Junger CDU-Politiker

Mit 18 Jahren in den Kreistag: Das motiviert Linus Wirwoll aus Nübel

Mit 18 Jahren in den Kreistag: Das motiviert Linus Wirwoll aus Nübel

Mit 18 Jahren in den Kreistag: Das motiviert Linus Wirwoll

Doris Smit/shz.de
Nübel
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Seine Schule wird ihm fehlen: Linus Wirwoll von der Lornsenschule wird nach dem Abi in Flensburg studieren. Foto: Smit/shz.de

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Mitten in den Abiturvorbereitungen und mitten im Wahlkampf: Linus Wirwoll (18) kandidierte vor der Kommunalwahl für die Wählergruppe Nübel und zieht für die CDU in den Kreistag ein.

Die schriftlichen Abiturklausuren sind erledigt, nur die mündliche Abiturprüfung steht noch aus. Linus Wirwoll ist zuversichtlich – und er hat auch schon einen Plan, wie es für ihn nach dem Abschluss an der Lornsenschule weitergehen wird. „Ein duales Studium. Ich werde Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Steuerrecht in Flensburg studieren“, sagt der 18-jährige Politiker.

Aufgewachsen im Hamburger Umland

Linus Wirwoll ist im Hamburger Umland aufgewachsen und ging in Quickborn aufs Gymnasium, bis er 15 Jahre alt war. Dann zog die Familie nach Nübel, und er wechselte auf die Lornsenschule nach Schleswig. Er brachte sich in der Schülervertretung ein, wurde Schülersprecher und behielt das Amt bis Februar 2023. Zwischenzeitlich war er stellvertretender Landesschülersprecher, außerdem engagiert er sich in der Jugendkonferenz in Schleswig.

Schon früh habe er durch seine Großeltern und Eltern erfahren, dass „Demokratie etwas ganz Tolles“ ist, beschreibt er. „Es ist wichtig, dass die Parteien der Mitte stark sind und bleiben“, sagt Wirwoll. Nur so könne „eine gefährliche Entwicklung in Hinblick auf Parteien wie der AfD und den Linken verhindert werden“. Als Kind hatten ihn zwar politische Inhalte noch nicht interessiert, aber es gab immer Politiker, die ihn faszinierten.

Der Weg zum Nachwuchs-Politiker

„Als ich gesehen habe, wie Angela Merkel bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gejubelt hat, fand ich sie toll. Für mich eine Identifikationsfigur“, sagt Wirwoll. Die Politik wurde für den jungen Mann immer interessanter. Während der Corona-Pandemie guckte er vermehrt Talkshows, wie die von Markus Lanz, ein Format, in dem er viel Platz für ausgiebige Diskussionen sieht, und er begann auf Anraten einer Lehrerin, „Die Zeit“ zu lesen.

Während der Pandemie hatte die Kanzlerin ihn wieder beeindruckt, Daniel Günther habe ebenfalls ein gutes Bild abgegeben, sagt der Politiker, so sei die Nähe zur CDU gewachsen. „Nach der Bundestagswahl 2021 war ich schockiert darüber, dass es für keine der großen Parteien eine überzeugende Mehrheit gab“, berichtet er. Im Anschluss sei er in die Junge Union eingetreten, im Frühjahr 2022 wurde er Mitglied der CDU.

Keine Liste für die CDU

Im Sommer 2022 hatten sich die Mitglieder des CDU-Ortsverbands in Nübel zusammengesetzt. „Es wurde deutlich, dass wir keine eigene Liste für die Kommunalwahl zusammen bekommen“, sagt Wirwoll. So gründete sich im Herbst die Wählergruppe Nübel (WgN) und trat gegen die SPD an. Die SPD gewann acht der 13 Sitze in der Gemeindevertretung. Wirwoll möchte für die WgN den Vorsitz im Jugend- und Kulturausschuss übernehmen.

Den Schritt, sich selbst einzubringen und Parteimitglied zu werden, hat er nicht bereut. „Über die den CDU-Ortsverband bin ich auch zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen und habe in Nübel meine Wohnung gefunden“, sagt er. „Und aus Nübel kriegen mich keine zehn Pferde mehr weg.“

Jeder Briefkasten im Wahlkreis

Für den Kreis ist er für den Wahlkreis 17 angetreten. „Ich war in den sieben Gemeinden an jedem Briefkasten, habe an vielen Haustüren geklingelt und Bürgergespräche geführt.“ Mehrere 100 Kilometer auf dem Fahrrad und zu Fuß. Auf Mathelernen wurde zugunsten des Wahlkampfes weitestgehend verzichtet, dafür gab es einen ordentlichen Sonnenbrand im Gesicht. 959 Stimmen hat Linus Wirwoll erhalten. Direkt gewählt, darauf ist er stolz. An der Parteiarbeit kritisiert er, dass er sich als „Neuer“ von den alteingesessenen Parteimitgliedern nicht immer akzeptiert fühle.

Wirwoll sieht auch, dass der Nachwuchs fehlt und wünscht sich Verbesserungen – wie bei der Terminplanung und bei der Kommunikation untereinander –, um die Parteiarbeit für jüngere Menschen, Frauen und Berufstätige attraktiver zu gestalten. „Und das spreche ich auch an. Außerdem möchte ich bei den Inhalten mitgenommen werden. Ich bin noch Anfänger, und ich will mitgerissen werden“, sagt er.

Linus Wirwoll hat noch viel vor. „Das, was man mir auf den Weg gibt, möchte ich auch umsetzen“, sagt er. „Für meine Wähler möchte ich das Beste rausholen. Das ist mein Versprechen – und mein Auftrag.“ Viel Zeit für andere Freizeitgestaltung bleibt da nicht. „Politik ist mein Hobby“, sagt er und lacht. „Für mich persönlich bedeutet sie Orientierung – von Erfahrungen anderer profitieren und dadurch für mich und andere etwas erreichen.“ Ob er sich eine Zukunft als Berufspolitiker vorstellen kann? „Ja, das habe ich schon im Blick. Aber nicht, bevor ich 30 bin. Ich finde es wichtig, vorher selbst in einem anderen Beruf gearbeitet zu haben.“

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