Flensburger Fördeschnack

„Jetzt spricht seine Frau“: Die Regenbogenpresse titelt mit Paluch und Habeck

„Jetzt spricht seine Frau“: Die Regenbogenpresse titelt mit Paluch und Habeck

Die Regenbogenpresse titelt mit Paluch und Habeck

SHZ
Flensburg
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Andrea Paluch und Robert Habeck am Grenzübergang Schusterkate. Foto: Foto: Marcus Dewanger/Archiv/shz.de

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Mit reißerischer Zeile macht die Zeitschrift „die aktuelle“ ihre Ausgabe Nummer 6 des Jahres 2022 auf. Drinnen entpuppt sich die Geschichte als äußerst luftig.

Der Fördeschnack ist eine wöchentliche Rubrik, die Themen rund um Flensburg aufgreift. In dieser werden aktuelle Ereignisse und Probleme glossierend kommentiert.

Wenn man ein Reisebüro Down Under betritt, kann es sein, dass die Landkarte an der Wand den Europäer mit einem australo-zentrischen Weltbild konfrontiert. Denn nicht das kleine, lauschige Europa steht in Australien im Mittelpunkt, sondern der siebte Kontinent, auf dem man sich gerade befindet.

Das ähnelt der „Karriere“ der Stadt Flensburg im Kinderbuch „Die besten Weltuntergänge“. Darin rückt Flensburg auf zu einer der nennenswerten Städte, zum Beispiel als Basis der Familie, um die es geht. Und Berlin kommt gar nicht vor. Das Buch zeichnet „zwölf aufregende Zukunftsbilder“ mit den Worten von Andrea Paluch und starken Illustrationen von Annabelle von Sperber.

Zentrale Frage: Was wird aus uns?

Flensburg überhaupt darin unterzubringen, habe die Autorin selbst überrascht, räumt sie in einem Interview ein, das kürzlich in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erschien. Der Perspektivwechsel aber, die Verfremdung ist ganz in ihrem Sinne. Alles dreht sich um die zentrale Frage „Was wird aus uns?“ Die Antwort sind ein Dutzend Szenarien, darunter sowohl Dystopien als auch Utopien – vom Leben auf Erden ohne Luft zum Atmen bis zum Leben, „wie die Natur es vormacht“.

Utopien seien für sie als Erwachsene viel schwieriger zu entwerfen, weil man Verstand, Bedenken, Wissen über Bord werfen muss. Für Kinder sei das nahtlose Fabulieren hingegen kinderleicht.

Die Flensburger Schriftstellerin Andrea Paluch erzählt im Zeit-Interview auch über ihre eigene Familie. Und da kommt die Regenbogenpresse ins Spiel. „Vize-Kanzler & Grünen-Politiker Robert Habeck: Jetzt spricht seine Frau“ titelt „die aktuelle“ vom 5. Februar. Für jene, die kein Bild von Frau Paluch vor Augen haben, zielt ein geschwungener roter Pfeil direkt auf ein Foto von ihr.

Dass „seine Frau spricht“ ist wohl richtig, aber nicht direkt. Jedenfalls nicht mit der „aktuellen“. Das bunte Blatt bedient sich offenbar jener Zeit-Zitate, die unter das Label Ehe passen, spitzt sie zu und bettet sie ein in eine selbst gestrickte Beziehungsgeschichte. Titel im Innenteil: „Wenn die Ehe in die Jahre kommt...“ Und weiter im Vorspann: „Offen wie nie hat seine Frau über die Gefahr der Trennung und die Verlockungen einer jüngeren Geliebten gesprochen...“

Nicht unbedingt die Priorität im Original-Interview. Dort ist vielmehr zu lesen, wie Andrea Paluch über Lebensentwürfe als und von Eltern reflektiert und über Freiheiten und Chancen, auch wenn vertraute Welten enden.

Das Bild in der Wochenzeitung zeigt Andrea Paluch vor der Flensburger Museumswerft, die sinnbildlich dafür stehe, dass Veränderung auch Verbesserung bedeuten könne. Paluch resümiert in der Qualitätspresse, dass sie abwesend bleibe, wenn es den Beruf ihres Mannes angehe und anwesend, was ihren eigenen Beruf betrifft. „Kann sein, dass man sich in der Öffentlichkeit nun fragt, wie Robert ohne mich klarkommt. Aber er muss ja gar nicht ohne mich klarkommen. Er hat mich ja, es gibt uns ja.“

Gespräch Habecks mit Impfskeptikern

Jetzt spricht der Vize-Kanzler trifft indes hundertprozentig auf eine zurückliegende Geschichte zu. Beziehungsweise: Er hat gesprochen, und zwar mit einer Delegation einer 70-köpfigen Gruppe aus Flensburg, die ihre Impfskepsis in einem offenen Brief kundgetan hatte.

Nach kommunikativen Starthemmungen kam ein Gespräch letztlich doch und wie vom Bundesminister erbeten unter Ausschluss der Öffentlichkeit zustande. Inhaltlich habe man sich nicht angenähert, urteilt ein Sprecher der Gruppe, aber diese lobt ausdrücklich den „respektvollen Umgang“ der beiden Seiten als vorbildhaft.

Zu den Details des Austauschs möchte sich Robert Habeck selbst nicht äußern. Angesprochen aber auf „die aktuelle“ und die Frage, ob die Yellow Press wahrgenommen werde, erwidert sein Büroleiter: „Der angesprochene Artikel ist uns nicht bekannt.“

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