Windenergie

Bürgerwindkraft Lindewitt nun zehn Jahre erfolgreich

Bürgerwindkraft Lindewitt nun zehn Jahre erfolgreich

Bürgerwindkraft Lindewitt nun zehn Jahre erfolgreich

SHZ
Lindewitt
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Windkraftanlagen drehen sich in einem Windpark. Auch Lindewitt war seit Beginn der 1990er Jahre als Flächengemeinde Tummelplatz für Windmüller. Foto: Jens Büttner

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Die Bürgerwindkraft Lindewitt will eine neue Windanlage errichten. Möglicherweise wird es die letzte mit dieser Form der Bürgerbeteiligung.

Ein Antrag auf Errichtung einer Windkraftanlage in einem Eignungsgebiet bei gleichzeitigem Abbau von zwei Altanlagen, ein Routinebeschluss für die Gemeindevertretung Lindewitt. Doch diesmal steckt mehr dahinter. Es ist wohl im Moment die letzte Aktivität dieser Art, an der die Bürgerwindkraft Lindewitt beteiligt ist. „Es gibt noch eine weitere Anlage in der Schublade, für die es allerdings konkret noch keinen Plan gibt“, sagt Geschäftsführer Albert Jürgensen.

Damit erfährt eine erfolgreiche Geschichte zumindest eine Zäsur, die vor zehn Jahren begann. Lindewitt war seit Beginn der 1990er Jahre als Flächengemeinde mit mehr als 53 Quadratkilometern Tummelplatz für Windmüller. Goldgräber mit klarem wirtschaftlichem Kalkül, überzeugte Ökologen der Erneuerbaren Energien und Gegner der „Verspargelung“ der Landschaft prallten aufeinander, die Gemeinde hatte wenig Möglichkeiten zur Regelung. Insgesamt 63 Windkraftanlagen entstanden nicht nur in den vier später ausgewiesenen Eignungsgebieten, sondern verteilten sich auch als sogenannte privilegierte Bauvorhaben in der Fläche.


2011 schließlich formulierte die Gemeinde einen klar umrissenen Fahrplan. Windenergieanlagen sollten nicht höher als 150 Meter sein und dem neuesten Stand der Technik entsprechen, ihre Gesamtanzahl reduziert werden und an jeglicher Steigerung der erzeugten Energie sollten die Bürger die Möglichkeit erhalten, sich zu beteiligen.

Weniger Anlagen, mehr Ertrag

Um diesen gemeindlichen Willen umsetzen zu können, bildete sich die Bürgerwindkraft Lindewitt, bis heute geleitet von ihrem Geschäftsführer Albert Jürgensen und seinem Stellvertreter Ralf Petersen. Um möglichst vielen Bürgern den Zugang zu ermöglichen, wurde die Mindestbeteiligung auf niedrige 250 Euro festgelegt, der Höchstbetrag lag bei einem Vielfachen. 390 Bürger traten bei, dies entsprach 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. In einer guten Zusammenarbeit mit den Altbetreibern konnte erreicht werden, dass die Bürgerwindkraft bei Repowering-Maßnahmen (der Neubau einer Anlage hat den Abriss von mindestens zwei Altanlagen zur Voraussetzung) angemessen beteiligt wurde.

So wurde ebenfalls erreicht, dass die Anzahl der Anlagen um mehr als 20 reduziert wurde, dies bei deutlicher Erhöhung der Gesamtleistung. Die Forderung nach einer zulässigen Anlagenhöhe von höchstens 150 Metern konnte allerdings nicht gehalten werden. „Nur bei mindestens 180 Metern ist ein wirtschaftlicher Betrieb möglich“, sagt Jürgensen. Dies entspreche auch dem Stand der Technik.

Fester Abnahmepreis

Das seinerzeit gültige Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert einen festen Abnahmepreis für den erzeugten Strom, die Rendite ließ sich recht sicher berechnen. „Wo gibt es das schon, dass dir für 20 Jahre ein staatlicher Preis garantiert wird“, sagte damals Michael Petersen aus Sillerup, einer der Kommanditisten. Und wie ist es bis heute gelaufen? „Wir können sicher mehr als zufrieden sein“, befindet er, ohne Zahlen zu nennen.

Das EEG sorgt nun für eine geregelte Einnahmesituation für die Beteiligten an der Bürgerwindkraft. Und dann? Nach Ablauf der 20 Jahre und einer möglichen weiteren Repowering-Runde? „Niemand kann sagen, ob eine Beteiligung dann überhaupt lukrativ ist“, sagt Jürgensen. „Zudem werden die handelnden Personen dann ganz andere sein.“

Für Bürgermeister Wilhelm Krumbügel gibt es auch eine ganz andere Möglichkeit: „Eine direkte Beteiligung der Gemeinde könnte einen Nutzen für alle ergeben, wenn die Erträge gemeindlichen Projekten zu Gute kommen“, ist er überzeugt. Ein erster Anfang ist mit der Beteiligung der Gemeinde an einem Windpark in Linnau getan.

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