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Mikroplastik vermeiden: So begründet eine Umweltexpertin das Glitzerverbot

Mikroplastik vermeiden: So begründet eine Umweltexpertin das Glitzerverbot

So begründet eine Umweltexpertin das Glitzerverbot

Kristina Sagowski/shz.de
Flensburg
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Glitzer-Reste dürfen noch abverkauft werden, jetzt sind umweltfreundliche Alternativen gefragt. Foto: http://www.imago-images.de/

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Influencer Sam Dylan findet das EU-weite Glitzerverbot „nutzlos“. shz.de hat bei Umweltanalytikerin Barbara Scholz-Böttcher nachgefragt, wie sinnvoll das Verbot ist.

Weihnachtszeit ist Glitzerzeit. Zumindest war das bei vielen bisher so. Mit dem neuen Mikroplastikverbot der Europäischen Kommission könnte es bald weniger glitzern. Seit 17. Oktober ist der Verkauf von losem Glitter und Kosmetikprodukten, die Mikroperlen enthalten, nämlich EU-weit verboten. Für die Tiktok- und Instagram-Gemeinde war das eine Schocknachricht. Sie wollen nicht auf Glitter und Make-up-Produkte verzichten.

Hashtag #glitzerverbot

Influencer zeigten unter dem Hashtag #Glitzerverbot ihre Hamsterkäufe und werfen mit Glitzer um sich so lange es noch geht. Der deutsche Influencer Sam Dylan hat für das Verbot kein Verständnis, findet es „sehr befremdlich und nutzlos“, wie er auf Instagram schreibt:

shz.de hat Barbara Scholz-Böttcher gefragt, wie sinnvoll das Verbot ist. Sie ist Umweltanalytikerin an der Universität Oldenburg und befasst sich mit Mikroplastik und dessen Analytik in der Umwelt. Das Verbot ist für die Wissenschaftlerin ein wichtiger Schritt, um die Schadstoffbelastung auf die Umwelt zu reduzieren.

„Die Pufferkapazität der Umwelt ist überschritten, aber wir hoffen trotzdem auf die Selbstheilungskraft der Umwelt, wenn reale Maßnahmen ergriffen werden.” Das Glitzerverbot ist in ihren Augen deshalb durchaus sinnvoll.

Bei primärem Plastik anzusetzen, also Mikroplastik, das bewusst in der kritischen Größe hergestellt und so genutzt wird, dass es freigesetzt wird, sei eine folgerichtige Konsequenz, um Schadstoffe zu minimieren und Umwelt und Menschen zu schützen. „Es gehört nicht in die Umwelt und ist vermeidbar, man kann es durch Alternativen ersetzen.”

Auch wenn loses Glitzerpulver nur einen kleinen Teil des Mikroplastiks ausmacht, sei jede Vermeidung wichtig, weil Mikroplastik längst überall ist: In der Atemluft, im Boden, im Meer. Mittlerweile findet sich auch an den entlegensten Orten der Erde Mikroplastik, wie Scholz-Böttcher betont.

Kausale Zusammenhänge von Toxizität von Mikroplastik seien derzeit noch in Arbeit. Fest stehe aber, dass die Polymere beziehungsweise deren Additive einen Einfluss auf endokrine Botenstoffe des Menschen haben können, was beispielsweise Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben kann.

Lange Übergangsregelungen

Die EU arbeitete bereits Jahre an dem Entwurf, informiert Scholz-Böttcher. Schon seit 2015 und ab 2018 wurde die Verordnung konsequent entwickelt. „Die neue Reglung enthält aber vielfach auch lange Übergangsregelungen, die zeigen, dass die Wirtschaft und der Handel nicht abgehängt werden sollen.”

Warum Geschäftsleute im Kreis Pinneberg von dem Mikroplastikverbot überrascht waren, lesen Sie hier:

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