Krankenhaus in Flensburg

Frühere Chefärzte: „Die Diako ist dabei, sich selbst abzuschaffen“

Frühere Chefärzte: „Die Diako ist dabei, sich selbst abzuschaffen“

Frühere Chefärzte: Diako ist dabei, sich selbst abzuschaffen

Friedrich Wrede, Ulrich Schroeder, Henning Schmidt
Flensburg
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Ehemalige Chefärzte in Sorge um das Flensburger Diako-Krankenhaus: (von links) Henning Schmidt, Ulrich Schroeder und Friedrich Wrede. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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„Widersprüche, Chaos und ein überforderter Geschäftsführer“: Dr. Henning Schmidt, Dr. Ulrich Schroeder und Dr. Friedrich Wrede gehen mit der Leitung der Diako in Flensburg hart ins Gericht.

Die Pläne für den Klinik-Neubau am Peelwatt gehen nicht zuletzt auf ihr Engagement zurück: Dr. Ulrich Schroeder (79, ehemaliger ärztlicher Direktor der Diako), Dr. Henning Schmidt (80, ehemaliger Chefarzt der Neurochirurgie) und Dr. Friedrich Wrede (79, ehemaliger Chefarzt der Unfallchirurgie). In den vergangenen Jahren haben sie die Entwicklung kritisch begleitet. In einem Gastbeitrag für shz.de gehen sie jetzt hart mit der aktuellen Krankenhaus-Führung ins Gericht.

Was für ein katastrophales Krisenmanagement! Die Diako, ein leistungsstarkes Schwerpunktkrankenhaus, bisher verlässliche medizinische Versorgungseinrichtung der Einwohner im Norden Schleswig-Hosteins, einer der größten Arbeitgeber der Region, ist dabei, sich selbst abzuschaffen.

Wir als jahrzehntelange Mitarbeiter sind aufgebracht über die indiskutable Kommunikation, die deprimierende Hilf- und Mutlosigkeit. Die Öffentlichkeit erfährt über Presse, Fernsehen und Radio nur Widersprüchliches.

„Mitarbeiter total verunsichert“

Über die zukünftigen Strukturen der besonders betroffenen Gynäkologie und Geburtshilfe sickern nur spärliche Informationen nach außen, die allerdings nichts Gutes ahnen lassen. Da liegt eine der wichtigsten Abteilungen am Boden und die Krankenhausleitung entlässt noch zusätzlich Mitarbeiter, die bei allem Chaos den Betrieb bisher zumindest am Laufen gehalten haben. Gleichzeitig werden ominöse Neueinstellungen (Chefarzt/-ärztin) angekündigt, wobei der alte gerade dabei ist, das Haus wieder zu verlassen. Man fragt sich, welche merkwürdige Absicht dahintersteckt, ausgerechnet die Gynäkologie zu vernichten.

Nicht nur viele Mitarbeiter sind durch mangelhafte interne Information über ihre weitere Zukunft total verunsichert. Nur völlige Transparenz kann bereits verlorenes Vertrauen wieder herstellen!

„Riesiger Ansehensverlust“

Die Diako (im Verbund mit dem Franziskus-Krankenhaus) war bisher ein Schwerpunktkrankenhaus mit hoher Kompetenz auf allen Fachgebieten. Es ist eines der vier wichtigsten Versorgungszentren in Schleswig-Holstein! Sind sich die Verantwortlichen eigentlich im Klaren darüber, welch riesiger Ansehensverlust für das gesamte Krankenhaus durch dieses Chaos erzeugt wird, unter dem letztlich alle Abteilungen leiden werden?

Woher soll da weiterhin die bisher hohe und so wichtige Motivation der Mitarbeiter kommen? Wie soll jemand verstehen, dass im Versorgungsangebot sich nichts ändern soll, aber gleichzeitig eine der Hauptabteilungen praktisch funktionsunfähig gemacht wird? Wo zeigen die verantwortlichen Mitglieder des Aufsichtsrats für ihre Diakonissenanstalt Flagge, wohin ist der Vorstand abgetaucht?

„Überforderter Geschäftsführer“

Ein Schwerpunktkrankenhaus ist eine der wesentlichen Stützen der Infrastruktur Flensburgs und ein Aushängeschild für die Region. Wo übernehmen unsere Kommunalpolitiker Verantwortung für ihre Stadt? Da reicht nicht eine mühsam zusammengebastelte Resolution der Ratsversammlung! In einer solchen Krise kann doch ein strauchelnder Betrieb, der der Allgemeinversorgung verpflichtet ist, nicht nur mit einem Insolvenzbegleiter und einem überforderten Geschäftsführer sich selbst überlassen bleiben. Hier braucht es wegen der überregionalen Bedeutung die Unterstützung aller Entscheidungsträger in Flensburg und im Umland.

Vielleicht bedarf es noch einmal eines solchen Anstoßes wie im April 2017, als Bürgerwille die Planung des Zentralkrankenhauses in Flensburg erzwang!

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