Sturmflut und Naturkatastrophe

Fünf Jahrzehnte Eidersperrwerk – Deutschlands größtes Wasserbauwerk hat sich bewährt

Eidersperrwerk: Deutschlands größtes Wasserbauwerk hat sich bewährt

Deutschlands größtes Wasserbauwerk hat sich bewährt

SHZ
Eiderstedt
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Das größte Wasserbauwerk Deutschlands existiert seit fünf Jahrzehnten. Foto: Ingo von Oven/shz.de

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Vor rund 50 Jahren – von 1967 bis 1973 – wurde an der nordfriesischen Nordseeküste mit dem Eidersperrwerk Deutschlands größtes Wasserbauwerk für den Küstenschutz errichtet. Wir blicken zurück.

60 Kilometer Deich liegen an der Eider. Um diese zu schützen, wurde nach den negativen Erfahrungen der großen Sturmflut von 1962 eine gewaltige Wasserbaumaßnahme zwischen Dithmarschen und Eiderstedt durchgeführt: der Bau des Eidersperrwerks. Die zunehmende Verschlickung sowie die Verbesserung der Vorflut und der regionalen Infrastruktur waren weitere Gründe für die Maßnahme.

Am 29. März 1967 erfolgte der erste Spatenstich auf der Dithmarscher Seite durch den damaligen Kieler Ministerpräsidenten Helmut Lemke (CDU). Mitten in der Eider wurde eine künstliche Insel aufgespült und mit einem schützenden Ringdeich versehen. Eine gewaltige 900 Meter lange stählerne Brücke mit einem „Katzenbuckel“ – einer Durchfahrt für die Schiffe – verband das Dithmarscher Festland mit diesem Eiland zum Transport von Personen und insbesondere Material.

Riesige Mengen verschiedener Stoffe für die Betonherstellung und diverse Sorten Steine mussten so zur Insel transportiert werden, wo nach und nach das zwei Meter dicke Fundament, die Betonpfeiler und die aufgelagerte ovale Betonröhre – der Wehrträger – für die Befestigung der 40 Meter langen Sielverschlüsse sowie die zehn Meter hohe Schleuse und das Betriebsgebäude erstellt wurden.

Um nach Inbetriebnahme eine Auskolkung des Bauwerkes zu verhindern, wurde daran anschließend beidseits des Siels auf einer Nylonfolie eine 150 Meter lange Steinschüttung in unterschiedlichen Schichten mit schweren Granitquadern aus Schweden hergestellt, die mit stählernen Torpedofangnetzen gesichert wurden.

Im Frühjahr 1973 wurde das imposante und an der deutschen Nordseeküste einmalige Bauwerk mit einem großen Festakt eingeweiht – wie üblich in der Region mit dem traditionellen Tanz durch das Siel unter dem gewaltigen Bauwerk und den Sturmflutklappen auf der zwei Meter starken Betonsohle.

Eigentlich war das damalige Projekt – wie im Wasserbau üblich – auf 80 Jahre angelegt. Laut Planung hatten die Wasserbauer ständig notwendige Instandsetzungen vorgesehen. Doch Salzwasser und Sauerstoff zeigten sich unerwartet aggressiv gegenüber dem Beton und Stahl. Der Druck auf die Sieltore bei starken Sturmfluten führte zudem zu einer heftigen Belastung mit tiefen Rissen im Beton und starker Korrosion an den Stahlteilen.

Wie dazu der für das Eidersperrwerk zuständige Bauingenieur vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Tönning, Marco Bardenhagen, mitteilt, wurden alle diese Mängel in den vergangenen Jahren nach und nach in jährlichen Reparaturen beseitigt und auch die in die Jahre gekommenen Sieltore aus Stahl saniert.

Das größte und bedeutendste Wasserbauwerk an der deutschen Nordseeküste befinde sich wegen dieser sukzessive durchgeführten Maßnahmen in einem gesunden Zustand, was trotzdem weitere Instandhaltungs-Arbeiten in angemessenem Umfang erfordere, so Bardenhagen weiter.

In diesem Jahr nun sollen die Betondecken der Wehrpfeiler instand gesetzt werden. Außerdem wird der Sielverschluss Nr. 1 „eingehaust“, das heißt komplett eingerüstet und geschlossen, um saniert zu werden. Im nächsten Jahr erfolgt dann die Antriebserneuerung der zehn Meter langen Zylinder im Inneren der Wehrpfeiler.

Nach den Worten von Ingenieur Bardenhagen macht man sich im Amt schon jetzt Gedanken für die Zeit nach 2050, damit das imposanteste Wasserbauwerk an der deutschen Nordseeküste, das seine Bewährungsproben bis jetzt sehr gut bestanden hat, auch in Zukunft die Menschen in Dithmarschen und Nordfriesland erfolgreich vor verheerenden Naturkatastrophen durch die Nordsee schützen kann.

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