Flensburger Fördeschnack

Flens-Flasche für fast 8,5 Millionen Euro – und wenig spritzige Wahlwerbung

Flens-Flasche für fast 8,5 Millionen Euro – und wenig spritzige Wahlwerbung

Flens-Flasche für fast 8,5 Millionen Euro

SHZ
Flensburg
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Gelungener Werbegag: Die Flasche mit Flensburg-Kulisse. (Screenshot) Foto: shz.de

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Ein Werbegag der Brauerei macht die Runde. Weniger überraschend sieht es bei der Wahlwerbung aus. Konventionell, teils bieder, urteilt der Fachmann.

Der Fördeschnack ist eine wöchentliche Rubrik, die Themen rund um Flensburg aufgreift. In dieser werden aktuelle Ereignisse und Probleme glossierend kommentiert.

Was ist eigentlich das Flensburger Wahrzeichen? Während Einheimische vielleicht Richtung Alexandra, Nordertor oder den Idstedt-Löwen schauen, denkt der Rest der Republik sicher eher an Bier, Sex-Shops und Punkte. Und wird als Besucher herb enttäuscht.

Die Sexshops sind auch in Flensburg nicht auf- beziehungsweise anregender als an anderen Orten. Das KBA ist nicht mehr als ein nüchtern-langweiliger Klotz mit abschreckender Umzäunung und einem behördlichen Gruß aus den 1960er-Jahren. Da hilft es auch nicht, dass die Jalousien nach Feierabend kess zu Mustern gezogen werden, die in etwa so locker sind wie Spongebobsocken zum Banker-Outfit. Immer wieder trifft man dort Touristen an, die sich die „Sehenswürdigkeit“ anschauen und mutmaßlich den Weg bergauf dafür bereuen.

Bis zur Bordsteinkante

Bleibt noch die Brauerei mit ihrem Shop. Dort wird neuerdings ein echtes Wahrzeichen angeboten. Eine riesige, begehbare Flens-Flasche: 84,5 Meter hoch, fast 33 Tonnen schwer und lieferbar binnen weniger Werktage – bis zur Bordsteinkante. Selbstbewusst wird das Ungetüm als Flens-Freiheitsstatue vermarktet und kostet schlappe 8,46 Millionen Euro, zuzüglich Versandkosten.

Visionär ist die Präsentation der patinagrünen Flasche als schwimmendes Denkmal vor der Flensburger Stadtkulisse. Der Werbegag kam zumindest im Internet gut an: Mehr als 110 mal wurde das „Knaller-Angebot“ bei Facebook geteilt. Doch auch wenn die überdimensionierte Glasflasche einen Bügel hat, so hat sie auch gleich mehrere Haken: Es ist kein Bier drin – und der Artikel ist derzeit „leider vergriffen“.

Konventionell und weniger spritzig

Was drin ist in der Wahlwerbung und wer welche Haken hat, wird sich wohl erst ab dem 27. September zeigen. Wie visionär die Plakate der Kandidaten für den Bundestag sind, hat gerade ein professioneller Deuter vom Campus bewertet. Er stellt fest, dass sich die Berater der Parteien überwiegend für konventionelle und weniger spritzige Ansprachen entschieden haben. Womöglich, um keine Stammwähler zu verprellen – Wandel kommt wohl noch genug.

Weiterlesen: Traditionell, kämpferisch, langweilig: Experte bewertet Wahlplakate

Die Sozialdemokraten und die Linke setzen auf Rot, nicht die grüne Claudia, sondern die Farbe. Und die Liberalen auf Magenta und Schwarz-weiß-Fotos.


Robert ohne Habeck

Auf die Größe des Plakats kommt‘s an, dachten sich die Konservativen und haben ganz groß und ganz allein den Laschet aufgestellt! „Weil es um die Menschen geht“, sagt der jetzt noch zwei Wochen lang und empfängt jeden Bewohner und Besucher ganz persönlich mit einem Lächeln in einem kleinen Wohngebiet am Rande von Harrislee.

Aus dem Rahmen, so urteilt jedenfalls der Fachmann, fiel indes der bekannteste Flensburger Politiker, dessen Vorname reichte, weil er so bekannt ist. Unlängst erst hatte ein Kollege gefragt, wo denn jetzt Robert Habeck hängt.


Plakatsuche

Bestimmt konnten viele, die das gelesen hatten, von da an nicht mehr nicht die Wahlwerbung konsumieren. Sondern sie mussten sich dem Wettwahlkampf stellen, die Augen aufsperren und Habeck-Bilder sammeln. Das am Weißglascontainer in Weiche, das zählt nicht, zu klein und eine Fälschung. Aber am Nordkreuz hing der Robert, war dann schnell wieder weg. Ein Bild in der Marktallee in Harrislee hängt noch und reiht sich ein.

Aber auch auf der Zirkuswiese in der Gemeinde zwischen Flensburg und Dänemark steht jetzt eines mit Robert und Annalena und umgeben von den anderen Mitstreitern. Und direkt dahinter noch bis Sonntag eine Hüpfburg.

Ein Schelm, wem Monty Pythons Flying Circus just in den Sinn hopst, die schon damals in einem ihrer Kult-Filme den Satz prägten: Jeder nur ein Kreuz.

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