„Doro rockt Berlin“

Die Frau des Großen Kurfüsten von Brandenburg kehrt zurück nach Glücksburg

Die Frau des Großen Kurfüsten von Brandenburg kehrt zurück nach Glücksburg

Die Frau des Großen Kurfüsten kehrt zurück nach Glücksburg

SHZ
Glücksburg
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Ein Banner über der Schlossallee mit dem Slogan „Doro rockt Berlin“ macht auf die bevorstehende Ausstellung aufmerksam. Foto: Catrin Haufschild/shz.de

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Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg gilt als Begründerin des modernen Berlins. In ihren alten Heimat Glücksburg wird sie nun mit einer Ausstellung geehrt.

Eine bedeutende Frau wird gerade wieder entdeckt: Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1636 – 1689), geboren und aufgewachsen in Glücksburg. An der Seite ihre zweiten Ehemannes, dem „Großen Kurfürst“ von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, vollbrachte sie Erstaunliches.

Nachdem sie von ihm 43 Hektar Land in der Umgebung der mittelalterlichen Kleinstädte Berlin, Cölln und Friedrichswerder erhalten hatte, gab sie das Areal als weiteres Stadtgebiet frei, förderte es entsprechend und ebnete so den Weg Berlins zur modernen Großstadt. „Begründerin des modernen Berlins“ wird sie von Historikern genannt.

Nicht präsent in Glücksburg

Ein „eigener Kopf“ mit unternehmerischem Geschick soll sie gewesen sein. War sie bei der zweiten Eheschließung noch relativ mittellos, hinterließ sie ihrer Kinderschar ein ansehnliches Auskommen. Sie begleitete ihren melancholischen und von der Gicht geplagten Ehemann auf Feldzüge. Die Ehe galt als äußerst glücklich.

„Warum ist diese Glücksburgerin in Glücksburg nicht präsenter?“, fragte sich Roderich Stintzing, promovierter Historiker mit eigener Firma „Institut für Talententwicklung“. Er hatte im Café am Schloss vor einigen Monaten Michael Weiß vom Bürgerforum getroffen. Weiß meinte, man müsse mehr für Glücksburg tun. Stintzing, der in Glücksburg-Flensburg beheimatet ist und auch als Journalist gearbeitet hat, überlegte, an welcher Person man da etwas „aufhängen“ könne – und stieß auf Dorothea, nach der in Berlin vier Straßen benannt sind, in Glücksburg jedoch keine.


Eine Ausstellung mit Texten und Bebilderung, die Stintzing ehrenamtlich aus persönlicher Motivation geschrieben und zusammengestellt hat, findet ab Oktober im Schloss statt. Sie gibt eine mögliche Antwort für die mangelnde Präsenz Dorotheas an ihrem Geburtsort. Vielleicht glaubte man in den entscheidenden Jahren in Glücksburg den allgemeinen Überlieferungen bis ins 19. Jahrhundert, wonach Dorothea in erster Linie eine böse Stiefmutter gewesen sei.

Ausschließlich zum Wohl ihrer eigenen Kinder soll sie sich in die Regierungsgeschäfte eingemischt haben. Vielleicht fand man ihre Toleranz in Glaubensdingen anstößig. Ihrem Mann zuliebe war sie vom Luthertum zum Calvinismus übergetreten. In Berlin stand sie in der Kritik, weil sie Potsdam als Wohnsitz vorzog und zur Residenzstadt ausbaute. Noch heute sind die meisten ihrer persönlichen Gegenstände im Schloss Caputh in der Nähe von Potsdam zu sehen.

Broschüre zum Leben von Dorothea

Über das Leben der kleinen Dorothea in Glücksburg erfahren wir aus der Broschüre (4 Euro), die zur Ausstellung erscheint und in Flensburger Buchhandlungen schon erhältlich ist, dass sie Gefallen am Jagen und Reiten fand. Die finanziellen Verhältnisse waren nicht glänzend, aber die Eltern sorgten für eine standesgemäße Erziehung. Sie schickten die zwölfjährige Dorothea an den Hof des dänischen Königs. Er war ihr Großcousin.

Ihre erste Ehe mit Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, der früh verstarb, blieb kinderlos. Die Ehe mit dem 16 Jahre älteren, verwitweten brandenburgischen Kurfürsten entstand aus gegenseitiger Zuneigung. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Sechs von ihnen überlebten die Mutter.

Ausstellungseröffnung am 1. Oktober

Die Schloss-Stiftung begrüßt die Dorothea-Ausstellung und stellt den Weißen Saal bis zum 30. April 2022 dafür zur Verfügung. Die Eröffnung mit geladenen Gästen am 1. Oktober soll mit Musik aus dem 17. Jahrhundert und einer „Kurfürstin-Dorothea-Torte“ gefeiert werden.

Im Anschluss wandern die Texttafeln in die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein in Berlin. Eine Kooperation mit der Kieler Universität ist beschlossen. Geschichts-Professor Oliver Auge wird bei seinen Studenten Arbeiten zum Thema anregen. 2023, im 350. Gründungsjahr der Dorotheenstadt, soll der Mittelteil des Brandenburger Tores in Originalgröße ohne Quadriga im Schlosspark von Glücksburg aufgebaut werden. Dorothea pflanzte einst für die Prachtstraße „Unter den Linden“, die am Brandenburger Tor (1791 erbaut) beginnt, die ersten Eichen. Nach langer Zeit erfährt sie nun an ihrem Geburtsort viel Aufmerksamkeit, von der – so hoffen die Initiatoren – Glücksburg selber profitieren wird.

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