Meinung

„Aus Pandemie wird Endemie: Wir schleichen uns langsam raus“

Aus Pandemie wird Endemie: Wir schleichen uns langsam raus

Aus Pandemie wird Endemie: Wir schleichen uns langsam raus

Stefan Hans Kläsener
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Coronavirus - Pressekonferenz in Schleswig-Holstein Foto: dpa/shz.de

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Die neuen „absonderungsersetzenden Schutzmaßnahmen“ sind nichts anderes als eine Aufhebung der Isolationspflicht und ein milderer Umgang mit den Masken – vier Länder gehen dabei voran. Ein Kommentar von Stefan Hans Kläsener.

Den Allzeit gültigen und wahren Satz zur Pandemie sprach einst ein Gesundheitsminister namens Jens Spahn: „Wir werden einander viel zu verzeihen haben.“ Ist diese Zeit nun gekommen, wo die Regeln gelockert werden, zugleich aber die sozialen und wirtschaftlichen Schäden der strengen Schutzregeln immer sichtbarer werden? Auf jeden Fall ist es Zeit für eine ehrliche Bilanz.

Die lautet einerseits so, wie sie Schleswig-Holstein und drei Südländer formulieren: Wir steuern nun in eine Endemie, eine weitgehende Verbreitung des Virus mit minderschweren Symptomen. Das lässt Lockerungen zu, geht man von einem vernünftigen und rücksichtsvollen Verhalten der Menschen aus.

Jeder muss nun selbst entscheiden, wie gefährlich er für seine Umgebung ist und wieweit er sich absondert, die Gesundheitsämter dürfen also gemeinsam mit symptomfreien Infizierten aufatmen.

Andererseits bedeutet das nicht, dass die frühere, strengere Handhabung grundsätzlich falsch war. Szenen wie in Bergamo oder New York hatten wir eben nicht, und dafür gab es Ursachen. Wenn wir nun, was sehr lästig ist, noch eine Weile mit Masken im Zug sitzen, dann ist das ein erträglicher Kompromiss für den Übergang.

Um Verzeihen müssen nicht die bitten, die nach bestem Wissen und Gewissen die Schutzmaßnahmen verhängt oder befolgt haben, sondern diejenigen, die in einer noch recht unübersichtlichen Faktenlage die Stimmung durch Rechthaberei und Bevormundung vergiftet haben. Solche Stimmen gab es auf beiden Seiten, bei den Impfskeptikern wie deren Gegnern.

Vielleicht hat der Schutzpatron der Beamten, der heilige Bürokratius, daher das Wortungetüm „absonderungsersetzende Schutzmaßnahmen“ vom Himmel fallen lassen. Diesem wolkigen Begriff können wir folgen, ohne verzeihen zu müssen. Na denn.

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