CDU-Stadtvertreter geht

Kleikuhle, Dockkoog: Lothar Pletowski blickt auf Husums Streitthemen zurück

Kleikuhle, Dockkoog: Lothar Pletowski blickt auf Husums Streitthemen zurück

Lothar Pletowski blickt auf Husums Streitthemen zurück

SHZ
Husum
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Freizeit, schauen, was der Tag bringt: Lothar Pletowski im politischen Ruhestand am Meer. Foto: Privat/shz.de

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Lars Blaschke folgt über die CDU-Liste ins Husumer Stadtverordnetenkollegium, weil Lothar Pletowski sein Mandat zurückgegeben hat. Im Rückblick erzählt Pletowski auch von Entscheidungen gegen die Fraktionsmehrheit.

Die Inszenierung seines Rückzugs ist gelungen. Für die meisten überraschend bat Lothar Pletowski in der jüngsten Sitzung der Husumer Stadtvertretung ums Wort. Der CDU-Mann erklärte, dass er sich aus der Politik zurückziehen wolle, um Jüngeren das Feld zu überlassen. Er wolle das schon mal ankündigen, aber alles habe ja noch Zeit, weil er sich seinen 80. Geburtstag als Termin ausgesucht habe. Er überließ es dann Bürgervorsteher Martin Kindl (CDU), den genauen Zeitpunkt zu verkünden: „Lothar Pletowski bleibt uns bis zu seinem 80. Geburtstag erhalten – und der ist morgen.“

Weiterlesen: Bauausschuss Husum: „Fahrstuhl muss gebaut werden“ – klares Votum für Barrierefreiheit an der Kleikuhle

Einerseits mit hintersinnigem Humor, andererseits mit klaren Haltungen – so etwa hat Pletowski über viele Jahre mitgewirkt. Ein Grund, mit ihm ein längeres Gespräch über die Höhen und Tiefen in der Husumer Politik zu führen.


Er hatte bereits vier Jahre im Kreistag hinter sich, als er von null auf hundert in die Stadtpolitik katapultiert wurde. Die Pletowskis waren zu Besuch bei der Tochter in Dresden, die dort studierte, als der CDU-Stadtpolitiker Mark Voß mitten aus einer Fraktionssitzung heraus anrief. „Du musst den stellvertretenden Bürgermeister machen.“ Widerstand, etwa mit dem Hinweis, von den Husumer Themen kaum etwas zu kennen, sei zwecklos gewesen, erzählt Pletowski. „Du hast aber die Lebenserfahrung“, rief Voß noch ins Telefon.

Er habe Frau und Kind zurückgelassen, sich in den Zug gesetzt, und als alles geregelt war, kehrte er nach Dresden zurück. Sehr geholfen hätten ihm der damalige Hauptamtsleiter Uwe Schmitz und Kämmerer Peter Seidel. Vom Start weg habe er die damalige Bürgermeisterin Ursula Belker häufig vertreten müssen.

Von hundert auf null

Höhepunkt in all den Jahren sei die Grundsteinlegung für die Iven-Agßen-Schule gewesen. Doch es habe auch „Nackenschläge“ gegeben, die ihm gezeigt hätten, wie schnell man von ganz oben nach tief unten abstürzen könne. Das habe ihm die Kommunalwahl 2013 vor Augen geführt. Lothar Pletowski war in seiner Partei signalisiert worden, dass er bei einem CDU-Sieg Bürgervorsteher werden könne. Die Aufgabe hätte er gerne übernommen. Doch es gab keine Mehrheit für die CDU. FDP und SPD bildeten eine Koalition – aus der Traum.

Dann passierte aber zusätzlich das: Bei der Besetzung aller Fachausschüsse sei er von seinen CDU-Kollegen nicht berücksichtigt worden. Rücksturz zur Erde – von hundert auf null. Später sei das korrigiert worden, er sei noch im Bau- und im Schulausschuss gelandet.

Oft eigenen Kopf gegen Fraktionsmehrheit

In den Sachthemen hatte Lothar Pletowski oft seinen eigenen Kopf. So erweist er sich als radikaler Gegner der Aussichtsplattform auf der Kleikuhle. „Ich bin völlig dagegen, was die da planen.“ Da habe es auch nicht geholfen, dass Bauamtsleiter Jörg Schlindwein das Projekt später als „ummantelten Fahrstuhl“ bezeichnet habe. Nein, ihm habe stets ein Mini-Stadtpark vorgeschwebt, mit Bänken, Büschen, einem Springbrunnen und dichtem Bewuchs als Lärmschutz zur Umgehungsstraße hin. Hier Kritik, dort Lob: Er freue sich aber richtig auf die Umgestaltung des Dockkoogs mit dem Badesee. „Das ist eine tolle Idee, so etwas zu machen.“ Er könne sich ergänzend auch noch ein Café und eine Flaniermeile vorstellen.

Sesshaft in Husum

Pletowski war Pilot bei der Luftwaffe und flog im Husumer Geschwader die Fiat G.91. Als er 1969 in die Storm-Stadt kam, verliebte sich seine Frau sofort in die Region. „Ich bleib' hier, egal wohin Du noch versetzt wirst“, soll sie gesagt haben. Nach seiner Dienstzeit machte er einen Abschluss in Betriebswirtschaft und reiste für die Aluminium-Industrie durchs vereinte Deutschland, wobei ihn der Aufbau in den neuen Bundesländern tief beeindruckt habe.


Über die Liste folgt dem Polit-Rentner nun Lars Blaschke. 1976 in Brasilien geboren, machte er am Wirtschaftsgymnasium in Husum sein Abitur, studierte Jura und arbeitet heute als Partner in der Husumer Rechtsanwaltskanzlei Osmers als Fachanwalt für Arbeits- und Verkehrsrecht. In der Stadtpolitik sammelte er umfangreiche Erfahrungen als bürgerliches Mitglied in mehreren Ausschüssen. Er ist zudem zweiter stellvertretender CDU-Ortsvorsitzender und stellvertretendes Mitglied im Aufsichtsrat der Tourismus- und Stadtmarketing Husum GmbH. Blaschke ist verheiratet und und hat zwei Kinder.

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