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Moorschutz: Schleswig-Holstein verfehlt das Klimaziel

Moorschutz: SH verfehlt das Klimaziel

Moorschutz: SH verfehlt das Klimaziel

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Im ganzen Norden gibt es etwa 20 Projekte zur Wiedervernässung von Mooren, wie hier im Grotmoor (Kreis Segeberg). Foto: Michael Staudt/shz.de

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Naturschützer haben zu wenig Moorflächen, um genügend Treibhausgas durch Wiedervernässung zu sparen. Sie hoffen auf den Bund und die Hilfe der Bauern.

Es schlagen zwei Herzen in der Brust von Jan Philipp Albrecht. Auf der einen Seite war der Grünen-Politiker bis zum vergangenen Jahr noch Umweltminister in Schleswig-Holstein und damit auch für den Moorschutz verantwortlich. „Wir haben viel für die Wiedervernässung und die Bindung von Treibhausgasen im Boden getan“, sagt Albrecht.

In seiner neuen Funktion als Vorsitzender der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung ist er allerdings auch Herausgeber des Mooratlasses 2023, in dem ganz klar wird, dass der Norden die Klimaziele im Sinne des Pariser Abkommens beim Moorschutz verfehlen wird. Denn laut Mooratlas müssten in Schleswig-Holstein jährlich 5000 Hektar Moor wiedervernässt werden. „Das schaffen wir aber im Moment nicht“, sagt Mathias Büttner von der Stiftung Naturschutz, die sich seit Jahrzehnten darum kümmert. Die Stiftung plant, bis 2030 rund 20.000 Hektar wieder zu vernässen und so 700.000 Tonnen CO₂ einzusparen.

Wettbewerb um begrenzte Flächen

„Das Problem ist nicht das Geld, sondern die Flächen“, sagt Büttner. Die Stiftung dürfe aus rechtlichen Gründen nur einen „angemessenen Preis“ für Böden zahlen, die sie für den Naturschutz nutzen will. „Unternehmer sind da natürlich viel freier, da können wir irgendwann nicht mehr mithalten“, sagt Büttner.

Kommunen, Bauunternehmen, Landwirte, Natur- und Klimaschützer stünden im Wettbewerb um begrenzte Flächen. „Wir haben keine Lösung für dieses Problem“, sagt Büttner. Zudem sei es schwierig, genügend Baufirmen und Planer für den Moorschutz zu bekommen.

Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) setzt wie sein Amtsvorgänger Albrecht aufs „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“, mit dem die Bundesregierung vier Milliarden Euro in den Moorschutz investieren will.

„Der Bund muss zügig klären, wie die Maßnahmen umgesetzt und die Länder eingebunden werden sollen“, sagt Goldschmidt, der mehr Landwirte vom Moorschutz überzeugen will. Und Albrecht ergänzt: „Wenn das Geld ankommt, wird die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in der Lage sein, zusätzliche Maßnahmen umzusetzen.“

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