Trotz Energiekrise: Polizei rät, Licht anzulassen

Nach Corona: Einbruchszahlen in Schleswig-Holstein stark gestiegen

Nach Corona: Einbruchszahlen in Schleswig-Holstein stark gestiegen

Nach Corona: Einbruchszahlen stark gestiegen

Eckard Gehm
Kiel
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Nach Erkenntnissen der Polizei kommend die Einbrecher meist in der Dämmerung (Symbolfoto). Foto: IMAGO/Michael Bihlmayer/shz.de

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Nach Jahren mit rückläufigen Zahlen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Schleswig-Holstein erstmals wieder gestiegen – und das erheblich. Die Polizei sieht einen Zusammenhang mit dem Ende der Corona-Beschränkungen.

Bis Ende September hat die Polizei in Schleswig-Holstein 1845 Einbrüche registriert. Das sind 306 Taten und damit knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (1539 Einbrüche).

Eine Steigerung im September sei erkennbar, sagt Jenna Timm, Sprecherin im Landespolizeiamt (LPA). Ob sich dieser Trend im Oktober fortgesetzt habe, könne aktuell noch nicht belastbar festgestellt werden.

Lockdown und Home-Office machten es den Tätern schwer

Lockdown und Home-Office hatten es Einbrechern nicht leicht gemacht und waren laut Polizei für den Rückgang verantwortlich. Timm erklärt: „Die niedrigen Einbruchszahlen des Vorjahres sind auf den Lockdown und der damit verbundenen Anwesenheit vieler Menschen zu Hause zurückzuführen.“

Nun sind viele Berufstätige nicht mehr dauerhaft im Haus, mit der Winterzeit wird es früher dunkler und es soll auch noch Energie gespart werden, viele Städte und Dörfer sind bereits dunkler geworden. Paradiesische Zustände für Einbrecher?

Die Einbrecher kommen meist in der Dämmerung

„Eine unzureichende Beleuchtung im Wohnumfeld hat natürlich positive Einflüsse auf die Arbeitsumgebung für Täter“, warnt Timm. Gleichzeitig stellt sie klar, dass die Mehrzahl der Taten nicht in den Nachtstunden begangen wird, sondern morgens und abends. Dafür hat die Polizei einen eigenen Begriff, nämlich „Dämmerungseinbrüche“.

Von der Dämmerung versprechen sich die Täter, dass die Hausbewohner entweder bereits bei der Arbeit sind oder noch nicht wieder zurück. „Das wird vorher kontrolliert. Ist das Haus unbeleuchtet und dunkel, wird von einer Abwesenheit der Bewohner ausgegangen“, so Timm. „Gleichzeitig sind die Täter in der Dämmerung schlechter erkennbar und haben somit ein geringeres Entdeckungsrisiko.“

Polizei rät: Bewohner sollen Anwesenheit simulieren

Das erklärt laut Polizei auch die stets ansteigenden Fallzahlen mit Beginn der dunklen Jahreszeit. „Wir raten daher Bewohnern von privat genutzten Immobilien neben den klassischen technischen Sicherungsmaßnahmen zu einer Anwesenheitssimulation“, sagt die LPA-Sprecherin. Diese könne während Dämmerung und Dunkelheit durch Beleuchtung einzelner Innenräume erreicht werden.

Und: „Aufgrund der abschreckenden Wirkung von Licht rät die Polizei generell zu einer hellen Grundbeleuchtung der Gebäude. Zumindest sollten einbruchgefährdete Bereiche inklusive der Zugangswege beleuchtet sein“, so Timm. Das Licht müsse auch nicht dauerhaft brennen. „Es kann über Bewegungsmelder automatisch geschaltet werden.“

Auch in Hamburg sind die Einbruchszahlen drastisch gestiegen

Schleswig-Holstein ist mit den gestiegenen Zahlen nicht allein. Die Hamburger Polizei meldet bei den Einbrüchen für dieses Jahr bislang ein Plus von rund 30 Prozent. Gibt es für den „echten Norden“ auch gute Nachrichten? Das Konzept der Landespolizei zur Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen hat die Aufklärungsquote erhöht. Timm: „Sie lag 2021 mit 17,1 Prozent deutlich über dem Gesamtdurchschnitt der letzten 30 Jahre, der bei 13,51 Prozent liegt.“

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