Eröffnungsrede

G7-Außenminister in Weißenhaus: Baerbock warnt vor Ernährungskrise

G7-Außenminister in Weißenhaus: Baerbock warnt vor Ernährungskrise

Baerbock warnt vor Ernährungskrise

SHZ
Weißenhaus
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Ganz schön hier: Die G7-Außenminister beim Sparziergang über das Hotelgelände. Foto: IMAGO/Janine Schmitz/photothek.de/shz.de

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Es geht um die Ukraine, es geht um China, es geht um die Versorgungslage in der Welt. Was Annalena Baerbock in ihrer Eröffnungsrede sagte.

Die Außenministerin hat es eilig. Annalena Baerbock kommt schnellen Schrittes aus Richtung des umgebauten Pferdestalls, in dem ein Teil der bilateralen Gespräche stattfindet. Sie blickt ernst und lächelt nur kurz, als sie in die Runde der zahlreichen Journalisten vor Ort blickt: „Guten Tag und vielen Dank, dass Sie alle hier in den Norden gekommen sind.“


Weiterlesen: Eröffnungsrede von Annalena Baerbock im Wortlaut

Ringen um den richtigen Begriff

Das war es dann aber auch schon mit den Förmlichkeiten, die Zeit drängt, denn es gibt vieles zu besprechen beim Treffen der G7-Außenminister in Weißenhaus. „Der russische Angriffskrieg ist auch ein Krieg gegen die internationale Ordnung und gegen die internationale Zusammenarbeit. Deswegen geht es bei diesem G7-Treffen auch um die Unterstützung unserer weltweiten Partner“, sagt Baerbock, die Anfang der Woche noch die Ukraine besucht hat. Natürlich liegt der Fokus dieses G7-Außenministertreffens auf dem Krieg in der Ukraine, auf „dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“, wie Baerbock immer wieder sagt, als gelte es, mit diesen beiden Worten die Deutungshoheit über die russischen Motive und Putins Schuld an der globalen Krise zu verteidigen.

Baerbock warnt vor Spaltung der Welt

Denn auch das gehört zu den Themen, die im Luxus-Resort am Ostseestrand besprochen werden. „Wir werden uns gegen die bewusste Desinformationskampagne der russischen Regierung stellen und deutlich machen, dass Demokratien und Wertepartner sich nicht spalten lassen, sondern zusammenstehen.“ Das klingt seltsam selbstverständlich und lässt sich aus Richtung der europäischen Länder leicht sagen, aber die Ernährungskrisen werden die nächste Prüfung für die Weltgemeinschaft.

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Russland blockiert Getreidelieferungen

25 Millionen Tonnen Getreide würden durch Russland in ukrainischen Häfen blockiert, sagt Baerbock: „Getreide, das Lebensmittel für Millionen Menschen auf der Welt bedeutet. Lebensmittel, die vor allem dringend in den afrikanischen Ländern und im Nahen Osten gebraucht werden.“

Und die Außenministerin führt aus, dass auch das eine Form der Kriegsführung sei: „Das Ziel des russischen Präsidenten ist es, diese Ernährungskrise und seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg dafür zu nutzen, die Weltgemeinschaft zu spalten.“ Das solle, das müsse verhindert werden, sagt Baerbock. Man berate deshalb gemeinsam darüber, wie man das ukrainische Getreide in die Welt bringen könne. Während sie das sagt, hält die G7-Gastgeberin ihre Zettel mit den Stichworten fest in den Händen, aber sie schaut nur einmal kurz drauf. Baerbock wirkt entschlossen in diesen Tagen – und auf ihre mitunter etwas trotzige Art überzeugend.

Jacobsmuscheln und Lammrücken

Dabei wird auch ihr vermutlich klar sein, dass es nicht einer gewissen Zynik entbehrt, wenn die Ernährung der Ärmsten ausgerechnet an einem Ort des Überflusses, wie es dieses Luxus-Hotel an der Ostsee ist, thematisiert wird. Hier, wo ein 6-Gänge-Menü mit Jacobsmuscheln Grenobler Art und Poltinger Lammrücken an Kichererbsen 229 Euro kostet. Ohne Getränke, versteht sich.

Aber in einer Welt ohne Widersprüche bedürfte es ja auch nicht dieser Unmenge an diplomatischen Gesprächen, wie sie derzeit in Schleswig-Holstein geführt werden. An einem Ort, der schon ohne die umfassenden Sicherheitsmaßnahmen dieses Treffens wie ein eigener Staat in der ostholsteinischen Weite wirkt.

Derzeit sicherste Region Deutschlands

Immerhin profitieren die Gastgeber auf zweierlei Weise: Auch wenn die Journalisten die meiste Zeit hinter Sichtzäunen in Hunderten Metern Entfernung warten müssen, werden einige schöne Bilder aus der Region in die Welt gesendet. Und die Gegend zwischen Kiel und Lübeck dürfte wegen der 3500 Polizisten vor Ort derzeit die sicherste Deutschlands sein. Das ist angesichts der globalen Entwicklungen allerdings auch nicht wirklich ein Hoffnungszeichen.

Dieses will dann die Außenministerin senden. „Wir sehen euch, wir hören euch und wir unterstützen euch“, sagt Baerbock in Richtung derjenigen, die direkt oder indirekt unter den Folgen des Krieges leiden. Dann geht sie zurück zum Pferdestall, die nächsten Delegationen kommen gerade an. Am Abend folgt ein gemeinsames Abendessen. Was auf den Tisch kommt, bleibt geheim. Aber das Poltinger Lamm soll nicht schlecht sein.

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