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Knapper Wohnraum, steigende Mieten: Wo ist das Ende von Flensburgs Wachstum?

Steigende Mieten: Wo ist das Ende von Flensburgs Wachstum?

Steigende Mieten: Wo ist das Ende von Flensburgs Wachstum?

Julian Heldt/shz.de
Flensburg
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Im Schwarzenbachtal sollen in den kommenden Jahren Hunderte Wohnungen entstehen. Foto: Collage: Linda Krüger/shz.de

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„Flensburg wächst seit vielen Jahren. Dies führt dazu, dass Wohnraum immer knapper wird, Mieten steigen und es kaum noch freies Bauland gibt. Wo sehen Sie Grenzen des Wachstums? Ist der Weg Flensburgs zur Großstadt richtig?“ Diese Fragen haben wir Fabian Geyer, Simone Lange und Karin Haug gestellt.

Fabian Geyer (unterstützt von CDU, FDP und WiF): „In Flensburg herrscht ein ständiges Ringen um die begrenzten Flächen. Dabei schließen sich der Erhalt von Freiflächen und der Wohnungsbau nicht gegenseitig aus. Wir sollten den Schwerpunkt auf bereits versiegeltes Gelände legen, bevor wir auf freie Flächen zurückgreifen.

Die Auswirkungen des Klimawandels und der Erhalt von Aufenthaltsqualität müssen bei allen Bauvorhaben berücksichtigt werden. Umwelt- und Klimabelange als Teil der Daseinsvorsorge kommen mir zu kurz.

So ist es Aufgabe eine Verwaltungschefs, den Schutz von Leben und Eigentum zu gewährleisten. Eine rein politische Bewertung oder Bevorzugung von Bauvorhaben aus der Verwaltung heraus wird es mit mir daher nicht geben. Das ist Sache der Ratsversammlung.

Allerdings sehe ich nicht ein, gegen steigende Mieten und Wohnknappheit wie verrückt anzubauen. Zur Wahrheit gehört, dass die enormen Preissteigerungen bezahlbaren Wohnungsbau in den kommenden Jahren erschweren werden. Nach Ansicht von Andreas Breitner vom Verband der Wohnungswirtschaft ist sozialer Wohnungsbau daher für die nächsten Jahre unmöglich. Die Stadt kann allenfalls mit schnellen Genehmigungsverfahren gegenhalten.“

Simone Lange (SPD, unterstützt auch von den Grünen): „Unsere Stadt wächst jedes Jahr um bis zu 1000 Menschen. Es muss uns deshalb darum gehen, dass wir das Wachstum mit einer sozialen und nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategie begleiten.

Dem Wachsen folgen Herausforderungen: Mieten steigen, unversiegelte Flächen werden immer knapper. Wir müssen mehr in die Höhe bauen – und dadurch mehr Wohnraum auf weniger Fläche schaffen. Außerdem möchte ich darauf achten, dass eine hohe Sozialbindungsquote bei Neubauten für bezahlbare Mieten sorgt, um den sozialen Konsequenzen des Wachstums entgegenzuwirken.

Hier ist die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen ein Schlüssel zur Lösung. Erfolgreich konnten wir mit Handewitt ein gemeinsames Wohngebiet initiieren. Gern möchte ich auch weitere Gewerbeflächen gemeinsam mit den Nachbarkommunen entwickeln.

Aus der guten Erfahrung der gemeinsamen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Flensburg-Handewitt kann ich mir weitere Kooperationen sehr gut vorstellen.“

Karin Haug (SSW): „Flensburgs Boden ist begrenzt und die grünen Areale müssen wir erhalten, alleine um die Frischluftversorgung der Innenstadt zu gewährleisten. Darum wird es mit mir keine neuen Einfamilienhaussiedlungen mehr geben. Die anstehenden großen Vorhaben am Hafen-Ost, im Schwarzenbachtal und an der Friedenkirche werden die letzten großen Projekte sein.

Gleichzeitig werde ich dafür sorgen, dass der Bestand besser genutzt und energetisch saniert wird. Wer mit aufmerksamen Augen durch die Stadt geht, wird viele leere Fenster und viele Schlüsselboxen bemerken, die auf Ferienwohnungen hinwiesen. Ich werde die Investoren überzeugen, die Wohnungen instand zu setzen und an die FlensburgerInnen zu vermieten.

Die Landesregierung werde ich auffordern, den Kommunen rechtliche Wege zu öffnen, die Zahl der Ferienwohnungen zu begrenzen. Ich werde neue Studentenwohnheime initiieren.“

Dem vierten OB-Kandidaten, Marc Paysen, wurden die gleichen Fragen gestellt. Er hat auf eine Anfrage von shz.de jedoch nicht reagiert.

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Hannah Dobiaschowski
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