit zwischen Klinik und Hochschule sein. Der neue Standort des Krankenhauses biete aufgrund seiner Nähe zum Campus ein besonderes Potenzial an Kooperationsmöglichkeiten.

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