Zweitwohnsitz an der Nordsee

Makler auf Amrum: Ist der Immobilien-Boom jetzt vorbei?

Makler auf Amrum: Ist der Immobilien-Boom jetzt vorbei?

Makler auf Amrum: Ist der Immobilien-Boom jetzt vorbei?

Bastian Fröhlig/SHZ.de
Amrum
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Drohende Rezession, drohende Energiekrise, steigende Zinsen: Schreckt die wirtschaftliche Lage potenzielle Käufer ab, sich ein Haus auf Amrum zu kaufen? Insel-Makler berichten von der aktuellen Preis-Entwicklung.

Steigende Zinsen, Materialengpässe und Lieferprobleme bremsen die Baubranche derzeit aus. Experten rechnen damit, dass auch Immobilienpreise sinken. Auf Amrum ist davon allerdings noch nichts zu spüren. „Kaufpreise stagnieren“, sagt Leif Both, Inhaber Dahler&Company Föhr-Amrum. „Während Corona zu einer verstärkten Nachfrage nach Immobilien an Zweitwohnsitz-Märkten geführt hat, hat der Krieg in der Ukraine derzeit keine erkennbaren Auswirkungen“, sagt Thomas Möller, Inhaber Engel&Völkers.

„Ich würde sagen, dass wieder etwas Normalität eingekehrt ist und lediglich die wirklich verrückte Nachfrage in den letzten zwei Jahren, in der sich bei vielen Immobilienangeboten die Kaufinteressenten überboten haben, jetzt vorbei ist“, betont Both. Die Nachfrage sei aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation verhaltener. „Der Amrumer Immobilienmarkt bleibt introvertiert und zurückhaltend. Es gibt wenig Angebot, welches auf ein treues Kauf-Klientel trifft. Die Preise bleiben weiter hoch“, hat auch Müller festgestellt.

Viele potenzielle Käufer hätten die Niedrigzinsphase genutzt, um eine Ferienimmobilie für zehn Jahre zu erwerben, um sie nach Ablauf der Spekulationsfrist nach zehn Jahren gewinnbringend zu veräußern. „Die niedrigen Zinsen von teilweise unter einem Prozent waren da sehr verlockend“, weiß Both. Nun hätten einige Kunden ihre Gesuche zurückgestellt: „Die Aussicht, in zehn Jahren einen steuerfreien Veräußerungsgewinn mitnehmen zu können, ist sicher weiterhin sehr groß, aber durch die gestiegenen Zinsen und die derzeitige wirtschaftliche Situation ist vielen Kunden das Risiko mittlerweile zu hoch.“

Aufgeheizter Markt beruhigt sich

Auch Müller berichtet: „Die steigenden Zinsen haben im Zusammenhang mit der drohenden Energiekrise, der drohenden Rezession und der medialen Präsentation derselbigen für einen kurzen Stopp am Markt gesorgt.“ Preise würden dennoch nicht sinken, ist Müller überzeugt: „Käufer waren der Meinung, die Situation zum Anlass nehmen zu können, die Kaufpreise zu verhandeln, die Verkäufer zeigten sich entspannt, argumentierten mit der anhaltenden hohen Inflation und waren nicht bereit, über die Höhe der Kaufpreise zu diskutieren.“

Liebhaberpreise für Reetdachhäuser

„Der Amrumer Immobilienmarkt ist auf Grund des geringen Angebotes immer schon hochpreisig gewesen. Für freistehende Gebäude unter Reet oder Meerblick sind Kunden bereit, Liebhaberpreise zu bezahlen“, betont Müller. Gleiches berichtet auch Both: „Auf Amrum richtet sich die Hauptnachfrage primär auf ortstypische reetgedeckte Friesenhäuser, bevorzugt in Nebel.“ Aber auch Süddorf und Westerheide seien gefragt. Die höchsten Preise würden in Nebel-Ortskern, Wattseite, aber auch Westerheide erzielt. „Aufgrund des schon immer äußerst geringen Angebots auf Amrum gibt es keine Schnäppchen. Als Einstieg bietet sich hier dann vielleicht eher eine Eigentumswohnung in Wittdün an“, rät Both.

Wenige Verkäufe auf Amrum

Klar ist also: Der Markt auf Amrum ist überschaubar. „In 2021 gab es auf Amrum nur 14 Kauffälle von bebauten Grundstücken“, sagt Müller. Auf Föhr waren es mehr als viermal so viel. Genauso sieht es bei Wohnungen aus, von denen auf Amrum 37, auf Föhr 171 verkauft wurden. Müller fast zusammen: „Der Amrumer Immobilienmarkt bleibt introvertiert und zurückhaltend.“

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