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Beginn der Renaturierung: Das ist für das Norderstedter Glasmoor geplant

Beginn der Renaturierung: Das ist für das Norderstedter Glasmoor geplant

Das ist für das Norderstedter Glasmoor geplant

Janina Schmidt/shz.de
Norderstedt
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Das Glasmoor ist Jahrtausende alt und hat eine meterdicke Torfschicht gebildet. Mit der Vernässung wird nicht nur die Abgabe von CO₂ gestoppt, nach etwa fünf Jahre kann wieder aktiv Torf gebildet und somit CO₂ eingelagert werden. Foto: Stiftung Naturschutz Schlesweig-Holstein/shz.de

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Norderstedt bekommt bald ein besonderes Kleinod des Naturschutzes zurück: Das Glasmoor wird renaturiert. Es ist eine Ausgleichsmaßnahme im Zuge des Baus der S4.

Eigentlich ist ja auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bereits eine gute Tat in Sachen Klimaschutz. Wenn der aber nach sich zieht, dass dann auch ein Jahrtausend altes Moor wieder in den Urzustand zurückversetzt wird, dann ist das in puncto Umwelt langfristig ein doppelter Gewinn: Denn als Ausgleich zum Bau der neuen Bahntrasse der S4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe wird nun das Norderstedter Glasmoor renaturiert. Die Arbeiten haben bereits begonnen.

Kiefern behindern Wiedervernässung des Moores

Beauftragt mit der Renaturierung ist die Ausgleichsagentur GmbH, ein Tochterunternehmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Im Februar haben nun die Vorbereitungen begonnen, teilt Nicola Brockmüller von der Stiftung Naturschutz gegenüber shz.de mit. „Damit die Bagger Platz zum Arbeiten haben, werden aktuell an bestimmten Stellen Gehölze zurückgeschnitten. Außerdem werden gezielt Kiefern entnommen, da diese einer optimalen Vernässung des Moores im Wege stehen“, erläutert Brockmüller.

Ab Spätsommer 2023 rücken dann spezielle Moor-Bagger an, um Entwässerungsgräben zu verfüllen und Wälle zu bauen, so dass das Regenwasser wieder im Moor gehalten wird, anstatt wie heute abgeleitet zu werden. So soll sich der natürliche Wasserstand in dem Hochmoor wieder einstellen. Hoch angepasste Tiere und Pflanzensorten sollen sich so wieder vermehrt ausbreiten können. Zudem würden viele tausend Tonnen CO₂, die das heute entwässerte Moor laufend ausstößt, eingespart. 

Außer den Umbauten für die Wiedervernässung werden die Experten der Ausgleichsagentur auch Versteckplätze für Kreuzottern anlegen und dafür sorgen, dass Totholz im renaturierten Moor bleibt. Das gibt auf abgestorbene Bäume spezialisierten, seltenen Insekten ein Zuhause. Anschließend wird das vernässte Glasmoor sich selbst überlassen. Die moortypischen Arten wie Sonnentau, Moosbeere und Glockenheide, die sich nach Erläuterung Brockmüllers im Moor bis jetzt stark dezimiert gehalten haben, können sich wieder ausbreiten.

Und mehr noch: Das gesundete Moor könnte nach etwa fünf Jahren auch wieder aktiv Torf bilden und so wieder neu CO₂ einspeichern, wie Brockmüller prognostiziert. Das ehemals mächtige Hochmoor wurde demnach in den vergangenen Jahrhunderten großflächig trockengelegt und abgetorft. Heute sind von der ursprünglich rund 250 Hektar großen Moorfläche nur noch etwa 27 Hektar gesundes Moor erhalten. Die Renaturierung soll insgesamt 70 Hektar Moor wiederentstehen lassen, freut sich Brockmüller.

Die Dicke der Torfschicht in diesem Hochmoor verrät das immense Alter des Glasmoors – um so viel Torf anzureichern muss es Jahrtausende alt sein.

Wieviel CO₂ kann dann auf der etwa 70 Hektargroßen Fläche des Glasmoors künftig eingespart werden? „Das Einsparpotential bei der Renaturierung von Moorböden liegt laut Bundesamt für Naturschutz je nach Ausgangszustand zwischen 10 und 25 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Hektar und Jahr“, sagt Brockmüller. „Eine genaue Berechnung können wir erst nach Abschluss der Maßnahmen vornehmen.“

Grotmoor erfolgreich vernässt

Ebenso teilt die Stiftung für Naturschutz Schleswig-Holstein mit, dass die Bauarbeiten zur Wiedervernässung des Grotmoors im Kreis Segeberg zwischen Lentföhrden und Heidmoor erfolgreich abgeschlossen wurden. Seit August 2022 wurde hier in Zusammenarbeit mit den Landesforsten Schleswig-Holstein eine Fläche von insgesamt rund 73 Hektar renaturiert. Dadurch können laut Stiftung Umweltschutz 709 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr eingespart werden.

Ein kleiner Teil des Grotmoors im westlichen Waldstück wird im Spätsommer noch fertiggestellt, da ab März zum Schutz brütender Vögel oder laichender Amphibien nicht gebaut werden darf. „Schon jetzt steht das Wasser wieder auf der Fläche. Weil der Torfboden wieder nass ist, gibt
dieser jedes Jahr mehr als 700 Tonnen CO₂ weniger an die Atmosphäre ab“, vermeldet Mathias Büttner, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, den Erfolg im Grotmoor.

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