Gesellschaft

Mit Bücherlesen entwickeln sich Kinder besser

Mit Bücherlesen entwickeln sich Kinder besser

Mit Bücherlesen entwickeln sich Kinder besser

Christina Bachmann, Bernd Glebe, Sina Wilke/shz.de
Flensburg
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Kinder lesen eher, wenn ihnen selbst vorgelesen wurde – das tun aber viele Eltern nicht. Foto: www.imago-images.de

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Lesen macht klug und nutzt der Gesundheit. Umso bedenklicher, dass viele Eltern ihren Kindern gar nicht vorlesen.

Frühe Bücherbegeisterung hinterlässt viele positive Spuren. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mit Hinweis auf eine amerikanische Studie hin. So schneiden Leseratten bei Tests gut ab, die Wahrnehmung und Denkprozesse betreffen – besser als Kinder, die in ihrer Freizeit kaum oder gar nicht lesen oder erst als Jugendliche damit anfangen.

Zwölf Stunden Lesen in der Woche sind demnach ideal. Bei ganz Kleinen kann schon das Vorlesen die Freude an Büchern wecken. Durch das Lesen verbessern sich Wortschatz, Gedächtnis, Sprachentwicklung, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit der Kinder – und damit oft auch die schulischen Leistungen.

Leseratten schlafen besser und sind weniger gestresst

Tablet oder Smartphone sind für richtige Bücher kein Ersatz. Das zeigt laut dem Verband auch die Tatsache, dass Bücher lesende Kinder durchschnittlich länger schlafen, was wiederum für die Gehirnentwicklung und Lernleistung wichtig ist. Digitale Medien dagegen seien kontraproduktiv für den Schlaf.

Noch ein weiteres Argument für mehr echte Bücher: Junge Leseratten leiden im Vergleich seltener unter Stress und depressiven Symptomen. Außerdem fallen sie beispielsweise selten durch Aggressionen und Regelverstöße auf und entwickeln stattdessen mehr Mitgefühl und Kreativität.

Zu viele Eltern lesen ihren Kindern nicht vor

Umso problematischer ist, dass laut einer Umfrage mehr als ein Drittel der Eltern ihren Kindern selten oder gar nicht vorliest und ihnen dadurch keinen guten Zugang zu Büchern ermöglicht. 36,5 Prozent der Ein- bis Achtjährigen bekommen maximal einmal pro Woche vorgelesen, wie die Stiftung Lesen in ihrem Vorlesemonitor ermittelte.

Das treffe vor allem auf Mütter und Väter zu, die einen geringen Bildungsabschluss haben und denen selbst als Kind kaum vorgelesen wurde, berichtete Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Eine weitere Erkenntnis: Vorlesen kann „vererbt“ werden. Wem als Kind selbst vorgelesen worden sei, lese seinen Kindern mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls vor – unabhängig vom Bildungsgrad.

Für die repräsentative Studie waren 833 Eltern in persönlichen Gesprächen befragt worden. Dabei ging es nicht nur um das Vorlesen von Texten, sondern auch um das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern. Der Wert der Eltern, die selten oder nie vorlesen, habe sich zwar von rund 40 Prozent im Vorjahr auf über 36 Prozent verringert, sagte Ehmig. „Wir können aber keine Entwarnung geben.“

Vorlesen nicht zu stark idealisieren

Sie mahnt:

Das sei gerade beim Übergang zur Schule problematisch. Zudem wünscht sich Simone Ehmig, dass das Lesen und Vorlesen gesellschaftlich nicht zu stark idealisiert werde. Eltern, die selten vorlesen, begründeten das oft damit, dass sie keine guten Lesenden seien und sich für die Kindergeschichten nicht verstellen können. „Damit setzen sie sich viel zu sehr unter Druck.“

Tipps, um zum Vorlesen zu motivieren: Nicht lesenden Eltern Bücher schenken, Ausleihmöglichkeiten in Schulen und Kitas verbessern, durch Aktionen wie den Vorlesetag das Interesse der Kinder an Büchern wecken. Denn sie sind der Schlüssel: „In Familien, in denen selten vorgelesen wird, geht die Initiative für das Vorlesen laut Studie in 50 Prozent der Fälle von den Kindern aus“, sagt Ehmig.

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