Medizinische Versorgung

Diako Flensburg beantragt Insolvenz: Folgen weitere Kliniken in Schleswig-Holstein?

Insolvenz: Folgen weitere Kliniken in Schleswig-Holstein?

Insolvenz: Folgen weitere Kliniken in Schleswig-Holstein?

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Klinik-Alltag: Corona-Pandemie und Energiekrise bringen das Geschäftsmodell Krankenhaus an die Grenzen. Foto: www.imago-images.de/shz.de

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Auch die Chefs der Imland-Klinik in Rendsburg und Eckernförde warnen vor einer Insolvenz. Das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster rechnet mit Millionenverlusten.

Warnungen gab es schon lange – jetzt hat in Folge der Corona-Pandemie und der Energiekrise das erste Krankenhaus in Schleswig-Holstein einen Insolvenzantrag gestellt. Es traf die Diako in Flensburg. Mit 400 Betten gehört sie zwar nicht zu den größten Kliniken im Land, hat aber eine zentrale Bedeutung für die Patientenversorgung im nördlichen Schleswig-Holstein.

Der Betrieb laufe unverändert weiter, versicherte Klinik-Geschäftsführer Ingo Tüchsen am Dienstag. Er möchte das Unternehmen in kirchlicher Trägerschaft eigenständig wieder in die Gewinnzone führen.

Ob ihm das gelingt, ist offen. Auch andere Kliniken schlagen Alarm. So sind die Kliniken Nordfriesland seit Jahren in der Dauerkrise. Und erst vor drei Wochen hatten die Chefs der kommunalen Imland-Kliniken im Kreis Rendsburg-Eckernförde öffentlich von der Gefahr einer Insolvenz gesprochen.

Am Dienstag legte Kerstin Ganskopf, Geschäftsführerin des städtischen Friedrich-Ebert-Krankenhauses (FEK) in Neumünster, nach. Für das kommende Jahr kalkuliere man mit einem Minus von zehn Millionen Euro, sagte sie. Und das, obwohl das Krankenhaus bisher stets finanziell kerngesund gewesen sei. Nun aber werde Energie immer teurer und stiegen die Personalkosten. Zugleich könnten Leistungen nicht erbracht werden, weil Personal fehle. Ganskopf forderte schnelle Hilfen der Politik.

Die Kieler Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken sieht die Verantwortung bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. „Der Bund muss jetzt wirklich kurzfristig handeln, wenn er die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung ernst nimmt“, sagte sie nach der Insolvenz der Diako. „Die Kliniken brauchen schnell und planbar eine kurzfristige Sicherung ihrer Liquidität.“ Sie verweist darauf, dass die Länder schon im Juli den für die Krankenhausfinanzierung zuständigen Bund aufgefordert haben, angesichts außerordentlicher Kostensteigerungen kurzfristig zu handeln.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schätzt, dass aktuell 60 Prozent aller Kliniken Verluste machen. Häuser wie die Diako in Flensburg, die schon vor der Corona-Pandemie und der Energiekrise in Schwierigkeiten waren, fehlen nun offenbar die nötigen Rücklagen.

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