Integration

Deutschkurse in Schleswig-Holstein völlig überlaufen

Deutschkurse in Schleswig-Holstein völlig überlaufen

Deutschkurse in Schleswig-Holstein völlig überlaufen

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Es gibt zu wenig Dozenten für Deutschkurse im Land. Foto: dpa-zentralbild/shz.de

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Volkshochschulen und Arbeiterwohlfahrt im Norden verzeichnen bei Integrationskursen Wartezeiten von bis zu eineinhalb Jahren – und klagen über zu viel Bürokratie.

Ausländer mit einer dauerhaften Aufenthaltsberechtigung warten nach Schätzungen der Volkshochschulen im Land im Schnitt rund 16 Wochen auf einen Termin für einen Integrationskursus. In manchen Einrichtungen wie in Husum oder Geesthacht beträgt die Wartezeit sogar bis zu einem halben Jahr. Das ist bei der Arbeiterwohlfahrt schon die kürzeste Frist: Hier warten Teilnahmeberechtigte bis zu eineinhalb Jahre auf einen Platz in einem der landesweit 50 Integrationskurse. Vor allem auf dem Land in den Kreisen Steinburg, Plön und Herzogtum Lauenburg gebe es lange Wartezeiten, sagt Sprecherin Franziska Brzezicha.

„Zurzeit trifft eine hohe Nachfrage nach Kursplätzen auf einen Engpass bei den Lehrkräften.“ Das liege an den Flüchtlingen aus der Ukraine, aber auch an Syrern und Afghanen, denen der Zugang zu den Kursen erst sehr spät gewährt worden sei. Viele Dozenten hätten zudem in der Pandemie nach andere Jobs angenommen „und stehen nun schlicht nicht mehr zur Verfügung“.

Suche nach Dozenten

Um mehr Dozenten gewinnen zu können, regt der Direktor des Landesverbandes der Volkshochschulen, Karsten Schneider, an, die Vorgaben für die Zulassung als Lehrkraft anzupassen: „Etwa durch Anerkennung von Lehrerfahrung und Qualifizierungsmaßnahmen, die ein fehlendes Studium im Lehramt oder Deutsch als Zweitsprache ausgleichen.“

Zudem sei der Verwaltungsaufwand für Integrationskurse immens. Deshalb hofft Schneider auf eine Verwaltungsreform, um Bürokratie abbauen zu können: „Das würde die Arbeit der Volkshochschulen entlasten und dazu beitragen, die Kurszahl zu erhöhen und Wartezeiten abzubauen.“

Brzezicha sieht das ähnlich: „Gelingt es nicht, Kurskapazitäten auszubauen und gleichzeitig die Hürden bei der Kursdurchführung abzubauen, werden die Wartezeiten weiter zunehmen.“ Auch Schneider rechnet mit keiner Entlastung, vor allem wenn mehr Menschen durch die im Bund beschlossene Öffnung für weitere Teilnehmer einen Platz in einem Integrationskursus haben wollen. Brzezicha: „Mit den bisherigen im Land zur Verfügung stehenden Kapazitäten wird eine größere Nachfrage nicht bedient werden können.“

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