Küstenschutz in Nordfriesland

Damit Sylt nicht schrumpft: So viel Sand wird 2023 aufgeschüttet

Damit Sylt nicht schrumpft: So viel Sand wird 2023 aufgeschüttet

Damit Sylt nicht schrumpft

Barbara Glosemeyer
Sylt
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Johannes Oelerich zeigt auf den beängstigenden Dünenabbruch an der Ostseite der Odde. Der Abteilungsleiter Wasserwirtschaft im Landesministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Digitalisierung (kurz: MELUND) ist am Dienstag mit Kollegen des Landesbetriebs für Küstenschutz (LKN) zur Strandbereisung nach Sylt gekommen. Foto: Wolfgang Barth/shz.de

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Seit 1972 − seit 51 Jahren − wird Sylt durch Sandaufspülungen geschützt. Auch in diesem Jahr wird es wieder mehr als eine Million Kubikmeter Sand sein, der die Westküste befestigt. Eine Strandbereisung.

Gäbe es Sylt heute überhaupt noch, wenn die Insel nicht jedes Jahr mit der gigantischen Menge von einer Million Kubikmeter Sand an der Westküste befestigt würde? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Sicher ist aber, dass es die Insel in der heutigen Form nicht mehr gäbe und sie deutlich kleiner wäre. Aber weil die Insel von vielen Menschen geliebt wird, eine einzigartige schützenswerte Natur hat und ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor für das nördlichste Bundesland ist, werden Jahr für Jahr an der Westküste riesige Sandmengen aufgespült.

Wie viel Sand an welchen Strandabschnitten aufgeschüttet werden muss, erkunden Küstenschutz-Experten mit den Bürgermeistern der Insel-Gemeinden auf einer alljährlichen Strandbereisung. Am Dienstag war es wieder so weit.

Mit Geländewagen „bretterten“ sie über den Strand von Hörnum bis nach List, um sich ein Bild vom Zustand des Strands und den Dünenabbrüchen zu machen. „Wir hatten einen vergleichsweise ruhigen Winter ohne Sturmfluten, das ist anders als im Vorjahr. Deshalb erwarten wir eigentlich, dass die Strände in einem recht guten Zustand sind“, sagte Birgit Matelski, Direktorin des Landesbetriebs Küsten- und Naturschutz (LKN).

Größtes Sorgenkind der Küstenschützer auf Sylt ist Hörnum mit seiner Südspitze, an der jedes Jahr Wind und Stürme nagen und sie kleiner machen. „So etwas habe ich noch nie vorher gesehen“, zeigte sich Johannes Oelerich vom Landes-Umweltministerium wie schon im vergangenen Jahr beeindruckt vom Zustand an Hörnums Ostküste. Mehrere Meter hoch ist die Abbruchkante. Die Südspitze habe 160 Meter verloren, die Nehrung nach Norden sei im selben Maß gewachsen. Oelerich sprach von einem „strukturellen Rückgang“.

Auf den dringenden Handlungsbedarf machte Manfred Uekermann, Vorsitzender des Landschaftszwecksverbands (LZV) auf Sylt, aufmerksam. „Der Abriss ist so groß, dass wir dringend handeln sollten.“ Die Gemeinde diese Herausforderung nicht allein lösen. „Wir müssen jetzt handeln und können nicht noch ein, zwei Jahre warten“, meinte auch LKN-Direktorin Matelski. Gemeinsam soll das Problem zügig angegangen werden.

Insgesamt bestätigten sich die Erwartungen der Strand-Reisenden in Sachen Küstenschutz. Die Westküste Sylt befinde sich in einem guten Zustand. Oelerich: „Wir haben die Defizite aus den vergangenen Jahrzehnten und Jahren inzwischen fast bereinigt, so dass wir mit Zuversicht in die nächsten Jahre gehen. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir für den Klimawandel gerüstet sind.“

Insgesamt werden in diesem Jahr laut Plan der Küstenschützer 1,135 Millionen Kubikmeter Sand an der Westküste aufgespült. Geschätzter Kostenpunkt für das Sandaufschütten 2023 auf Sylt: sechs Millionen Euro. 

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