Flensburger Fördeschnack

Ein „angefasster“ Robert Habeck und Flensburg in den Farben der Ukraine

Ein „angefasster“ Robert Habeck und Flensburg in den Farben der Ukraine

Flensburg in den Farben der Ukraine

SHZ
Flensburg
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Am Donnerstag sprach Robert Habeck (Bündnis 90/ Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Vizekanzler, im Wirtschaftsministerium zum russischen Angriff auf die Ukraine. Foto: Annette Riedl/shz.de

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Der kriegerische Angriff Russlands auf die Ukraine hat in diesen Tagen alle anderen Sorgen in den Schatten gestellt. Flensburger, darunter auch Robert Habeck, äußerten sich zum Krieg.

Der Fördeschnack ist eine wöchentliche Rubrik, die Themen rund um Flensburg aufgreift. In dieser werden aktuelle Ereignisse und Probleme glossierend kommentiert.

Der Fördeschnack dient jeden Samstag dazu, den Ereignissen der Woche einen humorigen Anstrich zu verleihen und am redaktionellen Wegesrand Anekdoten aufzusammeln, die anderswo nicht erzählt werden können.

In dieser Woche ist alles anders, denn zum Lachen ist gerade niemandem zumute. Zunächst scheinen enorme Wassermengen die täglichen Corona-Nachrichten fortzuspülen. Später schmeißt der Himmel mit Hagelkörnern und erinnert mit „Winter“-Wetterkapriolen an die große Sorge ums Klima. Und dann ist Krieg in Europa. Die Nachricht schrumpft jedes andere Thema zur Unbedeutsamkeit.

Russland greift die unabhängige Ukraine an, und zwar das ganze Land. Bilder vom russischen Präsidenten mit dünnen Lippen und bösem Blick gehen um die Welt; Putin droht mit nie da gewesenen Mitteln, wenn sich der Westen einmischt.

Die Ereignisse in der Ukraine überschlagen sich

In Flensburg bitten wir Menschen, die aus einem der beiden Länder kommen oder die Region gut kennen, um ihre Geschichte und darum, uns das Unerklärliche zu erklären. Wir müssen täglich um eine Stellungnahme bitten, denn die Ereignisse überschlagen sich.

Ein früherer Bundeswehr-Dolmetscher glaubt an die Macht der Worte und weiß, dass aus einem Krieg nur Verlierer hervorgehen. Die ehemalige Flensburger Stadtpräsidentin, geboren in der Sowjetunion nahe der Schwarzmeerküste, zitiert vor dem Kriegsausbruch, an seinem 80. Todestag den Pazifisten Stefan Zweig, der den zerbrochenen Frieden in Europa damit begründete, dass alle „der Hysterie des Hasses“ verfallen waren.

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Eine angehende Konfliktforscherin bangt tagtäglich mehr um ihre Eltern in der Region Donezk und erzählt, dass die schon einmal vor acht Jahren Koffer mit allem Notwendigstem für eine Flucht gepackt hatten.

Und eine ukrainische Absolventin der Flensburger Europa-Uni reagiert sehr emotional auf den Gesprächswunsch. Denn, so räumt sie eine Woche vor Kriegsausbruch ein, schon lange habe sie die Hoffnung aufgegeben, dass der Westen die Dimensionen versteht. Dazu gehört, dass ein Diktator an der Tür der Europäischen Union klopfe und es seit Jahren einen Krieg gebe, erläutert die 24-Jährige aus Odessa.

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Das sieht auch ein Flensburger Bundesminister und Vizekanzler so, der dieser Tage rauf und runter in den Medien läuft und Auskunft gibt wie gerade noch sein Kollege Karl Lauterbach zu Corona. Von Illner bis Lanz, vom Deutschlandfunk über Tagesthemen bis zur Maischberger sucht Robert Habeck auch mal eine Sekunde nach den Worten, findet dann aber auch die richtigen anstelle von Textbausteinen.

Energiepolitik, Atomkrieg, Nord Stream 2

Ja, sich in energiepolitische Abhängigkeit eines kaltblütigen Kriegstreibers zu begeben, Habecks Worte!, war ein Fehler ebenso wie Nord Stream 2 rein privatwirtschaftlich zu betrachten. Ja, Defensivwaffen, die er befürwortete, fanden keinen Konsens unter Kollegen. Ja, an der Kontaktlinie in der Ost-Ukraine wird seit 2014 gestorben. Ja, Putin droht mit Atomwaffen.

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Sandra Maischberger sagt, er wirke „angefasst“ – was Wunder, in einem Krieg im Jahr 2022 in Europa! Er müsse nicht kämpfen, entgegnet ein mitgenommener Wirtschaftsminister, aber viele andere Menschen werden sterben. Er erklärt, wie die Sanktionen mittelfristig wirken und Russland wirtschaftlich austrocknen werden.

In der Lanz-Runde unter anderem mit dem Politik-Urgestein Gerhart Baum ist Habeck auf dem Sprung. Aber er „gebe gern noch fünf Minuten drauf. Ist ja spannend heute Abend“, sagt er dann doch fast wie ein Lausbub. In seiner Stadt Flensburg wollen sich die Menschen am Sonntag bei einer Demo mit der Ukraine solidarisieren. Flensburgs Stadtfarben sind schließlich blau und gelb.

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