RADSPORT

Tour de Suisse auf dem Ergometer

Tour de Suisse auf dem Ergometer

Tour de Suisse auf dem Ergometer

Ritzau/hdj
Apenrade/Kopenhagen
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Christopher Juul-Jensen wird bei der diesjährigen Tour de Suisse auf Brille, Helm und Sonnencreme verzichten können. Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters (Archiv)

Wenn Radfahrer nicht auf die Straße können, holen sie sich die Straße ins Wohnzimmer.

Der Radsport gehört zu den wenigen Sportarten, in denen sich die Profis trotz der Corona-Pandemie in Wettkämpfen miteinander messen können.

Was im ersten Moment komisch wirkt, findet in der Welt des Radsports riesigen Anklang: Für die erste virtuelle Tour de Suisse vom 22. bis 26. April haben sich ganze 19 professionelle Teams angemeldet. Nach mehr als zwei Monaten ohne Rennen brennen die Fahrer darauf, wieder loslegen zu können.

Hungrig auf Rennen

„Dies kann den Hunger auf die richtigen Rennen vorerst stillen“, sagte der dänische Profi Christopher Juul-Jensen. „Auf diese Weise können wir zumindest ein wenig fahren, und ich werde es auf jeden Fall wie ein richtiges Rennen angehen“, so der Fahrer aus dem Team Mitchelton-Scott.

Auch die Veranstalter tun alles dafür, um richtige Rennatmosphäre aufkommen zu lassen. Die Fahrer werden auf Heimtrainern sitzen und auf einem Bildschirm die Strecke sowie die anderen Fahrer sehen. Jeder Fahrer wird virtuell durch einen Avatar abgebildet, und der Heimtrainer reagiert ständig auf die Streckenführung.

Im Sattel zu Hause

Christopher Juul-Jensen weiß schon, was ihn erwartet. In seinem Ferienhaus an der Nordsee hat er in den vergangenen Tagen bereits virtuell mit seinen Teamkollegen aus ganz Europa trainiert.

„Das Wohnzimmer ist unsere Landstraße geworden. Wenn man etwas Luft und Licht hereinlässt, funktioniert das ganz gut“, so Juul-Jensen.

Verkürzte Etappen

Bei der virtuellen Ausgabe der Tour de Suisse werden lediglich fünf Etappen gefahren, die kürzer sind als die ursprünglichen. Die Länge der Strecken variiert zwischen 26,6 und 46 Kilometern – auch Bergetappen sind vorgesehen.

„Die modernen Indoor Bikes können ständig den Widerstand regulieren und der Strecke anpassen. Wenn es bergauf geht, merkt man das deutlich und muss den Gang wechseln. Das macht es spannender, und man muss viele Dinge beachten. Man ist mental voll drin im Rennen“, sagte Christopher Juul-Jensen.

Zuschauer vor den Schirmen

Es ist das zweite virtuelle Profirennen, nachdem Anfang März auch die Flandern-Rundfahrt in den Wohnzimmern der Fahrer ausgetragen wurde. Das Ein-Tages-Rennen wurde auf nur 30 Kilometer gekürzt, und es nahmen lediglich 13 Fahrer teil. Das schmälerte allerdings keineswegs die Aufmerksamkeit der Zuschauer. 600.000 Menschen sahen sich das Rennen im belgischen Fernsehen an.

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