Nordfriesland

Menschen in Kliniken und Pflegeheimen: Das ist die Bilanz der Hitzewelle

Menschen in Kliniken und Pflegeheimen: Das ist die Bilanz der Hitzewelle

Menschen in Kliniken und Pflegeheimen: Bilanz der Hitzewelle

Birger Baho / SHZ
Nordfriesland
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Hand in Hand – nur so funktioniert die Rettung von Menschen problemlos. Der Rettungsdienst Nordfriesland bilanziert die Arbeit in diesen Tagen und vergleicht mit dem Vorjahr. Foto: Helmuth Möller / SHZ

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Die einen genießen die Hitze, als wären sie im schönsten Urlaub. Die anderen sorgen sich um ihre Gesundheit. Die Lage in Nordfriesland am Mittwoch fassen Pflegeheime, Klinikum und Rettungsdienst zusammen.

Ein Hauch Urlaubsstimmung weht durch den Dahrenhof in Drage. Wer Hitze womöglich nur für eine Bedrohung der Gesundheit der älteren Menschen hält, wird hier eines Besseren belehrt. Ein so schöner sonniger Tag mit leichtem Wind, der die Haut kühlt, weckt bei etlichen Bewohnern Erinnerungen an Ferienreisen. So schildert es Sylvia Kleve, stellvertretende Leiterin der Einrichtung.

Wer an frischer Luft bei kleinen Spaziergängen an Ausflüge zurückdenken mag, nehme den Sonnenhut mit und achte darauf, dass er Schatten nutzt.

 

Jeder reagiere anders auf die Hitze. Klar sei, dass alle zum Trinken angeregt würden, und es gebe auch Eis und Melonen.

Also alles gut in den Heimen? Nicht so ganz. Frank Nothbaar vom Huus Moorschift in Husum spricht beispielsweise jene an, die vorerkrankt sind, etwa mit schweren Lungenproblemen kämpften. Die klagten schon mal über das Wetter, macht der Geschäftsführer deutlich. Aber auch hier werde jedem individuell geholfen.

Routine sei, tagsüber die Fenster geschlossen zu halten, damit die Zimmer nicht noch mehr aufheizen. Und nachts werde dann gelüftet. Unterm Strich gingen die Menschen entspannt mit der Lage um – auch im Hinblick auf die Abkühlung in den nächsten Tagen.

Eis und Melone sind auch im Husumer Alten- und Pflegeheim das Mittel der ersten Wahl, um die Stimmung aufzuheitern. Mit Säften und Wasser werde dafür gesorgt, dass alle verlorene Flüssigkeit wieder auffüllen könnten. Ventilatoren sorgen dort für frischen Luftzug, wie Einrichtungsleiterin Iris Stach ausrichtet.

Trockene Hitze leichter zu ertragen

Dass die meisten Menschen offenbar gut durch die heißen Tage kommen, scheint auch an der Art dieser Hitze zu liegen. Es handelt sich um eine trockene Luftströmung, was entscheidend für die sogenannte gefühlte Temperatur sein mag. Darauf hatte kürzlich Dr. Christian Nottebrock, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum Nordfriesland aufmerksam gemacht. Es sei nämlich so, erläuterte er gegenüber shz.de, dass feuchte Luft und wenig Wind das Schwitzen behinderten und folglich auch die Abkühlung des Körpers. Irgendwie müsse die Hitze ja wieder raus aus den Körpern.

Trockene Hitze also diesmal, und so sieht auch die vorläufige Bilanz der Mediziner im Klinikum Nordfriesland nicht weiter bedrohlich aus. Von dort heißt es am Mittwochabend, dass es in den Notfallaufnahmen der drei Kliniken Husum, Niebüll und Wyk auf Föhr nicht einmal eine Hand voll Behandlungen aufgrund der Wärme gegeben habe. Auch auf den Intensivstationen, in der Inneren Medizin und Kardiologie gebe es keine Patienten, die wegen der Wärmebelastung behandelt würden.

Entsprechend meldet auch der Rettungsdienst keine besonderen Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Hitze. Genaue Zahlen lägen nur für den Vortag vor, also für Dienstag. Da seien der Verkehrsunfall auf Nordstrand, der qualmende Triebwagen am Bredstedter Bahnhof und der Unfall des Reisebusses in der Gemeinde Hattstedtermarsch größere Einsätze, wobei offen bleiben müsse, ob das mit der Hitze in Verbindung gebracht werden könne – „wobei man das bei Verkehrsunfällen natürlich nicht ganz ausschließen kann – Hitze kann natürlich die Reaktionsfähigkeit einschränken“, heißt es in der Antwort des Kreises auf die Anfrage unser Redaktion zu wetterbedingten Belastungen.

Zahlen vom Rettungsdienst

Ansonsten sei der Tag „ein ganz normaler mit ganz normalem Einsatzgeschehen gewesen“, wie es in dieser Jahreszeit zu erwarten sei. Dienstag habe der Rettungsdienst 97 Notfalleinsätze abgewickelt. An einem durchschnittlichen Tag im Juni 2021 seien es 86 gewesen.

Auch wenn ein Bezug zur herrschenden Witterung offen bleiben muss, gibt der Rettungsdienst noch den Tag im Vorjahr mit den meisten Einsätzen an. Das sei der 21. Juli mit 113 Notfällen gewesen. In diesem Jahr sei am 30. Juni am meisten los gewesen. Da habe es 124 Einsätze gegeben.

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