Kommunalpolitik

Kreishaus Nordfriesland: Kosten für geplante Erweiterung steigen in die Höhe

Kreishaus Nordfriesland: Kosten für geplante Erweiterung steigen in die Höhe

Kreishaus Nordfriesland: Kosten für Erweiterung steigen

Birger Bahlo/shz.de
Husum
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Im Juni 2019 war dieser Entwurf der Winking Froh Architekten GmbH in Berlin zum Sieger erklärt worden. Foto: Winking Froh Architekten GmbH Berlin/shz.de

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Schon sind die Kosten für die Erweiterung des Kreishauses in Husum von 38 auf 45 Millionen Euro gestiegen. Die Opposition warnte vergeblich, so handele es sich nur um gestiegene Baukosten. Hinzu kämen steigende Energiekosten.

Es geht los mit dem Anbau ans Kreishaus mit 260 neuen Büros, der – nach aktuellem Stand – 45 Millionen Euro kosten wird. Zwar kommen noch nicht die Bagger, aber der Kreistag beschloss, für rund 80 Prozent aller benötigten Gewerke jetzt die Ausschreibungen zu verfassen. Auf Vorschlag der Verwaltung wird eine Preisgleitklausel aufgenommen, ansonsten stehe zu befürchten, dass gar keine Angebote eingehen würden.

Bedenken von allen Seiten

Vor genau zwei Jahren hatte der Kreistag den Grundsatzbeschluss für diese Erweiterung der Arbeitsplätze beschlossen. Die Abgeordneten wollten damals den Kostenrahmen bei 38 Millionen Euro gedeckelt sehen. Vor dem Hintergrund der jetzigen Steigerung der Ausgaben um sieben Millionen verwunderte es Beobachter nicht, dass kurz vor dem Startschuss doch noch etliche Abgeordnete für ihre Parteien darum warben, das Projekt im letzten Moment besser zu stoppen. Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation, Lieferengpässe und Pandemie sowie nicht zuletzt der Fachkräfte-Mangel im Handwerk waren damals nicht absehbar und bildeten daher die Kulisse für diese Wortmeldungen.

Dicker Brocken: Neubau des Gesundheitsamtes

Frank Petersen, Vorsitzender der CDU-Fraktion, erinnerte daran, dass der Neubau Sozialzentrum und Gesundheitsamt sowie den Fachbereich Arbeit und Soziales des Kreises aufnehmen soll. Das schaffe Luft im Haupthaus, wo in vielen Arbeitsbereichen drangvolle Enge herrsche. Der Raumbedarf werde damit „weitgehend gedeckt“, weiterer Bedarf könne mit Regelungen zum Home-Office gelöst werden. Petersen stellte bezüglich der Kosten klar, sollte auf den Erweiterungsbau insgesamt verzichtet werden, sei der Neubau des Gesundheitsamtes „auf jeden Fall“ notwendig. Der allein würde 21 Millionen Euro kosten.

Sybilla Nitsch (SSW) drückte ihre „Skepsis wegen der explodierenden Kosten“ aus. „Der Zug rollt, aber man sollte ihn doch noch mal kurz anhalten“. Das sei man dem Steuerzahler schuldig. Johann Petersen (Grüne) mahnte, dass allein die gestiegenen Baukosten betrachtet würden. Hinzu kämen im laufenden Betrieb die Kosten für Energie.

Neubau angelehnt an Passivhaus-Standard

Zur Energieversorgung hatte Frank Petersen erläutert, dass das Gebäude angelehnt an den Standard für Passivhäuser errichtet werde und Erdwärme sowie Photovoltaik genutzt werde.

Weitere Abgeordnete beklagten, dass weder die oft postulierte Entbürokratisierung noch die Digitalisierung der Abläufe nicht voranschreite. Hans Jacobsen (SPD) riet, „dass Angst vor der Zukunft oder Verstecken vor der Gegenwart“ nicht weiterhelfe. Stattdessen brauche es den „Schulterschluss“.

Florian Lorenzen ging auf die grundsätzliche Frage ein, wieso immer neue Büros benötigt würden.

Stets neue Gesetze und Verordnungen führten eher zu mehr Aufgaben, das wiederum zu mehr Personalbedarf. Dazu könnten auch die Aufgaben führen, die aus dem Kreistag heraus an die Verwaltung gestellt werden. Und er unterstrich die Zurückhaltung bei der Berechnung des Bedarfs:

Mehrheitlich entschieden sich die Kreistagsabgeordneten in der anschließenden nicht-öffentlichen Sitzung zum Thema für den Start der Ausschreibung.

Das Architekturbüro ist mit Husum vertraut. So realisierte Prof. Bernhard Winking zwischen 1987 und 1990 mit Asmus Werner das Husumer Rathaus. Auch die Messehalle und ein Fischrestaurant am Binnenhafen gehen auf Entwürfe aus dem Haus zurück.

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