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Bergung von Schiffswrack aus der Trave hat begonnen

Bergung von Schiffswrack aus der Trave hat begonnen

Bergung von Schiffswrack aus der Trave hat begonnen

dpa/shz.de
Flensburg
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Wrackteil Foto: Markus Scholz/dpa

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Rund 400 Jahre lang hat ein gesunkenes Frachtschiff auf dem Grund der Trave gelegen. Jetzt wird es gehoben. „Hier wird Geschichte lebendig“, sagt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau.

Ein von Muscheln und Seepocken bedecktes Holzfass war das erste, was der Hydraulikkran des Spezialschiffs „St. Perun“ am Montag zu Tage gefördert hat. Vorsichtig wird das Fass auf dem Deck des Bergungsschiffes abgesetzt, mit Wasser übergossen und mit einem nassen Tuch bedeckt. Dann taucht der Kran wieder ab in die Trave, um das nächste Fass zu heben. „Rund 170 solcher Fässer liegen dort unten und werden in den nächsten Tagen gehoben“, sagte der Projektleiter und Unterwasser-Archäologe, Felix Rösch. Am Montag hat auf der Trave zwischen Travemünde und Lübeck die Bergung eines Ende des 17. Jahrhunderts gesunkenen Frachtschiffes begonnen.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Taucher einer polnischen Spezialfirma die Bergung vorbereitet. „Sie haben die Funde unter Wasser dokumentiert und ein System aus festen Messpunkten installiert“, sagte Nicole Dorell, Sprecherin der Hansestadt Lübeck. „So kann bei der eigentlichen Bergung der Kran exakt positioniert werden.“ Das nach Angaben der Archäologen erstaunlich gut erhaltene Wrack war 2022 zufällig bei Routinemessungen auf dem Grund der Trave entdeckt worden.

Bei der Bergung werden nach Angaben der Experten zunächst die umgebenden Sedimente mit Hilfe von Unterwassersaugern entfernt. Dann wird die aus rund 170 Fässern bestehende Ladung entfernt. Dann werde das komplette Wrack nach und nach abgetragen, sagte Rösch. „Am Schluss wird dann der Untergrund unter dem Wrack untersucht und die Ergebnisse werden dokumentiert“, sagte Rösch.

„Das ist ein überaus bedeutender Fund für die Hansestadt Lübeck und gleichzeitig eine Identifikation mit der eigenen Geschichte“, sagte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Die große Relevanz der Bergung hat auch dazu geführt, dass die Bürgerschaft mit großer Mehrheit zugestimmt hat“, sagte er. Allein die Bergung wird nach Angaben der Stadt rund zwei Millionen Euro kosten.

Weil besonders die mit Branntkalk beladenen Fässer nicht austrocknen dürfen, um Instabilität zu vermeiden, müssen alle Funde in einer Halle in großen Wasserbassins gelagert werden. Mit dem Schiff kämen auch Stück für Stück weitere wichtige Puzzleteile aus der Hansezeit ans Licht. „Was mit dem Wrack endgültig geschehen soll, ist noch unklar“, sagte Lindenau.

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