Badespaß in Nordfriesland

Beliebter Ort im Sommer: Warum das Ladelunder Naturbad ein künstlicher See ist

Warum das Ladelunder Naturbad ein künstlicher See ist

Warum das Ladelunder Naturbad ein künstlicher See ist

Jan-Uwe Thoms
Ladelund
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Besonders an sonnigen Wochenenden tummeln sich zahlreiche Besucher aus Dänemark und den ganzen Norden Schleswig-Holsteins im Ladelunder Naturbad. Foto: Jan-Uwe Thoms/shz.de

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Das Ladelunder Naturbad ist ein Musterbeispiel dafür, wie durch Bürgerinitiativen aus einer ehemaligen Industriebrache ein touristisch interessantes Ziel geschaffen wurde.

Das Ladelunder Naturbad öffnet Ende Mai für Badegäste aus nah und fern. Seit über 60 Jahren besuchen jeden Sommer viele tausend Menschen die beliebte Freizeiteinrichtung am Nordrand des „Ladelunder Berges“. Verkehrsgünstig zwischen Ladelund und der Grenzstraße gelegen, ist der zweigeteilte Badesee auch Ziel vieler dänischer Besucher. Und wer über Leck anreist, den bringt der Ladelunder Bürger-Bus seit über zehn Jahren an sein Ziel.

Das Ladelunder Naturbad ist ein Musterbeispiel dafür, wie durch Bürgerengagement aus einer ehemaligen Industriebrache ein touristisch interessantes Ziel geschaffen wurde. Durch den Mergelabbau in Ladelund entstanden zwischen 1906 und 1929 drei große Schächte mit einer Gesamtfläche von etwa 7,5 Hektar. Der Mergel wurde als wertvoller Naturdünger für die mageren Geestböden benötigt und schuf so die Voraussetzung für eine positive Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion. Mehr als zehn Meter tief gruben sich zunächst Menschen, dann aber auch große Schaufelbagger in die Landschaft und formten sie völlig neu. Mit einem dichten Feldbahnnetz wurde der wertvolle Dünger in alle Dörfer der Karrharde transportiert, von Medelby bis Süderlügum und von Leck bis Westre.

Erst mit dem verstärkten Einsatz des billigeren Kunstdüngers Ende der 1920er Jahre lösten sich die regional genossenschaftlich gegliederten Mergelverbände auf. Die drei Schächte wurden sich selbst überlassen. Zwar konnte von „Renaturierung“ keine Rede sein; die drei Schächte füllten sich jedoch zusehends mit Quell-, Grund- und Oberflächenwasser. Um dem drohenden Einsturz der zwei schmalen Dämme zwischen den Schächten vorzubeugen, wurden von Schacht zu Schacht unterirdisch Verbindungsrohre eingezogen, um so einen überall gleichen Wasserstand zu erreichen.

Tödliche Badeunfälle

Schnell erlag die Bevölkerung aller Altersgruppen der Versuchung, die entstehenden Seen zum Baden zu nutzen. Aber die Grubenwände fielen steil ins Wasser ab und kaum jemand konnte schwimmen. Es kam früh zu mehreren tödlichen Badeunfällen.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Turn- und Sportbetrieb auch in Ladelund langsam wieder aufblühte, wagten es gerade die vielen inzwischen ansässigen Heimatvertrieben, wieder in den Mergelkuhlen zu baden. Regelmäßigen Schwimmunterricht gab es aber noch nicht. Niemand konnte zu der Zeit dafür die Verantwortung übernehmen. Es wurde trotz der Gefahren weiter „wild“ gebadet. Erst im Jahr 1955 bot sich durch das Programm Nord eine neue Möglichkeit, den Traum von einem Schwimmbad in Ladelund zu verwirklichen. Ein Ausschuss aus zukunftsorientierten Gemeindevertretern, des Sportvereins und der Schule, beschloss den ersten der drei ehemaligen Mergelschächte und das angrenzende Gelände in Straßennähe zu erwerben.

Hier – am ehemaligen Ausgangspunkt der Mergelbahnen – gab es eine weniger gefährliche Flachzone, die für eine Liegewiese und einen Nichtschwimmerbereich genutzt werden konnten Am 27. August 1960 war es so weit: Das Schwimmbad wurde der Gemeinde übergeben. Entstanden waren getrennte Umkleidebereiche mit WC, ein Verkaufsraum und ein Kassier-Raum. Der DLRG-Wachraum kam in einem späteren Bauabschnitt dazu. Ein Nichtschwimmerbereich mit abgetrenntem Planschbereich, einer 50-Meter-Bahn mit je fünf Startblöcken an beiden Enden und, was damals eine absolute Besonderheit darstellte, eine Brücke mit einem Ein-, Drei- und Fünfmeter-Sprungturm waren entstanden. Dazu ein Parkplatz und eine großzügige, komplett mit Anpflanzungen eingefasste Liegewiese.

Sogar der damalige Ministerpräsiden des Landes, Kai-Uwe von Hassel, zeigte sich begeistert. Das ganze Land nahm Anteil an der Entstehung des zukunftweisenden Bades. Neben dem damals noch existierenden kleinen Lecker Freibad war das zu der Zeit einzige bewachte Bad im Bereich Festland-Südtondern entstanden. Es wurde sofort sehr gut angenommen. Schon 1961, im ersten vollständigen Jahr der Öffnung, besuchten etwa 3000 Schwimmer das Bad. 1962 waren es schon 4500 Badegäste, 20 Jahre später dann 22.000; ein Erfolg, der sich bis heute fortsetzt.

Immer wieder modernisiert

Ständig durch eine engagierte Gemeinde modernisiert, richtete sich das Naturbad immer wieder auf die touristischen Erfordernisse und die Wünsche der Gäste ein. So entstanden nicht nur ein Wohnmobilstellplatz und ein kleiner Campingplatz, sondern auch ein Beachvolleyballfeld, eine Badeinsel und eine Wasserrutsche.

Natürlich gab es auch bedeutende sportliche Ereignisse im Ladelunder Naturbad. So konnte hier jahrelang der Sportverein eine Wasserski-Sparte anbieten, die sogar eine deutsche Jugendmeisterin hervorbrachte. Oder die Triathlon-Sparte, deren landesweit beachtete Wettkämpfe über Jahre hinweg die Badesaison eröffneten. Solche Angebote hängen aber wohl immer mit dem Engagement Einzelner zusammen – wie es damals Antoni Carlsen oder Manfred Christiansen vormachten.

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