Schleswig-Holstein

Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus: Wie Nelly Sachs den Maler Knut Andresen inspirierte

Wie Nelly Sachs den Maler Knut Andresen inspirierte

Wie Nelly Sachs den Maler Knut Andresen inspirierte

Till Zimmermann
Schleswig-Holstein
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Vor dem Gemälde „Die Propheten“ (v. l.): Jesper Bielenberg, Johannes Zimmermann, Dennis Jänike, Miriam Ahls, Felix Russbült und Dominik Hahn. Foto: Till Zimmermann

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Schüler der Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum gestalteten das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus auch mit Gedichten von Nelly Sachs.

Es wirkt in der Feierstunde in der Aula der Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum ein wenig so, als wäre Nelly Sachs mit im Raum. Gedichte der jüdischen Lyrikerin, die 1940 vor der NS-Verfolgung nach Stockholm flieht, wo sie 1970 stirbt, prägen die Atmosphäre. Ihre Gedichte inspirierten den Maler Knut Andresen zu seinem Gemälde „Die Propheten“. Nun hängt es als Dauerleihgabe in der Ferdinand-Tönnies-Schule.

Eine Flöte wird gespielt, gefertigt aus den Knochen ermordeter Kinder – alles drastische Bilder, die nicht zu vergessen sind, die manchen nicht mehr loslassen. Sie stammen von Nelly Sachs. Ihr Gedicht „Wenn die Propheten einbrächen“ von 1949 nahm der 2021 verstorbene Friedrichstädter Künstler Knut Andresen zum Anlass, vier überlebensgroße Gemälde zu schaffen mit dem Titel „Die Propheten“.

Vier dunkle Gestalten vor rot-gelbem Hintergrund, an die zwei Meter hoch, schauen in die Aula der Ferdinand-Tönnies-Schule. Die Schüler der 9. und 10. Klasse versammeln sich dort zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Der Kontakt zur Schule kam durch Angelika Zöllmer-Daniel zustande, die mit Andresen wegen seiner Werke in Kontakt stand.

„Mein Vater kam aus einer Familie, in der es die Bibel und den Katechismus gab. Die Verse von Nelly Sachs erschütterten ihn als jungen Mann“, erzählt Knut Andresens Tochter Elsbe Andresen den rund 100 Kindern.

Knut Andresen habe sich, so seine Tochter weiter, in vielen Bildern mit dem Werk Nelly Sachs‘ auseinandergesetzt. In den vergangenen zwei Jahren waren diese Bilder in Friedrichstadt und Husum ausgestellt.

Schüler boten ein vielseitiges Programm

Die Schüler hatten für die Gedenkveranstaltung ein umfangreiches Programm vorbereitet: kurze Vorträge, eine Präsentation zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Verfolgung und Vernichtung, zeitgemäß wechselnd zwischen animierten Szenen und historischen Fotografien sowie eine Kranzniederlegung für die Toten des KZ-Außenlagers Husum-Schwesing auf dem Ostfriedhof.

Dickes Lob fürs Verhalten bei der Feier

Katja Saager bedankte sich bei ihrer neunten Klasse „für euer Verhalten während der Gedenkfeier“. Gerade bei diesen schwierigen und herausfordernden Inhalten sei es wichtig, anzuerkennen und zu loben, wie die Schüler sich verhalten hätten.

Nach einer Woche Vorbereitung sei sie „sicher im Text“ gewesen. Zügig und ohne Angst vor Zungenbrechern meistert sie auch das „nesselverwachsene Ohr der Menschheit“. Nachdem die Schüler Sachs zuhörten, könnten sich nun die Husumer ein Bild von den „Propheten“ machen.

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