Handball

„Sie sind gekommen, um lange zu bleiben“

„Sie sind gekommen, um lange zu bleiben“

„Sie sind gekommen, um lange zu bleiben“

Holger Petersen/shz
Berlin
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Lars Christiansen hält sich während der WM in Deutschland auf. Foto: dpa

Lars Christiansen (46) zählte jahrelang zu den besten Linksaußen der Welt, ist Mitglied der Hall of Fame der SG Flensburg-Handewitt, erzielte für sie 2875 Bundesliga-Tore und ist Dänemarks Rekordtorschütze (1503). Holger Petersen traf den Dänen in Berlin beim Spiel Deutschland gegen Brasilien.

Ein Däne, der sich  während der WM in Deutschland und nicht in Dänemark aufhält – wie kommt das zustande?

Weil die Gruppe A die interessanteste von allen ist. Die dänische Vorrunde ist bis auf das Spiel gegen Norwegen wenig spektakulär.  Ich werde auch in Hamburg sein, also eine kleine Rundreise machen. Ich habe den Vorteil, dass ich erstmals seit sieben Jahren kein TV-Experte des dänischen Fernsehens mehr bin – und zudem als Botschafter des IHF-Ausrüsters Hummel und in meinen eigenen Angelegenheiten unterwegs.

Was machen Sie denn, wenn keine WM stattfindet?
Ich bin selbstständig mit meiner eigenen Firma. Ich halte 60 bis 70 Vorträge im Jahr – mal vor Jugendlichen, mal bei großen Unternehmen. Es geht um Themen wie Motivation, Lebensweisen oder Stressbewältigung.  Außerdem bin ich Mitinhaber einer Management-Agentur, aber nicht am operativen Geschäft beteiligt. Manchmal denke ich auch an eine Rückkehr in den Handball, vielleicht als sportlicher Berater in einem Verein. Angebote gibt es.

Wie fällt Ihr erster Eindruck dieser WM aus?
Deutschland und Dänemark, das sind zwei Länder, die diesem Sport mit viel Herzblut begegnen,  und die auch locker dieses Event hätten allein ausrichten können. Deswegen sind hohe Zuschauerzahlen, eine super Stimmung und eine reibungslose Organisation fast garantiert. Alles rund um den Handball funktioniert. Toll ist, dass auch die Spiele ohne deutsche und dänische Beteiligung eine starke Resonanz finden.

Ist die deutsche Mannschaft ein ernsthafter Konkurrent der Dänen bei der Titelvergabe?
Na klar. Deutschland hat gezeigt, was es kann. Der Auftritt gegen Brasilien war sehr stark. Die Deutschen darf man nie unterschätzen. Der Heimvorteil ist ein  großer Trumpf. Aufgrund meiner Vita wäre es ein Traum, wenn beide Mannschaften in Hamburg und Herning noch dabei sind.

Aber Dänemark wird doch Weltmeister, oder?
Ich denke, wir werden keine bessere Chance als jetzt bekommen. Wir Dänen habe ein routiniertes Team mit vielen Spielern, die über internationale Klasse verfügen. Aber es gibt  sechs, sieben Mannschaften, die Weltmeister werden können. Frankreich ist immer vorne dabei,  Schweden und Norweger sind stark, Spanien auch,  bei Kroatien weiß man nie genau, woran man ist. Dazu natürlich Deutschland.

Wie ist Ihr konkreter Eindruck von der DHB-Auswahl?
Die Deutschen spielen mit wesentlich mehr Ehrgeiz als bei den letzten  Turnieren.  Sie haben das  Feuer in den Augen. Man merkt, sie sind  gekommen, um lange  zu bleiben.  Abwehr und Torhüter sind erste Klasse. Im Rückraum haben sie zwar keinen Karabatic, dafür aber junge Spieler, die Biss haben, die wollen.  Und: Sie sind nicht von  ein, zwei  Spielern abhängig, ähnlich wie die Dänen. Aber wenn man Weltmeister werden will, muss ein Andreas Wolff oder ein Mikkel Hansen überragend spielen.

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