Klimawandel und Pellworm

Angst um die alte Heimat: Jens Alfred Jensen fordert mehr Schutz vor Sturmfluten

Jens Alfred Jensen fordert mehr Schutz vor Sturmfluten

Jens Alfred Jensen fordert mehr Schutz vor Sturmfluten

SHZ
Pellworm
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Jens Alfred Jensen, am Fähranleger nach Pellworm. Im Hintergrund die Insel. Foto: Annika Jensen/shz.de

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Jens Alfred Jensen sorgt sich um die Sicherheit seiner alten Heimat Pellworm. Die Außendeiche reichen nicht, findet er. Wenn die brechen, steht die Insel unter Wasser. Er wünscht sich mehr Maßnahmen.

Jens Alfred Jensen sorgt sich um die Sicherheit seiner alten Heimat Pellworm. „Ich habe Angst davor, dass die Insel vollläuft, wenn die Deiche brechen“, sagt der 72-Jährige. „Wenn keine Bewusstseinsänderung der Leute auf der Insel passiert, dann sehe ich schwarz für Pellworm.“ Er sagt: Die Gefahr, dass die Insel vollläuft, ist im Zuge der Erderwärmung, der steigenden Meeresspiegel und der sich häufenden Extremwetterereignisse, sehr real. „Es muss jetzt etwas passieren.“

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Jensen ist 1949 auf Pellworm geboren. Er hat vier Geschwister. Seine Eltern hatten einen kleinen Hof mit Milchvieh. Nebenbei musste sich sein Vater um die Deichpflege kümmern, weil er ein Stück des Bollwerks gegen die Nordsee gepachtet hatte. „So kam ich als kleiner Junge jeden Tag zum Deich und half. Wir mussten Disteln mähen und Treibsel entfernen. Also, das, was die Flut anschwemmt.“

1962 erlebte er die große Sturmflut. Mitten in der Nacht musste sein Vater, der Freiwilliger bei der Feuerwehr war, raus zum Deich. „Frau, pass du auf die Kinder auf. Vielleicht komme ich ja zurück“, sagte er. Er kam zurück.


Für die Tischler-Lehre in Husum verließ Jens Jensen die Insel. Kam aber jedes zweite Wochenende und im Urlaub zurück, um auf dem Hof zu helfen. Später, als er dann seine eigene kleine Familie hatte, ging es zu den Feiertagen und zum großen Sommerurlaub zurück. „Wenn die Fähre ablegt, dann ist das ein Gefühl, dass man noch Pellwormer ist“, sagt er.


Umso größer ist für ihn das Unbehagen, die Angst, wenn er daran denkt, was seiner alten Heimat droht. Er hat sich seine Gedanken gemacht, hat einen Vorschlag, was man noch zusätzlich tun könnte. „Man müsste Fluchtwarften bauen. Das sind besonders hohe Warften, auf die man Häuser baut, die zusätzlich möglicherweise noch auf Stelzen stehen“, fasst er seine Idee zusammen. Einigen Deichen traue er schlicht nicht, weil „sie zum Beispiel aufweichen können, wenn es tagelang regnet und das auch die Grasnarbe beschädigt“.

Auch Bürgermeisterin mahnt mehr Schutz an

Auch die Bürgermeisterin von Pellworm, Astrid Korth, mahnte vor Kurzem, dass der bisherige Schutz bald nicht mehr ausreiche. „Ich bin sehr besorgt, dass perspektivisch noch eine lange Strecke an Sicherungsmaßnahmen vor uns liegt“, sagte sie bei der Deichschau Ende Oktober. Zu diesen Sicherungsmaßnahmen zähle aus ihrer Sicht auch die Errichtung von Rettungswarften, auf denen die Bewohner im Katastrophenfall Schutz finden könnten.

Der Pellwormer Deichgraf Ernst August Thams betonte auf dem Termin indes zwar: „Unsere Deiche sind sicher.“ Sagte aber auch mit Blick auf den Anstieg des Meeressiegels im Zuge der Erderwärmung: „Wenn wir die Insel erhalten wollen, muss irgendwann etwas passieren.“

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