Schleswig-Holstein

Fahren Sie eigentlich noch in den Herbsturlaub?

Fahren Sie eigentlich noch in den Herbsturlaub?

Fahren Sie eigentlich noch in den Herbsturlaub?

Doris Ambrosius/shz.de
Kappeln
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Helgart Schöwing aus Grödersby würde gerne im Herbst verreisen, verzichtet aber angesichts der aktuellen Lage darauf. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Heizung, Strom, Lebensmittel, Benzin – überall gehen die Preise durch die Decke. Was bedeutet das für die Urlaubszeit im Herbst? Verzichten die Kappelner auf eine Reise? Und verreisen sie jetzt erst recht? Wir haben uns umgehört.

Die Herbstferien stehen kurz bevor. Doch wer kann sich einen Urlaub noch leisten, in einer Zeit, in der alles teurer wird und niemand wirklich weiß, was da eigentlich noch alles kommt?

Nach der langen Corona-Zwangspause war man doch glücklich im vergangenen Jahr, als es in den Ferien im Oktober endlich mal losgehen konnte, wenigstens für ein paar Tage. Dabei musste es noch nicht mal ein Flug ins Ausland sein. Nein, das „Tropical Island“ in Berlin war zum Beispiel total ausgebucht, und die Menschen genossen ihre Auszeit und Erholung weit ab vom weltlichen Geschehen in vollen Zügen.

Wieder müssen auch die Kinder verzichten

Im Moment stellt sich die Frage gar nicht, ob man darf, sondern ob man überhaupt noch kann. Und was macht das mit den Kindern, die wieder nicht abschalten können, weil es diesmal den Eltern finanziell einfach nicht möglich ist?

Kein Ende der Preiserhöhungen absehbar

Wir haben Bürger nach ihrer Meinung befragt, und Chantalle Paninsky aus Kappeln greift auch gleich das Thema Kinder auf: „Es tut mir so unendlich leid für die jetzige Generation der Kleinen“, sagt sie „Ich konnte meine Kindheit und auch meine Jugend total genießen. Aber was ist denn mit den Kindern heute? Es wird ihnen so viel genommen. Erst Corona, wo sie kaum raus duften, jetzt Krieg, und alles ist zu teuer, nicht mal in die Ferien kann man.“

Sie selbst fahre auch nicht in den Herbsturlaub, auch wenn sie gerne würde. „Das Ende der ganzen Preiserhöhungen ist ja noch nicht mal abzusehen“, meint die 19-Jährige. „Und ich glaube, es wird alles noch viel schlimmer als jetzt.“

Öltank musste befüllt werden

Helgart Schöwing aus Grödersby würde auch gerne in Urlaub fahren, aber das sei wirklich nicht drin, sagt sie. „Wir vermieten selbst Ferienwohnungen und mussten unseren Öltank befüllen. Obwohl wir noch den Preis bei der Bestellung vor acht Wochen bekamen, war dieser schon doppelt so hoch, wie im vergangenen Jahr.“

Aus finanziellen Gründen ist kein Urlaub möglich

Es sei ja noch nicht mal abschätzbar, was noch käme, fügt sie hinzu. Der 14-tägige Urlaub stehe zwar bevor, aber es ginge finanziell einfach nicht. „Wir bleiben also zu Hause, auch wenn wir wissen, dass es dann kein richtiger Urlaub ist, weil wir dann doch drinnen und draußen am Arbeiten sein werden.“

Sparsam zu Hause, verschwenderisch im Urlaub

Hinzukäme, dass Feriengäste zwar erzählen, wie sehr sie zu Hause sparen würden, aber bei Fremdeigentum sei man dann doch nicht so pingelig. „Kost ja nix“, sagt Hegart Schöwing. „Da wird die Fußbodenheizung Tag und Nacht angemacht, selbst wenn es noch gar nicht kalt ist, oder die ganze Nacht die Außenlampe angelassen.“

Sie selbst spare, wo sie nur könne, kaufe nur noch das, was unbedingt notwendig sei. „Ich habe gerade ganz wenig Heidepflanzen gekauft, aber nur für den Friedhof. Es ist mir einfach sehr wichtig, dass das Grab in Ordnung ist“, erklärt die 53-Jährige. „Und normalerweise würde ich auch meinen Garten herbstlich bepflanzen, aber auch darauf verzichte ich dieses Jahr ganz und gar.“

Freunde und Verwandte besuchen

Brigitte Staven aus Kappeln sagt, sie verreise ohnehin kaum. „Wir sind selbstständig, und da kann man nicht so weg“, erläutert sie. Urlaub bedeute für sie nur mal ein paar Tage, in denen man Freunde und Verwandte besuche. „Es ist wirklich eine furchtbare Zeit und keiner weiß, wie es weitergehen wird“, fasst die 63-Jährige traurig zusammen.

Lieber jetzt, bevor im nächsten Jahr nichts mehr geht

Hans Doworsky aus Kappeln würde sich noch einen kleinen Herbsturlaub erfüllen, wenn es sich ergebe, und er war auch im Sommerurlaub. „Wir haben keine Kinder und können es uns daher noch ein wenig leisten“, verrät er. Aber auch der 58-Jährige musste tief in die Tasche greifen, um die Füllung des Öltanks zu bezahlen. „Wir wissen nicht, was nächstes Jahr noch kommt“, sagt er etwas schwermütig. „Von daher fahren wir lieber in diesem Jahr nochmal weg.“

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