Öffentlicher Nahverkehr in SH

Bernd Buchholz kritisiert 9-Euro-Ticket – stimmt aber im Bundesrat zu

Bernd Buchholz kritisiert 9-Euro-Ticket – stimmt aber zu

Bernd Buchholz kritisiert 9-Euro-Ticket – stimmt aber zu

SHZ
Kiel/Berlin
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Trotz Bedenken unterstützt er die Pläne für das Neun-Euro-Ticket: Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz. Foto: Manuel Weber/shz.de

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Schleswig-Holsteins Verkehrsminister will die Pläne für das Billigangebot anders als einige Kollegen in der Länderkammer absegnen. Was ihm an dem Ticket trotzdem missfällt.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz hat Kritik an dem in den drei Sommermonaten geplanten Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland geübt. „Es wäre schöner gewesen, wenn wir das Ticket in den Monaten gehabt hätten, in denen noch gearbeitet wird“, sagte der FDP-Politiker gegenüber shz.de. „Jetzt ist es ein Ferienticket geworden – und die Wirkung ist dabei sicher nicht so gut.“

Buchholz fürchtet „Überlastungen, die wir nicht verhindern können“

Statt Pendler auf dem Weg zur Arbeit zum Umstieg vom Auto auf Bahn oder Bus zu bewegen, verursache man nun vor allem in touristisch geprägten Bundesländern wie Schleswig-Holstein „Überlastungen, die wir gar nicht verhindern können“, kritisierte Buchholz. Unter anderem auf Sylt sorgt man sich im Juni, Juli und August vor einem Ansturm auf die Insel.

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Trotz seiner Kritik will Buchholz die Pläne seines Bundeskollegen und FDP-Parteifreunds Volker Wissing aber unterstützen und ihnen am Freitag im Bundesrat mit dem Land Schleswig-Holstein zustimmen. „Ich halte es für richtig, das jetzt durchzuziehen."

Anders als andere Länder-Verkehrsminister hält Buchholz auch die Ausgleichszahlungen des Bundes für die Einnahmeausfälle und die Zusatzangebote wegen des Neun-Euro-Tickets für ausreichend. „Die Finanzierung ist aus meiner Sicht auskömmlich – daher können wir dem Gesetz guten Gewissens zustimmen", sagte er.

Nach Schleswig-Holstein fließen 87,3 Millionen Euro

Nach Schleswig-Holstein fließen 87,3 Millionen Euro vom Bund, die das Land an die Nahverkehrsbetreiber weiterverteilt, um deren Einnahmeverluste auszugleichen. Sollte das Geld wider Erwarten nicht reichen, sagte Buchholz, werde der fehlende Betrag bei einer genauen Schlussabrechnung vom Bund nachgezahlt. „So habe ich es jedenfalls mit dem Bundesverkehrsminister besprochen.“

Andere Verkehrsminister fordern dagegen schon jetzt einen Nachschlag und drohen den Plänen sonst im Bundesrat die Zustimmung zu verweigern. So hat Bayerns Minister Christian Bernreiter erklärt, dass der Bund im Bundesrat „gegen eine Wand laufen“ werde, falls die Mittel von insgesamt 2,5 Milliarden Euro nicht noch aufgestockt würden. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsminister Reinhard Meyer, Vorgänger von Buchholz in Schleswig-Holstein, forderte zusätzliches Geld vom Bund. Gleiches will sein Brandenburger Kollege Guido Beermann.

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Buchholz bezweifelte allerdings, dass es in der Länderkammer eine Mehrheit gegen das Neun-Euro-Ticket geben wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einem Anhalten dieses Gesetzes kommt“, sagte er. „Dazu sind wir jetzt zu weit.“

Mit dem Neun-Euro-Ticket sollen die Käufer einen Monat lang alle Bahnen, Busse, Straßenbahnen und Fähren des Nahverkehrs in ganz Deutschland nutzen können. Erhältlich ist es für jeden der drei Monate Juni, Juli und August. Der Bundestag muss den Plänen allerdings noch am Donnerstag zustimmen – und der Bundesrat am Freitag.

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