ZDF-Aufzeichnung in Flensburg

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gibt auch private Einblicke in St. Nikolai

Bundespräsident Steinmeier gibt auch private Einblicke in St. Nikolai

Bundespräsident Steinmeier gibt auch private Einblicke

Antje Walther
Flensburg
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender haben in diesem Jahr nach Flensburg in die Kirche St. Nikolai eingeladen zur Weihnachtssendung. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Moderator Johannes B. Kerner entlockt dem Staatsoberhaupt bei der Aufzeichnung in der Kirche einige persönliche Anekdoten. Anschließend gab es einen Empfang im Deutschen Haus.

Draußen herrscht vorweihnachtlicher Trubel auf dem Flensburger Südermarkt. Straßen sind gesäumt von Polizisten und Polizeiwagen. Währenddessen wird es nach dem Gewusel von Sicherheits- und Fernsehleuten, Musikern und Gästen in der Kirche St. Nikolai kurz vor 18 Uhr schlagartig mucksmäuschenstill. Denn das Schleswig-Holstein Festival Orchestra hebt zum Stimmen an.

In den Reihen sitzen bekannte Flensburger Gesichter und vor allem – 180 Ehrenamtliche. Sie sind Gäste des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und dessen Ehefrau Elke Büdenbender. Das Staatsoberhaupt und die First Lady haben in diesem Jahr nach Schleswig-Holstein eingeladen, nach Flensburg in die Kirche St. Nikolai zu „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“. So heißt das Format, das an Heiligabend um 18 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird. Die Sendung hat seit 1995 Tradition, als sie Roman Herzog und seine Frau Christiane ins Leben rief.

Moderator Johannes B. Kerner: Kein Gottesdienst, sondern ein Konzert

Bevor die roten Lampen an den Fernsehkameras in der Kirche aufleuchten, hat der omnipräsente Moderator Johannes B. Kerner noch ein paar „informelle“ Hinweise. Das Ereignis an diesem Abend sei kein Gottesdienst, sondern ein „festliches Konzert“. Deshalb gelte: „Wenn Ihnen etwas gefällt, dürfen Sie gern klatschen.“ Zum Abschluss werde „O du fröhliche“ gesungen – wohlgemerkt gemeinsam, und singen heißt singen, ermuntert Kerner freundlich.

Seefahrerstadt und 100 Jahre Grenzfrieden

Dann begrüßt er nach und nach die wichtigsten Gäste, die durch den Kirchengang schreiten und ganz vorn Platz nehmen. Johannes B. Kerner möchte vom Bundespräsidenten wissen, warum er nach St. Nikolai eingeladen habe, in diese Seefahrerstadt. Frank-Walter Steinmeier spricht von guten Erinnerungen an seinen letzten Besuch in der Grenzregion. Die zeichne sich vor allem durch eines aus:

Er erinnert an den mehr als 100 Jahre alten Grenzfrieden, gerade in dieser Zeit. „Frieden ist zu einem ganz besonderen Wert geworden“, sagt später auch Oberbürgermeisterin Simone Lange beim Empfang im Deutschen Haus, der wie Vieles an diesem Abend auch und vor allem den Menschen gewidmet ist, die nicht nur an sich denken, sondern auch für andere da sind.

Den fußläufigen Weg legen die Gastgeber und wichtigsten Gäste in Fahrzeugen zurück – behütet von Polizisten aus dem gesamten Land und aufmerksam verfolgt von Zaungästen mit gezückten Smartphones. In seinem launigen Grußwort im Deutschen Haus würdigt Ministerpräsident Daniel Günther die Ehre des Staatsbesuchs, bei der Steinmeier Flensburg anders als 2017 mal nicht im strömenden Regen, sondern immerhin nur bei Nieselregen erlebe.

Menschliche Momente und Zuversicht sind zentrale Motive an diesem Abend in der Kirche. Die Alternativfragen des Moderators wie „Heizung oder Pullover“ und „Anzug oder casual“ beantwortet der Bundespräsident ganz ungeniert. „Pullover und Heizung von 19 auf 20 Grad“, sagt Steinmeier lächelnd und erwidert „casual“ auf die Frage nach dem weihnachtlichen Dresscode. Kerner kontert: „Jogginghose?“ Das Staatsoberhaupt präzisiert mit „Jeans“, und die warmherzig agierende First Lady protestiert: Jogginghose würde Frank-Walter Steinmeier nie tragen.

Bewegendster Moment während jüngster Ukraine-Reise

Von Kerner nach seinem bewegendsten Moment gefragt, erinnert sich der Bundespräsident an seine jüngste Reise in die Ukraine. Die geplanten Gespräche mussten dort in den Luftschutzbunker verlegt werden wegen Luftalarms, erzählt er. Und er führt das Bild einer Großmutter vor Augen, die nicht mehr aufhören wollte zu weinen, weil sie keine Antwort auf die Frage ihres Enkels hatte, die da lautete: „Müssen wir jetzt sterben?“

Für Zuversicht gebe es trotzdem viele Gründe. „Wir sind nicht allein“, unterstreicht Steinmeier zum Beispiel angesichts der enormen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Auch das Stück der laut Johannes B. Kerner „Flensburger Lokalmatadoren“ von Santiano verbreitet Optimismus. Sie singen „Du machst mir Mut“ und berühren – ebenso wie die anderen Gastmusiker, darunter der ukrainisch-stämmige Tenor Oleksiy Palchykov.

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Hannah Dobiaschowski
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