Schleswig-Holstein

Grüne wollen nur Platz 2 bei Kommunalwahl

Grüne wollen nur Platz 2 bei Kommunalwahl

Grüne wollen nur Platz 2 bei Kommunalwahl

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Stellen die Kampagne der Grünen vor: Samet Yilmaz, Theresa Boysen und Anke Erdmann (v. l.). Foto: Staudt/shz.de

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Die Grünen treten mit so vielen Kandidaten und Listen wie nie zuvor an und wollen laut ihrer Parteichefin bei der Kommunalwahl zweitstärkste Kraft im Land werden. 

Wenn jemand Theresa Boysen vor fünf Jahren gefragt hätte, ob sie bei der Kommunalwahl kandidiert, hätte sie wohl nur eines getan: „Gelacht“, sagt die 35-Jährige, die nun aber am 14. Mai in Schwedeneck (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in den Gemeinderat einziehen will.

Es ist das erste Mal, dass die Grünen dort antreten – wie in 39 weiteren Städten und Gemeinden im Land. Damit tritt die Partei in 130 Kommunen mit einer eigenen Liste an, die rund 1500 Kandidaten füllen – mindestens 500 mehr als noch vor fünf Jahren und so viele wie nie zuvor. Fast die Hälfte davon ist weiblich.

Viele neue Mitglieder

„Zum Vergleich: Als ich vor 20 Jahren schon einmal im Landesvorstand war, hatten wir 1500 Mitglieder“, sagt die Landesvorsitzende Anke Erdmann. Allein in den vergangenen fünf Jahren haben die Grünen ihre Mitgliederzahl von 2600 auf 5700 steigern können. „Deshalb haben wir auch viele engagierte Kandidierende“, sagt Erdmann, die aber zugeben muss, dass sie bei manchem Parteimitglied mit Seminaren einige Bedenken ausräumen musste. „Viele haben sich die Frage gestellt: Kann ich das überhaupt?“

Diese Frage hat auch Samet Yilmaz mit „Ja“ beantwortet. Der 41-Jährige, der als Referent im Innenministerium arbeitet, ist schon seit 2005 bei den Grünen und Mitglied im Ortsbeirat in Kiel-Gaarden. Jetzt will er in den Rat der Stadt, kandidiert auf Listenplatz 2.

Wahlkampf kostet die Landespartei 200.000 Euro

„Viele Kandidierende laufen bei uns Gefahr, direkt gewählt zu werden“, sagt Erdmann mit einem Lachen. In einigen Städten und Gemeinden wie Flensburg, Halstenbek oder Lübeck wollen die Grünen stärkste Partei werden. Aber auf dem Land wird das schwierig. „Deswegen wollen wir landesweit zweitstärkste Kraft werden“, sagt die Parteichefin. Bei den Landtagswahlen wollten die Grünen noch Platz 1. Warum jetzt nicht? „Wir können Zahlen lesen“, sagt Erdmann. Bei der Kommunalwahl 2018 hat die CDU mit 35,1 Prozent landesweit das beste Ergebnis eingefahren, vor der SPD mit 23,3 und den Grünen mit 16,5 Prozent. Ein aktuelles Wahlziel in Prozenten will Erdmann nicht nennen, nur so viel: „Wir haben unsere Ergebnisse immer so um drei Prozent steigern können – dann wären wir diesmal bei etwa 20 Prozent.“

Die Grünen wollen bis zu 250.00 Plakate aufstellen, davon 350 großflächige. Laut Wahlkampfmanager Steffen Regis beläuft sich der Etat auf rund 200.000 Euro.

Thematisch setzen die Grünen auf einen „Heute-Morgen-Slogan“, wie Erdmann sagt: „Wir wollen heute die Welt verändern, um morgen besser zu leben.“ Und vielleicht bekommen sie dadurch ja sogar noch mehr Kandidaten, wie Theresa Boysen, die vor fünf Jahren noch gar nicht in die Politik wollte. Aber das war nach grünen Maßstäben gestern.

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