Schleswig-Holstein

Kristina Kühnbaum-Schmidt bringt Kultur- statt Kirchensteuer ins Spiel

Kristina Kühnbaum-Schmidt bringt Kultur- statt Kirchensteuer ins Spiel

Kühnbaum-Schmidt: Kultur- statt Kirchensteuer

Kay Müller/shz.de
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Will neue Finanzierungsmodelle prüfen: Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Foto: Marcelo Hernandez / Nordkirche

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In der Nordkirche gibt es nicht erst seit der umstrittenen Hochzeit von Christian Lindner auf Sylt die Debatte darüber, ob Nicht-Kirchenmitglieder Gebühren bezahlen sollen, wenn sie kirchliche Dienste nutzen. Dazu macht die Landesbischöfin...

Pünktlich zu Pfingsten hat die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, eine Reform der Kirchenfinanzierung ins Spiel gebracht. „Was Trauungen für Nicht-Mitglieder angeht, sind wir in einer Erprobungsphase“, sagt die 58-Jährige im Interview mit shz.de.

Suche nach alternativen Formen der Teilhabe

In der Kirche gibt es Debatten, ob Nicht-Mitglieder für Hochzeiten und Beerdigungen Gebühren zahlen sollen. Neben der festen Mitgliedschaft „brauchen wir die nicht ganz einfache Diskussion, welche Formen der Teilhabe es in der Kirche noch geben könnte.“ Es gebe viele Menschen, die die Sinnhaftigkeit der kirchlichen Angebote sehen und sie nutzen wollen. „Aber nicht alle wollen sich zugleich dauerhaft mit einem verbindlichen finanziellen Beitrag an die Kirche binden.“

Deswegen schlägt die Bischöfin eine Kultursteuer vor, die an die Stelle der Kirchensteuer treten könnte. Das würde bedeuten, dass alle Bürger einen bestimmten prozentualen Anteil ihres Einkommens für kulturelle Zwecke entrichten. Für die Kirchenmitglieder würde sich nichts ändern, weil sie weiter ihren Beitrag an die Kirchen zahlen. Nicht-Mitglieder könnten das auch tun, aber auch andere Organisationen unterstützen.

So haben sich die Mitglieder-Zahlen verändert

Das könnte aber natürlich noch mehr Menschen dazu bewegen, aus der Kirche auszutreten. 46.500 Menschen haben im vergangenen Jahr die Nordkirche verlassen, die meisten durch Tod – rund ein Drittel mehr als noch 2021. Dem gegenüber stehen nur 1500 Wiedereintritte. Dazu gab es 14.500 Taufen, deutlich mehr als die 10.201 von 2021 als viele wegen Corona ausfielen. Insgesamt macht das ein Mitglieder-Minus von 66.000 oder 3,6 Prozent in der 2022 rund 1,77 Millionen Mitglieder zählenden Nordkirche.

Weniger Mitglieder, aber mehr Spenden?

Erstmals wird die Zahl der Kirchenaustritte höher sein als die Zahl der Verluste durch die Demografie. Kühnbaum-Schmidt: „Wir stehen als Gesellschaft in einem Veränderungsprozess, der unsere Kirchen vor besondere Herausforderungen stellt. Wir müssen alle Chancen nutzen, eine offene Kirche für alle Menschen zu sein.“ Um der Kirche auch Einnahmen zu sichern, setzt die Landesbischöfin auf Reformen – „in Richtung einer Mischfinanzierung“. Das würde bedeuten: Weniger feste Mitglieder, dafür mehr Spenden oder Engagements für Projekte. Ende 2024 soll die Synode dazu konkrete Vorschläge haben.

Kühnbaum-Schmidt will allerdings die Kirche offen für alle halten: „Die Sehnsucht vieler nach Segen dürfen wir durch Gebühren nicht unerfüllbar werden lassen.“

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