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Geyer oder Lange: Wer gewinnt die Stichwahl in Flensburg am 2. Oktober?

Geyer oder Lange: Wer gewinnt die Stichwahl in Flensburg am 2. Oktober?

Wer gewinnt die Stichwahl in Flensburg am 2. Oktober?

Ove Jensen
Flensburg
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Sie treten zur Stichwahl am 2. Oktober an: Herausforderer Fabian Geyer und Oberbürgermeisterin Simone Lange. Foto: Sebastian Iwersen

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Nach dem ersten Wahlgang geht Herausforderer Fabian Geyer als Favorit in die Stichwahl ums Flensburger Oberbürgermeister-Amt. Aber auch Amtsinhaberin Simone Lange darf sich noch Chancen ausrechnen. Eine Analyse.

Der Wahlkampf geht weiter. Am Sonntag, 2. Oktober, kommt es zur Stichwahl zwischen Fabian Geyer und Simone Lange. Nach dem Ergebnis von gestern ist klar: Geyer geht als Favorit ins Rennen.

Aber darf er sich auch schon als der sichere Sieger fühlen? Der Blick auf die Oberbürgermeisterwahlen in anderen Städten zeigt: Sicher ist kaum etwas in einer Stichwahl. In Neumünster zum Beispiel lag im vergangenen Jahr der damals amtierede Oberbürgermeister Olaf Tauras (CDU) im ersten Wahlgang mit 40,6 Prozent deutlich vor dem SPD-Kandidaten Tobias Bergmann (26,9 Prozent). Trotzdem gewann Bergmann die Stichwahl.

Die Lage in Flensburg ist allerdings eine andere als 2021 in Neumünster. Bergmann konnte einen großen Teil der Grünen-Wähler aus dem ersten Wahlgang zu sich ziehen. Auf dieses zusätzliche Potenzial kann Simone Lange nicht zählen. Schließlich wurde die Sozialdemokratin schon im ersten Wahlgang von den Grünen unterstützt.

In Flensburg richten sich die Blicke nun naturgemäß vor allem auf die Mitglieder der dänischen Minderheit. Deren Kandidatin Karin Haug ist mit 16,3 Prozent der Stimmen ausgeschieden. In absoluten Zahlen: 4587 Stimmen.

Wohin gehen die Stimmen des SSW?

Fabian Geyer holte 12.271 Stimmen und damit 2079 mehr als Simone Lange mit 10192. Würden sich nun im zweiten Wahlgang die Stimmen der Haug-Wähler einfach auf Geyer und Lange verteilen, müsste Lange mehr als 70 Prozent der Haug-Wähler auf ihre Seite ziehen, um den Abstand zu ihrem Herausforderer wettzumachen.

Traditionell wird der SSW eher dem rot-grünen Lager zugerechnet als dem schwarz-gelben, von dem Geyer ins Rennen geschickt wird. Bei einer Personenwahl spielen solche Zuordnungen aber keine so große Rolle. Oft bleiben viele Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten bei der Stichwahl einfach zu Hause. Man darf davon ausgehen, dass ein Großteil der Wähler von Marc Paysen, der sich als Outcast im Polit-Betrieb inszeniert, am 2. Oktober nicht wieder wählen werden.

Geyer und Lange müssen ihre Wähler mobilisieren

Noch einmal zurück zum Beispiel Neumünster 2021: Dort lag die Wahlbeteiligung beim ersten Wahlgang bei 39,8 Prozent, bei der Stichwahl waren es nur noch 31,3 Prozent. Tauras holte beim ersten Durchgang 10.315 Stimmen. Wären diese Wähler alle zur Stichwahl gegangen und hätten ihn gewählt, Tauras wäre heute noch Oberbürgermeister. Aber er holte nur noch 9857 Stimmen und verlor knapp.

Gelingt es Fabian Geyer, alle seine Wähler erneut zu mobilisieren, dürfte er die Stichwahl so gut wie gewonnen haben.

In den Stadtrand-Bezirken, wo ein Großteil der Geyer-Wähler wohnt, war die Wahlbeteiligung gestern bemerkenswert hoch, teilweise über 50 Prozent. In den Innenstadt-Bezirken, wo die Simone-Lange-Wähler wohnen, gaben teilweise weniger als 20 Prozent der Wahlberechtigen ihre Stimme ab. Die Oberbürgermeisterin könnte nun darauf setzen, hier noch stilles Wählerpotenzial zu aktivieren. Das dürfte aber nicht ganz einfach werden.

Ein weiterer Punkt spricht zunächst einmal gegen Lange: Eine Oberbürgermeisterwahl ist immer auch eine Abstimmung, bei der es um die Zufriedenheit mit der Amtsinhaberin oder dem Amtsinhaber geht. Wenn man für irgendeinen der Herausforderer stimmt, tut man dies in der Regel auch, weil man mit der bisherigen Amtsführung nicht einverstanden ist. Dann wird man, wenn der eigene Kandidat ausgeschieden ist, in der Stichwahl meist nicht plötzlich doch für die Amtsinhaberin stimmen. 36,2 Prozent für Simone Lange bedeutet umgekehrt: 63,8 Prozent gegen Simone Lange.

Bis zum 2. Oktober kann viel passieren

Hier kommt allerdings erneut die Besonderheit SSW ins Spiel. Mit 16,3 Prozent hat Karin Haug ein Ergebnis geholt, das für ihre Partei verglichen mit anderen Wahlen nicht gerade berauschend ist. Das spricht dafür, dass sie im Wesentlichen die SSW-Stammwählerschaft erreicht hat. Für diese Menschen hatte die Entscheidung für Karin Haug nicht unbedingt etwas mit ihrer Haltung zu Simone Lange zu tun.

Dennoch wird es schwierig für die amtierende Oberbürgermeisterin, den Rückstand aufzuholen. Vergessen darf man dabei allerdings nicht: Innerhalb von zwei Wochen kann viel passieren. Anders als beim ersten Wahlgang, als die Briefwähler, die diesmal immerhin fast ein Drittel aller Wähler ausgemacht haben, ihre Stimmen teilweise schon vor vier Wochen oder mehr abgegeben haben, entscheidet sich diesmal alles innerhalb weniger Tage.

Am Ende spielt auch die politische Großwetterlage eine Rolle, die zuletzt nicht gerade für ihre eigene Partei, die SPD, und für ihre Unterstützer von den Grünen sprach. Derzeit deutet zwar wenig darauf hin, dass sich daran bis zum 2. Oktober etwas ändert – aber man weiß ja nie.

Fabian Geyer und Simone Lange werden sich vor der Stichwahl noch einmal zum Live-Duell auf shz.de treffen. Der Termin steht: Montag, 26. September, ab 19 Uhr.

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