Großbauprojekt

300 neue Wohnungen im „Dünenpark“: „Das ist gut für Sylt und List“

300 neue Wohnungen im „Dünenpark“: „Das ist gut für Sylt und List“

Großbauprojekt: 300 neue Wohnungen im „Dünenpark“

Barbara Glosemeyer/shz.de
Sylt
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Dr. Marc Weinstock beim Richtfest des Dünenparks im Sommer 2021 im Gespräch mit Gästen. Foto: BIG-BAU Kronshagen/shz.de

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Der Dünenpark in List nimmt langsam Gestalt an: Es ist das derzeit größte Wohnbauprojekt auf der Insel mit Wohnungen für Sylter.

Auf dem ehemaligen und 18 Hektar großen Kasernengelände in List verwirklicht die BIG-BAU mit dem „Dünenpark“ seit einigen Jahren ein riesiges Wohnprojekt mit mehr als 300 Wohneinheiten für Insulaner und 60 Ferienhäusern (mit 87 Wohneinheiten). Mit Dr. Marc Weinstock, geschäftsführender Gesellschafter der BIG-BAU, sprachen wir über Kosten, Mieten, Dauerwohnraum und Verzögerungen auf dem Bau. 

Herr Dr. Weinstock, der Vertrieb für die ersten Reihenhäuser im Dünenpark in List ist gestartet?
Das ist vor allem eine gute Nachricht für die Sylter, denn die Reihenhäuser stehen ausschließlich denjenigen zur Verfügung, die ihren Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt bereits auf der Insel haben oder haben werden – und sie sind ausschließlich als Dauerwohnsitz nutzbar. Das ist gut für Sylt und gut für die Ortsentwicklung von List. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Reihenhäuser wie zugesagt auch ohne öffentliche Förderung und trotz erheblich gestiegener Baupreise preisgedämpft zum Preis von 500.000 Euro angeboten werden, und das inklusive des Erbbauzinses für 99 Jahre.

Warum werden zunächst nur 24 der insgesamt 39 Reihenhäuser gebaut?
Zurzeit steht auf dem Gelände der restlichen 15 zu bauenden Reihenhäuser noch das aktuelle Kitagebäude. Wenn die Kita in das ehemalige Stabsgebäude der Kaserne, das Haus 8, umziehen kann, werden die nächsten Reihenhäuser in den Vertrieb gehen.

Stichwort Erbbauzins: Vor kurzem gab es massive Kritik an den drei angebotenen Grundstücken, für die der Erbbauzins jetzt vorab gezahlt werden muss.
Im Dünenpark wird mehr als die Hälfte des Wohnraumes entweder gefördert oder preisgedämpft angeboten. Die drei Grundstücke gehören nicht dazu und müssen ebenso wie die später entstehenden Ferienhäuser den preisgedämpften und geförderten Wohnraum mitfinanzieren.

Aber das bedeutet doch, dass Interessenten auf einen Schlag rund 800.000 Euro Erbbauzins aufbringen müssen.
Die Vorabzahlung des Erbbauzinses für 99 Jahre sowohl für die drei Grundstücke als auch die Reihenhäuser ist ein deutlicher Vorteil für die Käufer, denn der einmalige Kaufpreis schließt eine Indexierung des Erbbauzinses aus. Bei einer Inflationsrate von aktuell fast acht Prozent mit steigender Tendenz sind die Kosten für den Erwerber kaum kalkulierbar. Andere Anbieter vermitteln den Eindruck günstiger Angebote und locken mit niedrigen Kaufpreisen, aber indexiertem Erbbauzins. Das kann gehörig ins Auge gehen und die Käufer eventuell in den finanziellen Ruin bringen. Ein vorab zu zahlender Erbbauzins wie bei den drei Grundstücken und den Reihenhäusern schützt vor solchen Risiken.

Angesichts des akuten Wohnraummangels auf Sylt klingt die Zahl von 24 Reihenhäusern nicht wie eine Lösung des Problems. Wo können die Sylter noch zum Zuge kommen und wie?
Insgesamt entstehen mehr als 300 Wohneinheiten, die ausschließlich Insulanern als Dauerwohnraum angeboten werden, davon mehr als die Hälfte preisgedämpft und/oder gefördert. Das sind neben den insgesamt 39 Reihenhäusern 105 Mietwohnungen in den fünf Schwestern, 117 Miet- und Eigentumswohnungen in den Kliffhäusern, 25 Mietwohnungen in Haus 8 sowie die bereits erwähnten drei Grundstücke, acht Doppelhaushälften und vier Einfamilienhäuser. Zum Zuge kommen sie auch bei der Nutzung der Kita mit 150 Plätzen, der Co-Working-Flächen in Haus 8 und der Schwimm- und Mehrzweckhalle, die die BIG Bau mit großem eigenem finanziellen Aufwand saniert und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

Wie hoch sind die Mieten in den genannten Objekten und wo sind die Mieten gedeckelt?
In den fünf Schwestern mit insgesamt 105 Wohnungen sind 59 freifinanziert und werden gedeckelt 10,50 Euro pro Quadratmeter kosten. 56 Wohnungen werden zudem gefördert. Hier liegt der Mietpreis zwischen 6,10 und 8,50 Euro. Die Wohnungen in den Kliffhäusern und in Haus 8 werden an Sylter Selbstnutzer verkauft, die dann aber ausschließlich an Sylter vermieten dürfen. Auch hier gilt die Maßgabe, dass die Wohnungen ausschließlich als Dauerwohnungen vermietet werden dürfen.

Wie teuer sind die Eigentumswohnungen und die Doppelhaushälften und Einfamilienhäuser?
Die Preise stehen noch nicht fest.

 Wie hoch ist der Anteil an Ferienwohnungen und -häusern im Dünenpark?
62 Ferienhäusern stehen über 300 Wohnungseinheiten für Insulaner gegenüber.

Es wurde zuletzt behauptet, dass die Wohnungen und Häuser für Insulaner (also Dauerwohnungen) zu Ferienwohnungen und -häusern umgewidmet werden können − nach einer bestimmten Frist, so dass doch wieder Dauerwohnraum für die Insulaner verloren ginge. Stimmt das?
Das stimmt nicht. Das Sicherungskonzept, das eine Umwidmung verhindert, wurde von der Gemeinde List auf Sylt vorgegeben und von uns akzeptiert.

Inwiefern stellen die gestiegenen Baupreise das Projekt vor Probleme? Beeinflussen sie die Qualität der einzelnen Angebote?
Die Entwicklung der Baupreise, aber auch die steigenden Zinsen machen das Bauen aktuell und in absehbarer Zukunft nicht gerade leichter und belasten natürlich unser Projektergebnis. Umso wichtiger ist es, den geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau durch freiverkäufliche Angebote refinanzieren zu können. Dazu dienen auch die später hinzukommenden 62 Ferienhäuser mit etwa 87 Wohneinheiten zur gewerblichen Vermietung. Sie helfen auch, im Gelände entsprechende Natur- und Freiflächen zu schaffen und eine klimafreundliche Versorgung, eine lokale Energie- und Wärmeerzeugung sowie ein fortschrittliches Mobilitätskonzept mit E-Fahrzeugen, Sharingdiensten und einer engen Verzahnung mit dem Sylter ÖPNV zu gewährleisten.

Warum geht es auf der Baustelle nicht schneller voran?
Zum einen hat die Bauleitplanung deutlich länger gedauert als geplant, weil das Projekt von einzelnen Akteuren verzögert wurde. Zum anderen sind in dem jetzigen Umfeld mit gestörten Lieferketten und deutlich gestiegenen Energie-, Bau- und Rohstoffpreisen Vergaben schwieriger geworden. Viele andere Wohnungsbauvorhaben werden derzeit auf Eis gelegt. Wir stellen uns den Herausforderungen, aber es geht nicht mehr ganz so schnell.

Wie erfolgt nun die Vergabe der Reihenhäuser?
Für die Käufer der Reihenhäuser hat die Gemeinde List ein Vorschlagsrecht und darf zwischen allen Bewerbern diejenigen auswählen, die den von der Gemeinde aufgestellten Kriterienkatalog am besten erfüllen. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September. Nach Ablauf der Frist werden wir alle eingegangenen Bewerbungen der Gemeinde List übergeben. Die Gemeinde trifft dann anhand der festgelegten Vergabekriterien die Auswahl der ersten 24 potenziellen Reihenhauskäufer. Diese werden von uns benachrichtigt und bekommen den Entwurf des Kaufvertrages, der dann kurzfristig beurkundet wird. Und spätestens dann benötigen die Käufer eine verbindliche Finanzierungsbestätigung.

Böse Zungen behaupten, ein Teil der Mietwohnungen in den fünf Schwestern sei bereits reserviert oder sogar schon vergeben zum Beispiel an Mitarbeiter des Lanserhofs. Was sagen Sie dazu?
Da stimmt nicht. Das Vorschlagsrecht für alle Wohnungen liegt bei der Gemeinde. Unsererseits gibt es keine Verabredungen oder Zusagen.

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