Handball

Ein Färinger im Tor bei TMT

Ein Färinger im Tor bei TMT

Ein Färinger im Tor bei TMT

Sven Sörensen Sportredaktion
Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Ein TRaum wird wahr. Niklas hält gegen Mikkel Hansen Foto: John randeris/Ritzua Scanpix

Die Mannschaft von TM Tønder steht in der 1. Division richtig gut da, und das liegt natürlich auch an ihren Torhütern Christian Trans und Niklas Simonsen. Die beiden halten hinten den Kasten dicht.

Das Training beim Tabellenführer ist hart und technisch sehr anspruchsvoll – von nichts kommt nichts. Der 22-jährige Niklas Simonsen ist voll konzentriert und hört den Anweisungen der Trainer aufmerksam und ruhig zu.

Ruhig und erfahren
Er ist überhaupt ein sehr aufgeschlossener und ruhiger Zeitgenosse. In der vergangenen Woche stand er im Tor für die  Nationalmannschaft der Färöer. Beim 24:24 im EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro gerät er ins Schwärmen.
„Es war das erste Mal, dass ich für die A-Nationalmannschaft spielen durfte. Es war gigantisch, und die Wetten standen 22:1 gegen uns. Gleich den ersten Wurf konnte ich parieren“, erzählt er mit glänzenden Augen und kann sich wirklich an jede Parade erinnern. Er, der im dritten Semester zum Energie-Ingenieur an der Aalborg Universität in Esbjerg studiert.  Auch wenn das zweite EM-Qualifikationsspiel gegen  Dänemark mit 17:35 verloren ging, so war es ein Erlebnis, dass er so schnell nicht vergessen wird.

Stolz wie Oscar
„Dänemark hat wirklich schnelle und gute Spieler. Ich durfte ab der 50. Minute ins Tor und freute mich diebisch über jede gelungene Parade. Ich, einer der wenigen Färinger, die einen Wurf von Mikkel Hansen pariert haben“, sagt  voller Stolz der Mann, dessen Hobbies das Krafttraining und ab und zu mal Gitarrespielen sind. Und mit Freunden in seinem jetzigen Wohnort Esbjerg auf dem Sofa zu einer Serie oder einem Konsolen-Spiel abzuhängen.

Stationen einer noch jungen Karriere. Foto: John Randeris/Ritzau Scanpix & Sven Sörensen

Warum Dänemark?

Doch wie kommt eigentlich ein Färing er nach Tondern? Nach dem Abitur stand Niklas Simonsen, was eine Freundin und einen Job anging, ungebunden da. Er hatte aber schon im jungen Alter viele Reisen durch seinen Sport ins Ausland machen dürfen und Kontakte knüpfen können.
„Wir hatten zum zweiten Mal die Meisterschaft der Färöer gewonnen, und mich reizte Dänemark. Nach einigen Probetrainings bei verschiedenen Vereinen landete ich in Skjern, wo sie mich wie in einer Familie aufnahmen. Ich durfte  mit der Liga-Mannschaft trainieren, mit Leuten wie Myrhol und Co. Ich war super nervös“, erzählt der Torwart, der auch gerne mal die Musik aus seiner Heimat hört und dabei an seine Familie und an die raue Natur denkt.
Nach zwei Jahren in der 2. Division in Skjern rief ihn TMT-Trainer Torben Sørensen an.
„Ich hatte sechsmal mit der Mannschaft trainiert. Dann schaute mich der Trainer sehr respektvoll an und meinte, dass ich ziemlich klein sei. Da dachte ich nur:  Mist, das wars, ich würde keine Chance bekommen. Doch Torben lachte kurz und sagte: Natürlich wollen wir dich“, so Niklas, dessen Leibgerichte natürlich alle aus der Heimat kommen.

Färingische Lebenseinstellung
„Wir essen eigentlich alles. Aber ein schöner färingischer Schweinebraten oder Fleisch vom Wal, Hasen oder auch mal Schafskopf, das sind Gerichte, die wir auf den Färöern lieben“, sagt Simonsen genussvoll.
Die Handballliga in der Heimat besteht aus sieben Mannschaften, wo das beste Team sich wohl in der 1. Division noch gut schlagen würde. Fußball ist der Sport mit den meisten Anhängern, aber das Interesse am Handball wächst und ist mittlerweile sehr groß.

Sein Torwart-Kollege
Momentan kann man Niklas Simonsen wohl als einen sehr guten zweiten Torwart bei TM Tønder bezeichnen, und mit dieser Rolle kann er sich gut zurechtfinden.
 „Christian Trans ist ein sehr routinierter und erfahrener Torhüter. Ich hatte mich leider gleich am Anfang der Saison verletzt und musste zwei Spiele pausieren. Ich verstehe mich gut mit Christian. Natürlich wollen wir beide immer im Tor stehen, aber so gibt er mir Tipps, und wir unterstützen uns gegenseitig“, so Simonsen, dem, wenn er über seine Heimat spricht, man anmerkt, dass er sie wirklich im Herzen trägt.
„Dänemark ist wirklich ein schönes Land, vielleicht etwas flach. Zu Hause liebe ich die Natur, das ständig wechselnde Wetter und die Klippen“, schwärmt er.

Träume und Ziele
Seine Gelassenheit soll aber kein Indiz dafür sein, dass er nicht sportliche und ehrgeizige Ziele verfolgt. Er hat Ambitionen und Wünsche.
„Das kurzfristige Ziel ist es, mit TM Tønder in der Liga zu spielen und auch eine tragende Rolle zu haben. Ich hoffe natürlich auch auf mehr Spielzeit zu den Punktspielen, um mich dadurch auch noch verbessern zu können. Mein ultimatives Ziel ist die Bundesliga“, erzählt er in einem bestimmten Ton, sodass man sich schnell einen Färing bei Kiel oder den Rhein-Neckar Löwen vorstellen kann.
Wer weiß, vielleicht darf Niklas Simonsen heutigen am Sonnabend im Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Stoholm seine Coolness und Gelassenheit im Tor unter Beweis stellen.

Mehr lesen