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20.000 neue Wohnungen pro Jahr für Schleswig-Holstein?

20.000 neue Wohnungen pro Jahr für Schleswig-Holstein?

20.000 neue Wohnungen pro Jahr für Schleswig-Holstein?

Carlo Jolly/shz.de
Kiel
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Vor allem in den Städten, hier in Flensburg, wird es immer enger - und Nachverdichtung schwieriger. Foto: Carlo Jolly

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Der Mieterbund verlangt größere Anstrengungen für bezahlbare Wohnungen – auch das Land räumt ein, dass in Schleswig-Holstein noch mehr passieren muss.

Schleswig-Holstein wird als Urlaubsregion sowie als Ziel für Ruheständler immer beliebter. Zudem strahlt die Metropole Hamburg immer stärker in die Umlandkreise zum Wohnen aus. Und allein im vergangenen Jahr sind rund 39.000 Flüchtlinge ins Land gekommen – vor allem aus der Ukraine und anderen Krisenregionen. All das hat massive Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt.

Nach Auffassung des Mieterbundes reichen die mehr als 10.000 Wohnungen, die pro Jahr zwischen Nord- und Ostsee fertiggestellt werden, nicht mehr aus: „Eher 20.000 Wohnungen pro Jahr würden uns helfen“, sagt Florian Matz, Vorstandsmitglied des Mieterbunds Schleswig-Holstein. Seine Einschätzung: In Schleswig-Holstein sieht es beim Wohnungsbau noch schlimmer aus als im Bundesdurchschnitt. „Ich habe den Eindruck, dass das nicht Schwerpunkt der Politik der Landesregierung ist“, klagt Matz.

Baugenehmigungen um 1070 zurückgegangen

Zuletzt war die Bautätigkeit jedenfalls rückläufig. 2021 waren landesweit 12.636 neue Wohnungen fertiggestellt worden – ein Minus von 1441 oder gut zehn Prozent. Im Jahr 2022, zu dem noch keine endgültigen Daten vorliegen, dürfte der Rückgang weitergehen.

Bis November ist die Zahl der Baugenehmigungen 2022 um 1070 zurückgegangen. Dazu komme die gesamtwirtschaftliche Lage: „Die Rohstoffpreise sind gestiegen, die Zinsen steigen. Das macht es nicht einfacher.“

Insgesamt gehen die Mietervertreter sogar davon aus, dass es in Schleswig-Holstein mit 1,53 Millionen Wohnungen glatt 100.000 Einheiten zu wenig gibt. Vor allem bezahlbarer geförderter Wohnraum fehle: „Landesweit fallen jedes Jahr mindestens 500 Wohnungen mehr aus der Förderung als neu gebaut werden.“ Von einst 220.000 geförderten Wohnungen gebe es nur noch 46.000 im Land, sagt Matz: „Wir brauchen aber mindestens 120.000.“

4000 Wohnungen für unversorgte Flüchtlinge

Das für Wohnungsbau zuständige Kieler Innenministerium geht davon aus, dass der Bedarf am Wohnungsmarkt auch von der Zahl der Schutzsuchenden abhängt. Schon ohne Geflüchtete räumt das Land aber einen Bedarf von „mindestens 7500 Wohnungen pro Jahr“ ein, so Sprecherin Dörte Matschull. Und landesweit müssten mindestens weitere 4000 Wohnungen für unversorgte Flüchtlinge kurzfristig her.

Insgesamt gehe es vor allem um Wohnungen im bezahlbaren Sektor, insbesondere im Mietwohnungsbau, so auch das Ministerium. Dabei würden sowohl größere Wohnungen für Familien als auch kleine für Ein- und Zweipersonenhaushalte benötigt.

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